Am Wochenende gehörte die Egidius-Braun-Sportschule in Abtnaundorf einmal nicht den Fußballern. Stattdessen flogen bunte Plastikscheiben durch die große Sporthalle. Alles drehte sich um die Frisbee - und die Frisbee drehte sich munter mit. Das Leipziger Junioren-Team Pizza Volante richtete die Deutschen Ultimate Junioren-Meisterschaften aus, es siegten in allen drei Altersklassen die "Bad Raps" aus Bad Rappenau, einer der Frisbee-Hochburgen.

Dort nämlich geben die Scheibenathleten den Ton im Verein an, haben, was die Mitgliederzahl angeht, sogar schon die Fußballer überholt. Das macht sich in optimalen Trainingsbedingungen bemerkbar, die wiederum zu zahlreichen Titeln – auch bei den Erwachsenen – führen. “Es ist einfach nur super, es mit allen drei Mannschaften in die Finals geschafft zu haben”, sagte Trainer Robin Müller, während das Finale der U17 noch lief. Seine U20-Jungs wirkten physisch sehr präsent auf dem Feld, damit mussten die Gegner psychisch erst einmal zurecht kommen.

Als Finalgegner trafen in der U20 die Bamberger vom Team Wulfkultur auf die “Bad Raps” deren Schlachtruf das ganze Wochenende kaum zu überhören war. Schnell gingen die Bad Rappenauer in Führung, eben ein Zeichen, dass sich die Gegner erst auf das leicht aggressiv wirkende Spiel einstellen mussten. Dennoch blieb die Ultimate typische Fairness gewahrt, schließlich gibt es bei jedem Turnier dafür sogar eine eigene Wertung, bei der jede Mannschaft der gegnerischen in verschiedenen Kategorien von Regelkenntnis bis Selbstbeherrschung Punkte gibt.

Fairstes Team wurden dann schließlich in der U14 auch die Leipziger, die mit deutlich jüngeren Spielern antrat. Nachteile bei der Körpergröße und der Schnelligkeit waren den jungen Hüpfern aber sichtlich gleichgültig, ihre Spielfreude blieb ungetrübt, selbst nach Niederlagen. “In spätestens drei Jahren werden sich die Erfahrungen dieses Wochenendes für Pizza Volante sehr bezahlt machen”, war sich der Osnabrücker Trainer Stefan Hörter sicher. Eine gesponsorte Wurfscheibe mit dem Aufdruck “Spirit of the Game” durfte dafür jeder der Kleinen schon mal mitnehmen. Ebenso durften das die U17 und U20 Teams von “Catch ’em all” aus Celle. Auch sie wurden von den Altersgenossen als fairste Mannschaften gewählt.
Inoffizieller Sieger bei den meisten gestellten Teilnehmern dürften die Osnabrücker gewesen sein. Mit gleich 5 Mannschaften reisten sie in einem kompletten Reisebus an. Stefan Hörter erläuterte den Hintergrund.”Wir haben das große Glück einer tollen Zusammenarbeit zwischen dem Verein und einer Schule, die Spieler hier sind alle Teilnehmer von AGs.” Sie machten in ihren verschiedenfarbigen, aber doch einheitlich gestalteten, T-Shirts einen großen Teil der 300 Starter aus 35 Teams aus.

Eine solche Veranstaltung will auch gut organisiert sein, wofür Sergej Volante und Christoph Dennhardt gerade standen. “Es gab durch die Bank viel Lob.” sagte Letzterer. “Wir sind ja erfahrene Ausrichter, und so konnten wir alle Klippen rechtzeitig umschiffen. Solch ein Turnier mit 5 Feldern nebeneinander ist natürlich für alle ein echtes Erlebnis, die Bedingungen passen einfach.” Etwas problematisch gestaltete sich nur die Suche nach kostengünstigen Schlafmöglichkeiten für alle Angereisten. Die Schüler können sich schließlich vom Taschengeld kein Hotelbett leisten und Schulen und Sporthallen stehen seit kurzem in Leipzig aus Brandschutzgründen kaum noch zur Verfügung. Ein Umstand der auch die Ausrichtung eines erneuten Turnfestes in der Messestadt quasi unmöglich macht, sofern nicht Abhilfe geschaffen wird.

Das Abschneiden der eigenen U20 als Sechste stimmte den Chef-Organisator zufrieden: “Die Mannschaft hat sich im Herbst darauf verständigt, die Hallensaison für Fitness und Grundlagen zu nutzen. Eine Top-Platzierung war nicht das Ziel. So haben sich die U17 und U20-Teams auch bewusst zusammengeschlossen, um auf dem Turnier mit genügend Spielern sauber den Team-eigenen Stil spielen zu können und als Gruppe noch enger zusammen zu wachsen.” Auch hier traten die U17-Spieler in der höheren Altersklasse an, durch die körperlichen Nachteile habe er eher eine untere Platzierung erwartet. Vielleicht wird sogar einer der Leipziger Jungnationalspielerinnen und -spieler erster Preisträger des Phillis Award, der beim Turnier vorgestellt wurde. Hier kann ein Spieler zwischen 14 und 18 Jahren eine Teilnahme bei einem Trainingscamp in den USA gewinnen.

Die Ergebnisse vom Wochenende:
www.scores.frisbeesportverband.de/?view=played&Season=5

Mehr Informationen zum Phillis Award:
www.phillis-award.de
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