Während die Leipziger Wasserwerke in diesem Jahr 38,7 Millionen Euro in die Sanierung der Abwassersysteme investieren, fließen rund 24,6 Millionen Euro in den Bereich Trinkwasser. Und Trinkwasser bedeutet auch, die Trinkwasserfluten für die wachsende Stadt zu sichern. Dazu bauen die Wasserwerke viele neue Brunnen. Mit dem Brunnenerneuerungsprogramm haben sie sogar schon 2011 begonnen.

Seitdem haben sie 350 Brunnen saniert und etliche neue gebaut. Das Leipziger Wasser wird ja nicht in Leipzig aus der Erde gepumpt, sondern in den Wasserwerken Canitz und Thallwitz an der Mulde. Hier hat die Stadt Leipzig schon vor über 100 Jahren Land erworben, um sich saubere Trinkwasservorräte für die Zukunft zu sichern. Oben auf der Oberfläche wird das Land ökologisch bewirtschaftet, sodass die im Kiesgrund gefilterten Rohwasser, wie es die Wasserfachleute nennen, nicht durch Einträge aus der Landwirtschaft beeinträchtigt werden.

Deswegen haben die Leipziger Wasserwerke, die nicht nur Leipzig versorgen, sondern auch noch rund 150 Bewohner in den direkt angrenzenden Städten und Gemeinden, kaum Probleme mit der steigenden Nitratbelastung im sächsischen Grundwasser.

„Keine Kompromisse!“, nannte das mal eine Bierwerbung. Aber sie sprach damit eine Wahrheit aus, die viele Politiker heute noch immer nicht wahrhaben wollen. Um gesunde Nahrung und gesundes Wasser zu bekommen, reichen alle lauen Kompromisse zu Düngemitteln und Pestiziden nicht aus. Es hilft nur der konsequente ökologische Umbau der Landwirtschaft. Alles andere liefert am Ende trotzdem wieder belastete Grundwasserkörper (wie im Leipziger Stadtgebiet), belastete Flüsse, belastetes Getreide und belastetes Bier.

Die Leipziger Wasserwerke investieren in diesem Jahr rund 67 Millionen Euro und setzen damit die Modernisierung und die Erneuerung ihrer Anlagen und Netze auf hohem Niveau fort. Werden alle geplanten Projekte umgesetzt, würde sich der Investitionsumfang zum Vorjahr um knapp 13 Millionen Euro erhöhen. Mehr als 300 Vorhaben sollen demnach realisiert werden.

„Damit leisten wir nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der wassertechnischen Systeme in Stadt und Region, sondern setzen unsere strategischen Ziele für eine zukunftssichere Ver- und Entsorgung konsequent um“, sagt der Technische Geschäftsführer, Dr. Ulrich Meyer. „Als Wasserwerke stemmen wir dabei einen finanziellen Eigenanteil von rund 50 Millionen Euro“, betonte Meyer vor dem Hintergrund geringer öffentlicher Zuschüsse. In den Vorjahren gingen jeweils rund 80 Prozent der Aufträge an Auftragnehmer in der Region (2017: 81,3 Prozent, 2016: 83 Prozent). „Mit unseren Maßnahmen und Projekten sorgen wir für einen erheblichen Teil an regionaler Wertschöpfung.“

Im Bereich Trinkwasser ist ein besonderer Investitionsschwerpunkt der Bau weiterer 16 Förderbrunnen an den Wasserwerken Canitz und Thallwitz. Dort werden die Wasserwerke die erste Bauetappe ihres knapp 10 Millionen Euro teuren Brunnenprojekts planmäßig beenden. Aktuell sind bereits 78 Brunnen des eigens für die Flächen im Muldetal entwickelten Brunnens gebaut.

„Unser eigens entwickelter Brunnen Typ ‚Canitz‘ zeichnet sich durch hohe Ergiebigkeit und sehr gute Regenerationsfähigkeit aus“, resümiert Meyer. Der ist mittlerweile sogar zertifiziert. Wenn die 16 neuen Brunnen gebaut sind, verfügen die Wasserwerke über 94 neu gebaute Brunnen. In den nächsten zwei, drei Jahren wolle man jetzt die Ergiebigkeit der neuen Brunnen kontrollieren. Das Ergebnis soll ermöglichen abzuschätzen, ob die Zahl der Brunnen dann reicht, um auch die wachsende Großstadt mit ihren möglicherweise 720.000 Einwohnern zu versorgen.

