Spannend bis zur letzten Sekunde gestalteten die Handballer des SC DHfK ihren Rückrundenauftakt gegen die HSG Nordhorn-Lingen. Dabei gaben sie in eben dieser letzten Sekunde einen eigentlich bereits eingetüteten Sieg aus der Hand. Der Verein gab zudem am Donnerstag die Neuverpflichtung von Philipp Pöter bekannt, der zur neuen Saison von TUSEM Essen nach Leipzig wechseln wird.

Vor 1.851 Zuschauern in der Leipziger Arena hatten in der Anfangsphase vor allem die Abwehrreihen ihren großen Auftritt. “Unsere Abwehr war in der ersten Halbzeit fantastisch, mit viel Aggressivität. Wir haben keine dummen Tore bekommen.”, lobte DHfK-Trainer Christian Prokop diesen Auftakt. Da allerdings im Angriff die Bälle zu schnell verloren gingen, sah es nach einer Viertelstunde beim Zwischenstand von 4:5 nicht gerade nach einem Torfestival aus.

Danach allerdings landete der Ball öfter in den Maschen, wobei die Partie stets ausgeglichen blieb. Erst kurz vor dem Pausentee konnten sich die Leipziger ein Stück absetzen. In der 27. Minute sorgte ein Prokopec-Strafwurf zum 13:11 für die erste Zwei-Tore-Differen seit dem 2:0 (5.). Und mit der Pausensirene pumpte der bestens aufgelegte Alen Milosevic mit seinem 15:12 das Torepolster sogar um einen weiteren Treffer auf.

Der Schweizer war es auch, der in der zweiten Halbzeit mit seinem Doppelschlag zum 19:15 (37.) auf plus vier erhöhte. Aber die erhoffte Sicherheit brachte auch dieser Vorsprung nicht in die grün-weißen Reihen. Unkonzentriertheiten ermöglichte es den Gästen, Tor um Tor näher zu kommen. Ein Missverständnis zwischen Lukas Binder und René Boese im Vorwärtsgang leitete den Nordhorner Konter zum folgerichtigen 23:23-Ausgleich (51.) ein. Doch auf diesen hatten die DHfK-Jungs zunächst die richtigen Anworten, führten fünf Minuten vor Ultimo wieder mit drei Toren (27:24).
Dass es in der verbleibenden Spielzeit dennoch richtig knapp wurde, haben sich die Gastgeber selbst zuzuschreiben. Ein Hattrick von Nordhorns Bobby Schagen – davon zwei Treffer in Leipziger Unterzahl erzielt – holte die Partie aufs Drahtseil zurück. 27:27 stand es und nur noch 2:30 Minuten waren auf der Uhr. Trotzdem schien es der Handballgott gut mit den Leipzigern zu meinen. Denn als der SC DHfK wieder vollständig war, musste der Nordhorner Matthias Poll mit einer Zeitstrafe vom Feld. Pavel Prokopec, der mit 8 Toren am häufigsten für Leipzig traf, nutzte den Freiraum brachte sein Team 74 Sekunden vor dem Ende mit 28:27 wieder in Führung.

Als Gabor Pulay den anschließenden Torwurf der Gäste festhalten konnte, schien das Spiel entschieden. Erst recht, als Prokopec zehn Sekunden vor Abpfiff frei vor dem Gästetor auftauchte und abschloss. Doch sein gewaltiger Wurf knallte nur an die Lattenunterkante und sprang vor der Linie auf. Nordhorn leitete sofort einen Konter ein, konnte sogar noch werfen. Auch hier klatschte das Leder an den Innenpfosten und sprang im spitzen Winkel zurück. Doch kein Glück im Unglück, denn der Schütze war zu Boden gerissen worden und so ertönte nahezu zeitgleich mit der Schlusssirene der Siebenmeter-Pfiff. Bobby Schagen (10-facher Torschütze) ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und stellte vom Punkt den 28:28-Endstand her.

Riesenjubel bei den rot gekleideten Gästen, hängende Kopfe hingegen im DHfK-Lager. “Durch unsere eigenen Fehler machen wir den Gegner wieder stark.”, schüttelte Kapitän Thomas Oehlrich den Kopf. “Hätten wir diese Unkonzentriertheiten weggelassen und noch einen draufgesetzt, wäre es vielleicht anders gelaufen. Aber ‘hätte’ und ‘wenn’, das sind Milchmädchen-Rechnungen.” Sein Trainer Christian Prokop wollte dem Team keinen Vorwurf machen. “Wir haben versucht, die Zeit runterzuspielen. Mich ärgert aber, dass wir es im Rückwärtsgang nicht geschafft haben, den Siebenmeter zu verhindern.”
Einen Tag nach dieser nervenaufreibenden Partie gab der SC DHfK mit Philipp Pöter eine Neuverpflichtung für die kommende Saison bekannt. Der 27-jährige Spielmacher hat für TUSEM Essen in der laufenden Spielzeit bereits 61 Tore in 19 Partien erzielt. “Leipzig ist eine Stadt mit viel Lebensqualität und einer großen Handballtradition.”, sagte Pöter. “Das Projekt SC DHfK hat viel Potenzial und ich möchte gerne ein Teil davon sein. Außerdem kenne ich den Trainer Christian Prokop aus unserer gemeinsamen Zeit in Essen. Ich schätze ihn sehr, mag seine Art, wie er das Training leitet und die Mannschaft führt.”

Rico Göde hingegen wird die Leipziger zum Saisonende verlassen und zum Drittligisten HC Elbflorenz wechseln. Göde hat es beim SC DHfK auf seiner Kreisposition durch Thomas Oehlrich, Alen Milosevic und Bastian Roschek mit drei starken Konkurrenten zu tun und musste sich deshalb zuletzt mit immer weniger Spielanteilen begnügen.
SC DHfK Leipzig vs. HSG Nordhorn-Lingen 28:28 (15:12)
2. Bundesliga, 23. Spieltag (vorgezogene Partie)

SC DHfK Leipzig: Tovas, Pulay – Emanuel, Krzikalla (2), Oehlrich (1), Binder (1), Jonsson (1), Gerlich (2), Boese (1), Weber (6), Prokopec (8/4), Milosevic (6), Göde. Trainer: Christian Prokop.
HSG Nordhorn-Lingen: Buhrmester, Bartels – Verjans (5), Schwenning, Mickal (2), Miedema, Meyer (4), Schagen (10/5), Poll, Trodler (1), Terwolbeck, de Boer, Wiese (6). Trainer: Heiner Büllmann.

Schiedsrichter: Tolga Karamuk/ Nikos Seliger. Siebenmeter: DHfK 4/4 (Prokopec 4/4), Nordhorn 5/5 (Schagen). Zwei-Minuten-Strafen: DHfK 4x (Oehlrich, Binder, Gerlich, Weber), Nordhorn 2x (Poll, de Boer). Zuschauer: 1.851 in der Arena Leipzig.

Mehr Informationen:
www.dkb-handball-bundesliga.de

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Jan Kaefer über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar