Geht es zurรผck in die alte schlechte Arbeitswelt? Wenn man die Meldungen der letzten Wochen sieht, dann kรถnnte man es glauben. Der โKPMG CEO Outlookโ 2023 stellt fest: โ68 Prozent der deutschen Top-Entscheider gehen demnach davon aus, dass ihre Angestellten innerhalb der nรคchsten drei Jahre wieder Vollzeit ins Bรผro zurรผckkehren werden.โ Und sie wรผrden die Mitarbeiter zum Teil befรถrdern oder hรถher bezahlen, wenn sie ins Bรผro zurรผckkommen.
SAP, ja dieser Softwarekonzern der โSoftware fรผr faire Personalpolitikโ anbietet, will eine neue Personalpolitik im Konzern einfรผhren. Dort will man neben der Prรคsenzpflicht noch ein Bewertungssystem einfรผhren und die Mitarbeiter in drei โLeistungskategorienโ einteilen.
Geht es also zurรผck in die 1990er?
Wir haben 30 in Leipzig aktive Unternehmen, auch die Stadt Leipzig und die L-Gruppe, angeschrieben und zum Thema Homeoffice und hybrides Arbeiten befragt. Im Weiteren ist, wenn von Unternehmen die Rede ist, die Stadt Leipzig immer mitgemeint. Mit der Befragung sollten nicht die Ergebnisse des โKPMG CEO Outlookโ 2023 in Frage gestellt werden, wir wollten eine Einschรคtzung Leipziger Unternehmen zu diesem Thema erhalten.
Eine erste Antwort
Eine der ersten Antworten die uns erreichte, war die von PwC. Sie war verbunden mit dem Angebot eines Gesprรคchs mit Carl Erik Daum, dem Standortleiter Leipzig, welches wir gern annahmen.
Aus der Antwort: โBei PwC Deutschland machen wir gute Erfahrungen mit hybriden Arbeitsmodellen. Wir ermรถglichen unseren Mitarbeitenden Flexibilitรคt bei der Wahl ihres Arbeitsortes und ihrer Arbeitszeit. Gleichermaรen sehen und fรถrdern wir die Vorteile der physischen Zusammenarbeit bei unseren Mandanten, Kunden oder im Bรผro. In allen Geschรคftsbereichen gibt es โNew Work Mix Chartasโ. Diese sind auf die Situation der Geschรคftsbereiche zugeschnitten und legen die Ausgestaltung der Zusammenarbeit fest.โ
Also keine Rede davon, dass die Mitarbeiter zurรผck in die Prรคsenzarbeit sollen. Also fรผhrten wir das Gesprรคch am 9. Dezember per Zoom.
Das gesamte Interview steht am Ende des Artikels.
Systematik, Fragen und Antworten der Umfrage
Die Auswahl der Unternehmen erfolgte nach frei verfรผgbaren Daten, wie Anzahl der Mitarbeitenden unter der Prรคmisse, dass es eine groรe Anzahl Mitarbeitende gibt, fรผr die Homeoffice oder hybrides Arbeiten mรถglich ist. Bewusst wurden sowohl Unternehmen mehrere Branchen angefragt die bereits vor der Pandemie die Mรถglichkeit Homeoffice/ hybrides Arbeiten anboten und solche, die es erst in der Pandemie ermรถglichten. Wir fragten die Unternehmen, ohne Unterscheidung von Homeoffice und hybridem Arbeiten, deshalb ist in der Folge oft nur von Homeoffice die Rede:
1. Haben Sie, dafรผr geeignete, Arbeitsplรคtze ins Homeoffice verlagert? Wenn ja, wie viele?
2. Wie sind Ihre Erfahrungen, u. a. betreffs Effektivitรคt, im Homeoffice gegenรผber der Prรคsenzarbeit?
3. Planen Sie die Rรผckkehr aus dem Homeoffice in die Prรคsenzarbeit? Wenn ja, welche Grรผnde gibt es dafรผr?
4. Sollten Sie eine Rรผckkehr in die Prรคsenzarbeit planen, sehen Sie dafรผr Anreize fรผr die Beschรคftigten vor?
5. Ist fรผr Sie das Homeoffice bzw hybride Arbeiten zukunftsfรคhig?
Das Ergebnis
Von 30 angefragten Unternehmen antworteten neun, das ist nicht viel und zu wenig fรผr eine statistisch signifikante Aussage. Interessant ist allerdings, welche Unternehmen antworteten und was diese anbieten.
Alle Antworten kamen, mit einer Ausnahme, von Unternehmen die bereits vor der Pandemie Homeoffice anboten. Ausnahme ist die European Energy Exchange (EEX), diese war aber vorher zumindest schon mit dem Thema beschรคftigt. Von den angefragten Unternehmen, zum Beispiel aus der Callcenter-Branche, von denen bekannt ist, dass sie diese Mรถglichkeit erst mit den Pandemiebeschrรคnkungen anboten, antwortete kein einziges.
Die Unternehmen bieten meist hybrides Arbeiten, also eine Mischung von Homeoffice und Prรคsenz, an. Welche Regelungen im Detail gelten unterscheidet sich von Fall zu Fall.
Fazit: Der zulรคssige Schluss ist, dass Unternehmen die bereits vor den Corona-Beschrรคnkungen Homeoffice oder hybrides Arbeiten anboten keine Rรผckkehr zur Prรคsenzarbeit vorsehen.
Wer Lust auf Details hat, kann noch weiterlesen.
Auszรผge aus Antworten auf unsere Fragen
Es wรผrde den Rahmen des Artikels sprengen, wenn wir alle Antworten im Volltext aufnehmen, deshalb eine Auswahl.
Fragen 3 und 4
Von den Befragten will niemand die Mitarbeiter in die Prรคsenzarbeit zurรผckholen, somit wurden die Fragen von allen mit nein beantwortet.
Frage 1
Stadt Leipzig: โDie Stadtverwaltung Leipzig bietet fรผr unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbstverstรคndlich Home-Office an, wenn die dienstlichen und persรถnlichen Voraussetzungen vorliegen. Eine komplette Verlagerung von Arbeitsplรคtzen ins Home-Office fand bei uns nicht statt.
BMW-Group: Mobilarbeit war bei BMW schon lange vor der Pandemie gelebte Praxis. Diese kann in gegenseitiger Abstimmung zwischen Mitarbeiter und Fรผhrungskraft genutzt werden, wenn die Arbeitsaufgabe hierfรผr geeignet ist. Im BMW Group Werk Leipzig gibt es keine Arbeitsplรคtze, die vollstรคndig ins Homeoffice verlagert wurden.
EEX: Die European Energy Exchange (EEX) mit Hauptsitz in Leipzig betreibt elektronische Marktplรคtze fรผr Energie und energienahe Produkte weltweit. Mit Beginn der Corona-Pandemie und des ersten Lock-down in Deutschland haben wir โ wie viele andere Unternehmen auch โ die Arbeitsplรคtze unserer Mitarbeiter*innen vollstรคndig in die jeweiligen Home Offices verlagert. Dabei wurden alle Kolleg*innen mit geeigneter Technik ausgestattet, um die Arbeit von zuhause zu ermรถglichen. Aber auch im Vorfeld der Pandemie haben wir bereits an einer Betriebsvereinbarung zum Thema Home Office gearbeitet, um Mitarbeiter*innen auf Wunsch die Arbeit aus dem Home Office zu ermรถglichen.
Frage 2:
VNG: VNG hat mit einer flexiblen Homeoffice-Regelung sehr gute Erfahrungen gemacht. Durch den Einsatz entsprechender Tools fรผr hybride Kollaboration und dem Einsatz entsprechender Technik in Besprechungsrรคumen ist dies u. a. mรถglich. Gemeinsam mit ihren Teams arbeiten unsere Fรผhrungskrรคfte heraus, welcher Zusammenarbeitsmodus sowohl fรผr das Team als auch fรผr die darin beschรคftigten Kolleginnen und Kollegen geeignet ist. Zudem kรถnnen wir beobachten, dass die Mobilarbeit ein wesentliches Entscheidungskriterium ist, warum sich Bewerberinnen und Bewerber aktiv fรผr VNG entscheiden.
Deloitte: Mobile Working erlaubt es uns in vielen Bereichen, nicht nur flexibler, sondern auch effizienter zu arbeiten.
KPMG: Bei der flexiblen Gestaltung von Arbeitszeit und Arbeitsort im Rahmen von KPMG fleXwork sind die Bedรผrfnisse unserer Kunden und die Erbringung unserer Dienstleistungen in hรถchster Qualitรคt stets erste Prรคmisse und Voraussetzung. Den Wert der Zusammenarbeit in gemeinsamer Prรคsenz betonen wir bei KPMG in Deutschland, insbesondere mit Blick auf unser Entwicklungsversprechen an junge Mitarbeitende. Die flexiblen Mรถglichkeiten des hybriden Arbeitens, die es uns erlauben das Beste aus zwei Welten zu verbinden, werden von unseren Mitarbeitenden sehr positiv aufgenommen, da sich aus der gesteigerten Flexibilitรคt auch viele Chancen ergeben.
Frage 5:
Stadt Leipzig: Die Nutzung von Home-Office, mobilem Arbeiten und hybridem Arbeiten sind absolut notwendige Instrumente, um die Arbeitsgestaltung im Hinblick auf die Zufriedenheit der Bediensteten attraktiv zu gestalten.
Deloitte: Wir favorisieren ein hybrides Modell aus Online- und Prรคsenzzeiten und empfehlen mobiles Arbeiten an bis zu drei aufeinanderfolgenden Tagen. Das gilt fรผr alle Mitarbeitenden gleichermaรen und wird von den Teams individuell umgesetzt. Der Arbeitsort wird dabei auch immer mit Blick auf die inhaltliche Notwendigkeit gewรคhlt. Insbesondere dann, wenn der direkte Austausch im Vordergrund stehen โ wo es um Begegnung geht, um Innovation und Interaktion โ da braucht es zumeist persรถnliche Meetings. Wo es um den Austausch von Informationen geht, werden wir nicht zur Prรคsenz zurรผckkehren.
EEX: Auf jeden Fall. Home Office und das hybride Arbeiten sind aus unserer Sicht ein Teil der โneuen Arbeitsweltโ. Wir gehen hier sogar noch weiter und ermรถglichen Mitarbeitenden nicht nur die Arbeit von zu Hause, sondern auch in anderen Lรคndern.
Das Interview mit Carl Erik Daum (PwC)
PwC fasste die Antwort auf unsere Fragen zusammen und bot einen Gesprรคchstermin an. Aus der Zusammenfassung ging bereits hervor, dass PwC bereits lรคnger hybrides Arbeiten anbietet und auch keine Rรผckkehr zur Prรคsenzarbeit vorsieht, deshalb stellten wir im Gesprรคch andere Fragen.
Welche Erfahrungen betreffs Wirtschaftlichkeit und Mitarbeiterzufriedenheit, haben Sie mit Homeoffice und hybridem Arbeiten gemacht? Sehen Sie auch den Wegfall von Bรผroarbeitsflรคchen als wirtschaftlichen Vorteil?
Die Erfahrungen sind gut. Zum zweiten Teil der Frage: Wir brauchen fรผr 250 Personen nicht 250 Arbeitsplรคtze. Das spielt auch eine Rolle in der Betrachtung. Im Spรคtsommer 2019 sind wir in unsere jetzigen Rรคumlichkeiten gezogen. Und da war es auch schon so, dass nicht alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einen eigenen, festen Arbeitsplatz im Bรผro hatten. In Leipzig haben wir ungefรคhr eine Quote von 1:1,5. Und das funktioniert sehr gut. Wir haben keine Engpรคsse und kรถnnen auch noch wachsen.
Wie beteiligt sich PwC an den Kosten (Ausstattung, Internet/Telefon, Energie), die den Mitarbeitenden im Homeoffice entstehen? Lassen diese sich รผberhaupt im Regelfall quantifizieren?
Neben der technischen Ausstattung, zu der Laptops, Smartphones, externe Tastaturen und groรe Monitore gehรถren, zahlt PwC auch Bรผromobiliar โ einen ergonomischen Schreibtischstuhl, einen Rollcontainer etc. Das hat nicht jeder ohne Weiteres zu Hause. Wir haben dafรผr einen bestimmten Lieferanten, aus dessen Angebot ausgewรคhlt werden kann. Das haben wir tatsรคchlich als Folge der Pandemie eingefรผhrt. Zusรคtzlich gibt es fรผr Homeoffice-Tage eine Tages-Pauschale, um die Kosten fรผr das Homeoffice โ etwa fรผr Strom oder W-Lan โ zu decken.
