"Unruhe an den Börsen" meldeten am Dienstag, 6. Februar, etliche Zeitungen wie die F.A.Z. Kursrutsche in den USA und Asien wurden gleich mal als leichte Panik der Anleger interpretiert. Obwohl die nur nach einem Jahr Trump ihre Dividende einkassierten. Wirkliche Eintrübungen in der Wirtschaft sind nicht zu sehen. Im Gegenteil: Selbst in Sachsen brummt der Laden, wie am gleichen Tag die Landesarbeitsgemeinschaft der Industrie- und Handelskammern meldete.

Ein Ende des seit 2010 anhaltenden Aufschwungs ist derzeit nicht in Sicht. Dies belegen die Spitzenbewertungen in der aktuellen Konjunkturumfrage der sächsischen Industrie- und Handelskammern, an der sich 1.800 Unternehmen aus Industrie, Baugewerbe, Einzel- und Großhandel, Dienstleistungen und Verkehr mit mehr als 85.000 Beschäftigten beteiligten.

Der IHK-Geschäftsklimaindex springt mit 138 Punkten auf eine neue Bestmarke.

Und das hat vor allem mit der Geschäftslage der Unternehmen zu tun. Die Auftragsbücher sind rappelvoll. 67 Prozent der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Lage mit gut. Der Lagesaldo aus guten und schlechten Urteilen erreicht mit +63 Prozentpunkten ebenfalls einen neuen Höchststand. Die Geschäftserwartungen der Unternehmen für die kommenden 12 Monate sind optimistischer als bisher. 93 Prozent rechnen mit besseren oder gleichbleibenden Geschäften.

Die Lageeinschätzung in den Branchen

Die Industrie steht unter Volldampf. Neben der anhaltend starken Binnennachfrage führen die anziehenden Exporte und Investitionen zu einem dynamischen Wachstum. Die aktuelle Geschäftslage wird so gut wie noch nie eingeschätzt. Stark steigende Auftragseingänge aus dem In- und Ausland lassen den Blick auf die nächsten Monate noch optimistischer ausfallen als im Vorjahr. Die Geschäftsprognosen verbessern sich zum vierten Mal in Folge.

Sowohl bei den konsumorientierten als auch bei den unternehmensnahen Dienstleistern ist die Stimmung hervorragend. Die Einschätzungen fallen dank der starken Binnennachfrage und der anziehenden Industriekonjunktur so gut wie noch nie aus.

Die Bauwirtschaft läuft dank der guten Auftragssituation und hohen Auslastung auf Hochtouren. Die Unternehmen zeigen sich mit ihrer Geschäftslage weiterhin sehr zufrieden. Gut drei von vier Befragten beurteilen ihre Geschäfte mit „gut“. Im Jahr 2018 rechnet der Bau angesichts des hohen Auftragsbestandes weiter mit steigenden Umsätzen.

Im sächsischen Einzelhandel verbessert sich die Lage nochmals kräftig und erreicht eine neue Bestmarke. Trotz der guten Geschäfte bleiben die Einzelhändler indes mit ihren Geschäftserwartungen Anfang 2018 etwas zurückhaltend. In Anbetracht der strukturellen Herausforderungen – wie des andauernden Bevölkerungsschwunds im ländlichen Raum und dem weiteren Vormarsch des Online-Handels – ist wenig Platz für Euphorie.

Die Stimmung im sächsischen Großhandel ist nach dem Hoch im Herbst weiterhin positiv. Die Unternehmen profitieren von der hohen Nachfrage des Produzierenden Gewerbes und der Konsumlaune der Verbraucher. Viele Großhändler konnten zudem am weiteren Wachstum des Online- und Versandhandels teilhaben.

Das sächsische Verkehrsgewerbe setzt ebenfalls seinen konjunkturellen Höhenflug fort. Nach einer leichten Delle im Frühjahr 2017 verbesserte sich die Situation stetig. Die Lagebewertungen fallen aktuell so gut wie noch nie aus. Die Nachfrage nach Transportkapazitäten und logistischen Dienstleistungen bleibt hoch.

Investition und Beschäftigung

Und was heißt das alles? Im Grunde ist den sächsischen Untzernehmen erst mal völlig schnurz, was Donald Trump in den USA anstellt. Vor allem die Nachfrage im Inland und in Europa befeuert aktuell die Geschäfte.

Infolge der steigenden Auslastungen ziehen die Investitionen an. Rund jedes vierte Unternehmen plant mit steigenden Investitionsausgaben, besonders in den Wirtschaftsbereichen Industrie und Großhandel.

Und auch die Personalnachfrage wächst weiter. Mit 27 Prozent ist der Anteil der Unternehmen, die in den kommenden 12 Monaten zusätzliche Arbeitskräfte suchen, so hoch wie nie. Nur 10 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem Personalabbau.

Der Fachkräftemangel ist jetzt Problem Nr. 1

Natürlich unterlassen die Kammern auch nicht die Frage nach den größten Risiken, die die Unternehmen sehen.

Und da haben Sachsens Unternehmen tatsächlich ein Problem. Ein doppeltes sogar.

Im anhaltenden Konjunkturhoch ist die hohe Auslastung zunehmend spürbar. Die Nachfrage nach zusätzlichem Personal steigt merklich, gleichzeitig wird aber auch die Stellenbesetzung immer schwieriger. Folglich steht der Fachkräftemangel mit 58 Prozent der Nennungen erstmals bei einer Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn ganz oben in den Risikoeinschätzungen der Unternehmen.

Logische Folge: Die Personalfindung wird immer stärker übers Geld geklärt. Wer gute Leute will, muss gute Angebote machen.

So folgen im Risikoranking mit ebenfalls steigender Tendenz die Arbeitskosten, die angesichts der guten Konjunktur und höherer Personalkosten wohl weiter steigen dürften. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen belegen Platz drei der Risiken. Dabei benennen die Unternehmen häufig Bürokratie, Fahrverbote, hohe Steuer- und Abgabenbelastungen, die kostenintensive Energiepolitik, eine weitere Erhöhung des Mindestlohns, die Russlandsanktionen und neue geopolitische Konflikte als Probleme. Besonders in der Industrie werden die seit Mitte 2017 steigenden Rohstoffpreise als zunehmendes Geschäftsrisiko wahrgenommen.

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