Sachsen ist ein Stromexportland. Mehr als ein Drittel seiner Stromerzeugung wird exportiert, wird gar nicht im Land verbraucht. Seit 2009 ist zwar der Stromverbrauch vor allem in der Industrie angezogen. Aber das hätte locker selbst die Stromerzeugung aus Erneuerbaren aufgefangen. Dafür feiern die Kohlemeiler neue Erzeugerspitzen.

Die Bruttostromerzeugung in Sachsen erreichte 2015 einen Betrag von mehr als 42,4 Milliarden Kilowattstunden (kWh), stellen selbst Sachsens Statistiker verblüfft fest. Bis 2012 hatte die Stromerzeugung seit 1991 unter der Schwelle von 40 Milliarden kWh gelegen. Aber für den neuen Spitzenwert sorgt nicht der Energiehunger im Land – auch wenn die Industrie immer größeren Strombedarf hat. Was nur zu verständlich ist: Wenn ein Land wie Sachsen wirtschaftlich so langsam in die Pötte kommt, führt das zwangsläufig zu höherem Strombedarf. Aber das hat mit den Erzeugerkapazitäten wenig zu tun.

Seit 1995 hat sich der Energiehunger der Industrie von 5 auf über 10 Milliarden MWh mehr als verdoppelt.

Der Grund für diesen Anstieg in der Erzeugung aber liegt im Vollbetrieb neuer Kraftwerkskapazitäten, betont das Landesamt für Statistik. Was zwar vor allem neue regenerative Anlagen betrifft. Aber das führt bislang keineswegs zum Abschalten alter Kohlemeiler.

Im Gegenteil: Der wichtigste Energieträger zur Stromerzeugung in Sachsen ist auch weiterhin die Braunkohle. Auf sie entfielen 2015 rund 32 Milliarden kWh und damit drei Viertel der Bruttostromerzeugung. Der Anteil der erneuerbaren Energieträger zusammen erreichte 2015 einen Wert von 13,5 Prozent (5,7 Milliarden kWh). An dritter Stelle stand das Gas mit 8,8 Prozent (3,7 Milliarden kWh).

Der in Sachsen erzeugte Strom wird aber eben nur zum Teil in Sachsen selbst verbraucht.

Stromlieferungen einerseits und Stromausfuhren andererseits ergaben 2015 einen vorläufigen Ausfuhrüberschuss von 15,9 Milliarden kWh. Dies wird als negativer Austauschsaldo bezeichnet, so die Landesstatistiker.

Der Rest von somit 26,5 Milliarden kWh wurde in Sachsen verbraucht. 22,0 Milliarden kWh wurden in den vier Sektoren Industrie, Verkehr, Haushalte sowie Gewerbe, Handel und Dienstleistungen verbraucht (Nettostromverbrauch). Weitere 1,2 Milliarden kWh waren Pumpstrom in Pumpspeicherkraftwerken und schließlich 2,8 Milliarden kWh Kraftwerkseigenverbrauch. Der Rest (rund 500 Millionen kWh) waren Netzverluste und Ähnliches.

Aufgrund dieser Verbrauchsstrukturen wird der Strom-Mix – die Anteile der verschiedenen Energieträger an der Stromerzeugung – im Rahmen der Energiebilanzierung üblicherweise auch an der Bruttostromerzeugung festgemacht.

Das ist vor allem bei der Nachhaltigkeitsdiskussion von Bedeutung, versuchen die Statistiker etwas verschämt deutlich zu machen, dass der sächsische Strom-Mix nicht nachhaltig ist. Im Gegenteil. Beim Ausbau der Erneuerbaren bremst die Staatsregierung ja auch noch.

Seit dem Jahr 2000 produziert Sachsen mehr Strom, als im Land selbst benötigt wird. Und gerade die steigenden Produktionsspitzen ab 2012 zeigen, dass längst Spielraum besteht, die ersten Kraftwerksblöcke in den Kohlekraftwerken vom Netz zu nehmen. Denn der überschüssige Strom sorgt gerade in seiner Größenordnung dafür, dass Strom an den Börsen einen extremen Preisverfall erlebt hat. Der unterminiert nicht nur die Geschäftstätigkeit der Energieerzeuger, sondern belastet durch die EEG-Umlage zunehmend auch die Stromkunden, denn die müssen die Spanne bezahlen, die dadurch entsteht, dass der Börsenpreis niedriger liegt als die Vergütung für die Betreiber alternativer Energieanlagen.

Einfache Formel: Je billiger der Börsenpreis für den Strom, umso höher die Umlage.

Die Meldung des statistischen Landesamtes.

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