Homeoffice und hybrides Arbeiten setzen ja ein Vertrauensverhรคltnis zwischen Overhead und Mitarbeitenden voraus. Wenn in der Zeit vor der Pandemie in vielen Firmen รผber Homeoffice gesprochen wurde, kam immer โWie soll ich die Mitarbeiter kontrollieren?โ als Ablehnungsgrund. Wie sieht das bei PwC aus?
Persรถnlich halte ich es nicht fรผr plausibel, dass ich mehr Kontrolle darรผber hรคtte, nur weil jemand in demselben Bรผrogebรคude arbeitet wie ich. Entscheidend ist, dass sich die Kolleginnen und Kollegen als Teil eines Teams verstehen โ der Teamgedanke ist bei uns enorm wichtig. Und solange die Arbeitsergebnisse in guter Qualitรคt und pรผnktlich erbracht werden, ist alles in Ordnung. Unabhรคngig davon halte ich es aber fรผr wichtig, dass sich die Kolleginnen und Kollegen immer wieder auch persรถnlich begegnen und im Bรผro oder auch bei Mandanten zusammenarbeiten. Der zwischenmenschliche Austausch, bei dem man gemeinsam in einem Raum ist, hat eine andere Qualitรคt, als wenn wir alles online machen. Aber wir haben keine feste Regel, wer wann wie viele Tage ins Bรผro kommen muss. Unsere Annahme ist, dass es gute Grรผnde gibt, gerne hier vorbeizuschauen. Und diese Annahme hat sich bestรคtigt. Allen ist es wichtig, nicht ausschlieรlich im Homeoffice zu arbeiten, sondern die Kollegen auch โliveโ zu erleben. Wir haben deshalb keinen Anlass, dieses flexible Arbeiten streng zu reglementieren. Ich habe sehr groรes Vertrauen zu meinen Kolleginnen und Kollegen und am Ende zรคhlt nun einmal das gemeinsame Ergebnis, wie bereits gesagt.
Laut dem Gesetzentwurf des Bundesarbeitsministeriums sind Arbeitgeber ab 2024 dazu verpflichtet, die Arbeitszeit ihrer Angestellten elektronisch zu erfassen. Nebenbei sollen aber auch die Zeiten erfasst werden, die auรerhalb der regulรคren Arbeitszeit liegen und bisher nicht als klassische รberstunden gewertet wurden (z.B. das Telefonat auรerhalb der Arbeitszeit). Wie realisiert PWC das bei Homeoffice bzw mobilem Arbeiten?
Wir werden das, was gefordert wird, umsetzen, wie es sich gehรถrt. Wir verkaufen als Prรผfer und Berater ja Zeit und dementsprechend haben wir auch recht leistungsfรคhige Systeme fรผr die Zeiterfassung. Wenn es gesetzliche Vorgaben gibt, wird es dafรผr eine Lรถsung geben.
Ein oft vorgebrachter Grund fรผr die Nichteinfรผhrung von Homeoffice war der Schutz sensibler Daten, also Unternehmens- und Kundendaten. Abgesehen vom, oben schon genannten Vertrauen zu den Mitarbeitenden, welche Mindestanforderungen dafรผr sehen Sie als essenziell an?
Wir haben die modernsten technischen Lรถsungen und wir sensibilisieren unsere Mitarbeitenden nicht nur, sondern schulen sie regelmรครig bei allem, was Datenschutz, Compliance, Vertraulichkeit betrifft. Verschwiegenheit gehรถrt zur DNA einer Wirtschaftsprรผfungsgesellschaft und ihrer Mitarbeiter.
Gewerkschaften kritisieren/kritisierten oft, dass beim Homeoffice eine elektronische รberwachung der Mitarbeitenden aufgebaut wird, auรerdem wรผrden Mitarbeitende z. B. bei Erkrankung quasi zur Arbeit gezwungen. Kann man das so verallgemeinern?
Wer krank ist, ist krank, Punkt. Auch hier gilt: Wir vertrauen unseren Mitarbeitenden und fรผr mich kann ich nur sagen, dass unser Team sehr verantwortungsbewusst damit umgeht. Was es schon mal gibt โ dass jemand sagt: โIch habe ein gebrochenes oder verstauchtes Bein und kann mich nicht bewegen. Ansonsten fehlt mir aber nichts, deshalb setze ich mich ans Notebook.โ
Ist Homeoffice oder hybrides Arbeiten auch ein Vorteil im Recruiting, also bei der Arbeitskrรคftegewinnung?
