Man kann Städte nicht einfach so von einem alten Wärmemodell auf ein neues umschalten. Schön wär’s. Jede Energierevolution kostet Geld und Knowhow. Das haben viele Bewohner der Neuzeit geradezu vergessen, weil sie bei der letzten Wärmerevolution und der vorletzten in Leipzig gar nicht dabei waren. Die vorletzte – das war der Umstieg von Holzheizung auf Kohleheizung.

Passiert in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Davon erzählt bis heute der Flossplatz, wo das Heizholz für Leipzig einst angelandet wurde. Am 1. September gab es nun den Start für einen Teil der aktuellen Wärmewende.

Auch wenn es in diesem Fall noch nicht der Abschied von einem fossilen Energieträger ist. Denn noch wird ja die Wärme im Industriepark Leuna mit fossilen Energieträgern erzeugt. Und zwar jede Menge Wärme, die vor allem für chemische Prozesse benötigt wird, von der aber auch jede Menge in die Umgebung abgegeben wird. Und natürlich ist es schon ein wichtiger Schritt, diese Abwärme einfach weiterzunutzen.

Und dazu bietet sich ja die Nutzung als Fernwärme in Leipzig geradezu an. Nur muss man dazu erst einmal eine Fernwärmetrasse von Leuna nach Leipzig bauen.

Bauzeit 2025 bis 2028

Von September 2025 bis Februar 2028 bauen die Leipziger Stadtwerke und die Netz Leipzig eine rund 19 Kilometer lange Fernwärmeleitung von Leuna nach Leipzig. Sie bringt ungenutzte industrielle Abwärme in die Stadt. Während der Bauarbeiten der Trasse kann es zeitweise zu Veränderungen vor Ort kommen, etwa bei der Verkehrsführung, teilen die Stadtwerke auf der extra dafür eingerichteten Website mit.

Das Projekt RE=FILL ist Teil der Wärmewende in Leipzig. Ziel ist es, überschüssige Wärme aus der TotalEnergies Raffinerie in Leuna zu nutzen, die bisher ungenutzt an die Umgebung abgegeben wird. Eine neue Leitung bringt diese Wärme direkt in das Leipziger Fernwärmenetz. Dadurch sollen künftig 38 Prozent des Leipziger Fernwärmebedarfs klimafreundlich gedeckt werden.

Vorbereitet wurde das Projekt seit 2018, die Planungen begannen 2021. Die rund 19 Kilometer lange Trasse verläuft unterirdisch durch die Gemarkungen von Leuna, Weißenfels, Bad Dürrenberg und Markranstädt.

„Gearbeitet wird abschnittsweise, um die Belastungen für Anwohnende, Verkehr und Umwelt möglichst gering zu halten“, schildern die Stadtwerke das Vorgehen. „Begonnen wird mit verschiedenen Vorarbeiten, u. a. dem Einrichten der Baustelle und nötigen Zufahrten, teilweise sind noch Voruntersuchungen durchzuführen.

Die eigentliche Verlegung Leitung erfolgt größtenteils in offener Bauweise: Der Boden wird entlang der geplanten Trasse über definierte Strecken geöffnet, die Rohre werden eingebracht und der Boden anschließend wieder verschlossen. In Bereichen, die besonders sensibel oder schwer zugänglich sind – zum Beispiel Straßen, Bahnstrecken oder Gewässer – kommen sogenannte geschlossene Bauverfahren wie das Spülbohrverfahren zum Einsatz. Dadurch können Querungen erfolgen, ohne dass die Oberfläche geöffnet werden muss.“

Die Genehmigung zum Bau der Trasse gab es im April.

Der Bund fördert den Bau der Trasse mit 70 Millionen Euro. Und es geht hier wirklich nicht um Peanuts, sondern um 83 Megawatt Leistung auf Fernwärme-Temperaturniveau, mit denen rund 100.000 Leipziger Haushalte versorgt werden können. Spannender wird natürlich die Zeit, wenn auch in Leuna die Energiebasis verändert wird und wie diese dann aussehen wird. Die erste Fernwärme aus Leuna soll dann schon Anfang 2028 nach Leipzig fließen.

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