Da haben sich nicht nur die Spielerinnen des HC Leipzig die Augen gerieben: Mit einem verwandelten Siebenmeter in letzter Sekunde, besiegte Außenseiter HSG Blomberg-Lippe am Samstag im Halbfinale Bayer Leverkusen mit 27:26 und steht damit neben dem HCL überraschend im heutigen Pokal-Endspiel (Anpfiff 14:30 Uhr). Den Titel um die Deutsche A-Jugend-Meisterschaft spielen ebenfalls heute Leverkusen und Badenstedt aus (Anpfiff 12:30 Uhr).

Vom Papier her galt der Einzug von Bayer Leverkusen in Pokalfinale als reine Formsache. Denn Gegner HSG Blomberg-Lippe kam als krasser Außenseiter nach Leipzig gereist, war in der Bundesliga-Hauptrunde nur auf dem 9. Platz gelandet und muss sich deshalb nun in den Playdowns verdingen. Doch die Ostwestfalen erwischten Bayer auf dem völlig falschen Fuß. Die führten in der ersten Halbzeit kein einziges Mal, lagen unter anderem 1:3 (3.), 4:7 (15.) und 10:12 (24.) zurück.

Selbst als Blomberg beim Stand von 12:12 in doppelter Unterzahl auf dem Parkett stand, vermochte Leverkusen kein Kapital daraus zu schlagen. Im Gegenteil: Blomberg traf selbst und war bei einer 13:12-Führung wieder vollzählig (27.). In die Halbzeit ging es dennoch mit einem 14:14-Remis, wobei auf Seiten der HSG Isabelle Jongenelen gleich achtmal getroffen hatte.

zu Beginn der zweiten Hälfte setzte sich der Underdog wieder an die Spitze, zog mit 18:16 (38.) und 19:17 (39.) in Front. Doch plötzlich schien sich das Blatt zu wenden und Leverkusen endlich im Spiel angekommen zu sein. Mit vier Treffern am Stück gingen sie erstmals in dieser Partie in Führung (19:21/ 44.), die später sogar auf 20:23 (49.) ausgebaut werden konnte. Wer nun gedacht hatte, alles nimmt nun den prognostizierten Verlauf, der täuschte sich.
Denn mit viel Herz und einer starken Torhüterin, kämpfte sich Blomberg-Lippe zurück ins Geschehen und waren beim 23:23 (54.) wieder auf Augenhöhe. Von da an lief alles auf eine Verlängerung hinaus. Und tatsächlich stand es bis vier Sekunden vor dem Ende 26:26-Unentschieden. Doch dieser winzige Moment bis zur Schlusssirene hatte es in sich. Die Leverkusenerin Egozkue Extremado wusste sich gegen eine frei durchbrechende Blombergerin keinen anderen Rat als die grobe Notbremse. Das brachte ihr den roten Karton und der HSG einen Siebenmeter ein.

Angela Malestein übernahm die Verantwortung und ging zum Punkt. Als ihr Wurf in die Maschen des Leverkusener Tores einschlug ertönten Schlusssirene und riesiger Jubel gleichzeitig. Im Pokalfinale gegen den HC Leipzig sind die Rollen von Favorit und Außenseiter nun noch deutlicher verteilt – der HC Leipzig sollte auf der Hut sein.
HSG Blomberg-Lippe vs. Bayer Leverkusen 27:26 (14:14)
Final 4 – DHB-Pokalendrunde, Halbfinale

HSG Blomberg-Lippe: Monz, Roch – Wahle, Rüffieux, Klaunig (8), F.Müller (1), Jongenelen (10/1), Frey, Magelinskas (3/3), Bormann-Rajes, Großheim, Berndt (1), Guberinic, Malestein (4/2). Trainer: André Fuhr.
Bayer Leverkusen: Hagel, Salamakha – Zapf (7), Seidel (3), Egozkue Extremado (6/3), Verschuren, Heldmann, Latakaite-Willig (2), Glankovicova, Naidzinavicius (6/2), Logvin, Jochin (1), Jörgens, Comans (1). Trainerin: Heike Ahlgrimm.