Ich erinnere mich an kein Bewerbungsgesprรคch, bei dem das nicht eine Rolle gespielt hรคtte, gerade in den letzten Jahren. Im Normalfall sind Kollegen, die bei uns neu anfangen, relativ jung und kommen direkt von der Hochschule. Dass es gerade fรผr Berufsanfรคnger nรผtzlich und zweckdienlich ist, eine gewisse Nรคhe zum Team zu haben und zu Beginn einer Tรคtigkeit vielleicht etwas hรคufiger im Bรผro zu sein, weil man vieles am besten von anderen lernen kann, ist selbstverstรคndlich. Wir haben ausgefeilte Schulungsprogramme, gerade fรผr den Anfang der Karriere. Doch vieles lernt man auch, indem man den Kollegen รผber die Schulter schaut. Aber natรผrlich gibt es die Mรถglichkeit zum Homeoffice fรผr alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Wir danken den teilnehmenden Unternehmen fรผr ihre Antworten und Herrn Daum fรผr das Gesprรคch.
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Ein Artikel, der mal wieder richtig โMeinungโ transportiert. Allein die Tischanordnung auf dem Titelbild erinnert eher an die 20er, als an die typische Bรผroausstattung der 90er Jahre, verbunden mit Flachbildschirmen, die es in den 90ern so eher nicht gab.
โ
Und die 90er halten mal wieder her fรผr alles Schlechte. Schlieรlich war das ja noch das alte Jahrtausend! Nicht gut. Es gab zwar รผberall Verbesserungen bei den Arbeits(schutz)bedingungen im Vergleich zur Vorzeit (Busse wurden leiser und komfortabler, auch Landmaschinen, dazu Umweltverbesserungen, PC-Bildschirm statt Stehen am Reiรbrett), aber egal.
Zum Homeoffice: Eine sehr gute Angelegenheit fรผr Bรผroarbeitende, um die โVereinbarkeit von Familie und Berufโ zu verbessern. Oder fรผr die vielen Singles / kinderlos Verpartnerten, schlicht den Komfort beim Arbeiten zu erhรถhen. Ich hab jetzt die Wahl, pro Jahr 1/3 mehr fรผr Strom auszugeben, und jeden Tag eine knappe Stunde Fahrtzeit ins Bรผro zu sparen, oder mir dort die Telefonate der Kollegen anzuhรถren, die dank Funkheadsets nun auch bis in die Kaffeekรผche mit ihren Kopfhรถrern laufen. Jemanden anzurufen, zu erreichen, sich zu treffen, dauert nun noch lรคnger. โFreitag kann ich nicht, da hab ich immer Homeofficeโ.
Vor allem kurze Absprachen zwischendurch, von Tisch zu Tisch, sind schwerer geworden. Einige Leute kaufen sich so genannte โMouse-Mover/Jigglerโ, damit das Messenger-Programm nicht gelb wird in Abwesenheit, wenn man mal die Wรคsche macht, den Spรผler aufrรคumt oder schlicht Mittagessen kocht, ohne sich auszustechen in der Arbeitszeiterfassung.
Natรผrlich gibts auch vor Ort im Bรผro mal Leerzeiten, die gibts immer und die brauchen denkende Leute auch.
Aber genauso stimmt es, dass Anwesenheit im Bรผro sehr oft besser fรผr die Effizienz / Arbeitsleistung ist, weil manche Leute mit ihren Freiheiten eben nicht so derbe viel anstellen kรถnnen. Der gedankliche Druck, dass der Chef doch mal hinter einem steht, sorgt bei Vielen dann doch fรผr grรถรeres Schaffen, insofern ist reines Homeoffice ganz sicher kein Allheilmittel, und eine teilweise Rรผckkehr in die Prรคsenzarbeit sicher nicht โwie in den 90ernโ.
Auch das Miteinander geht flรถten, weil Urlaubsrunden oder Geburstagskuchen kaum noch Sinn machen. Nie sind mal alle da, teilweise bringt man die Sachen dann wieder heim. Wir werden lediglich zu โCo-Workersโ, alle irgendwie vernetzt, aber das Miteinander leidet.
Sehr geil wird es, wenn diese Komfort-Zugestรคndnisse an die Mitarbeiter technisch schlecht organisiert sind, wie kรผrzlich bei der Hausverwaltung: โDen Kollegen erreiche ich heute nicht, der ist im Homeoffice.โ Na bestens ๐