Schiedsrichter: Grobe/ Kinzel. Zwei-Minuten-Strafen: Blomberg 2x (Bormann-Rajes, Berndt), Leverkusen 3x (Latakaite-Willig, 2x Jochin). Rote Karte: Egozkue Extremado (Leverkusen/ 60.). Siebenmeter: Blomberg 4/6 (Magelinskas 3/4, Jongenelen 1/2), Leverkusen 5/6 (Egozkue Extremado 3/4, Naidzinavicius 2/2). Zuschauer: 4.800 in der Arena Leipzig.
Das Finale um die Deutsche Meisterschaft der A-Jugendlichen tragen am heutigen Sonntag um 12:30 Uhr die Teams von Bayer Leverkusen und der HSG Badenstedt aus. Titelverteidiger Leverkusen erwischten einen besseren Tag als das Frauenteam und ließen gegen den Buxtehuder SV keinen Zweifel aufkommen. 5:1 (9.), 9:5 (20.), 11:6 (26.) lauteten die Stationen, bevor es mit einem klaren 13:8 in die Halbzeitpause ging. Danach wurde es beim 17:10 (35.) und 20:12 (41.) noch eine Spur deutlicher. Und auch auf das kurze Aufbegehren der jungen Buxtehuderinnen (25:21/ 50.) hatte der Favorit die richtigen Antworten parat (28:21/ 54.). Mit 29:24 qualifizierte sich Leverkusen ungefährdet für das Finale.

Bayer Leverkusen (A-Jugend) vs. Buxtehuder SV (A-Jugend) 29:24 (13:8)
Deutsche Meisterschaft A-Jugend, Halbfinale

Bayer Leverkusen: Gerken, Fehr – Ingenpass (3), Ruthenbeck (8/4), Alof (2), Spielvogel, Rodehau (2), Heldmann (4), Adams (2), Pauly, Hoffmeister (2), Braun (5), Logvin (1), Teixera da Silva.
Buxtehuder SV: Lukau, Schiwik – Bölk (6), Hartmann, Prior (4), Burandt, Wietzer (1), Axmann (4), Holecy (2), Michailidis, Herbst (4/1), Schwiecker (1), Schneider (2/1).

Schiedsrichter: Baumgart/ Wild. Zwei-Minuten-Strafen: Leverkusen 4x, Buxtehude 8x. Siebenmeter: Leverkusen 5/4, Buxtehude 4/2. Zuschauer: 1.200 in der Arena Leipzig.
Ebenfalls 29 Tore brachten die HSG Badenstedt ins Endspiel. Die Niedersachsen besiegten den Thüringer HC mit 29:26 (14:12). Auch dieser Erfolg war letztendlich verdient, obwohl es hier deutlich enger zuging als im anderen Halbfinalspiel. Fünf Minuten vor dem Ende war beim 25:25 noch alles drin. Badenstedt legte nun in der Abwehr noch eine Schippe drauf, konnte die Thüringer Angriffsversuche erfolgreich unterbinden. Mit drei Toren in Folge warfen sie sich so mit 28:25 nach vorn und hatten das Spiel entschieden.

HSG Badenstedt (A-Jugend) vs. Thüringer HC (A-Jugend) 29:26 (14:12)
Deutsche Meisterschaft A-Jugend, Halbfinale

HSG Badenstedt: Schierholz, C. Pagel – Oppermann, Rast (9), Neuendorf (6), Pichlmeier (3/1), Skibba, Seehausen (3), Düvel (3), Seidler (1), Schäfer (2), Wagenlader (2), Pollex, N. Pagel.
Thüringer HC: Müller, Eckerle – Bolze (7/2), Böhnhardt (1), Kessler (2), Bach, Redder (1), Westland, Mack, Lorenz (2), Gramma (2), Platen (11), Kiethe.

Schiedsrichter: Tanja Schilha/ Maike Schilha. Zwei-Minuten-Strafen: Badenstedt 4x, THC 6x. Siebenmeter: Badenstedt 7/7, THC: 3/2. Zuschauer: 822 in der Arena Leipzig.

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