Weitere 31 Brunnen in Naunhof sind sowieso schon in Planung. Die werden etwas aufwendiger als die in Thallwitz und deshalb in Summe ebenfalls 10 Millionen Euro kosten.

Die Hauptversorgungsleitungen der Kommunalen Wasserwerke Leipzig mit den eingezeichneten Baustellen 2018. Grafik: KWL
Die Hauptversorgungsleitungen der Kommunalen Wasserwerke Leipzig mit den eingezeichneten Baustellen 2018. Grafik: KWL

Und aus dem Muldental wird das Trinkwasser ja nach Leipzig an den großen Verteilpunkt geführt (und in die große Rundleitung, die Leipzig umläuft und dabei auch die Mitgliedergemeinden des Zweckverbandes für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Leipzig-Land (ZV WALL) mit Wasser versorgt) – das ist in Leipzig das Wasserwerk Probstheida mit dem markanten Wasserturm gleich gegenüber vom Völkerschlachtdenkmal.

„Der Wasserturm soll in naher Zukunft außer Betrieb genommen werden“, sagt der Leiter des Unternehmensbereichs Netze, Mathias Wiemann. Man braucht ihn nicht mehr. „Aber wir werden ihn – da er ja ein historisches Bauwerk ist – schön sanieren und erhalten.“

Trotzdem wird auf dem Gelände an der Prager Straße demnächst gebaut.

Am Standort der Wasserversorgungsanlage Probstheida startet der Bau eines neuen Trinkwasserlabors. Bis 2020 soll ein neues Funktionsgebäude den bisherigen Bau ersetzen und damit ermöglichen, die u. a. gesetzlich immer strenger werdenden Anforderungen an Arbeitsschutz und Untersuchungsmethoden weiter gut zu erfüllen. Die Tiefbauarbeiten für den rund 5 Millionen Euro teuren Bau beginnen voraussichtlich im September, kündigen die Wasserwerke an. 2020, so hofft Dr. Ulrich Meyer, werde man den Neubau in Betrieb nehmen können. Im Februar schon wurde das Gelände beräumt.

Was treiben die Wasserwerke in ihrem Labor?

„Wir untersuchen hier zwischen 7.000 bis 9.000 Wasserproben für uns selbst jedes Jahr“, sagt Meyer. Denn Trinkwasser ist ja bekanntlich das am besten kontrollierte Lebensmittel in Deutschland. Aber auch für Andere übernimmt das Labor Untersuchungsaufträge für Wasserproben – rund 5.000 jedes Jahr.

Und Geld wird 2018 auch in die Sanierung von Trinkwasserleitungen im Stadtgebiet investiert.

Rund 1,1 Kilometer ihrer größten Trinkwasserleitungen, den sogenannten Hauptversorgungsleitungen (HVL), sanieren die Wasserwerke in diesem Jahr. Vier solcher riesiger Trinkwasserleitungen haben die Wasserwerke, mit denen sie das Stadtgebiet – und auch darüber hinaus – erschließen.

Auf dem Plan stehen Abschnitte der HVL 1 in der Riebeckstraße, der HVL 2 an der Plagwitzer Brücke sowie der HVL 3 in der Prager Straße.

„Aus Gründen der Versorgungssicherheit kann jeweils nur abschnittsweise an einer der Hauptadern gearbeitet werden, was an Organisation und Koordinierung große Herausforderungen stellt“, sagt der Leiter des Unternehmensbereiches Netze, Mathias Wiemann.

Die Wasserwerke erneuern zudem Anlagen im Rahmen koordinierter Baumaßnahme mit Stadt, Verkehrsbetrieben und weiteren Versorgungsunternehmen. „Paralleles Bauen verschiedener Maßnahmenträger verringert Bauzeit, mindert Belastungen von Anliegern und minimiert notwendige Verkehrseinschränkungen“, erklärt Wiemann. Auf dem Plan stünden in diesem Jahr u. a. der Bau der Plagwitzer Brücke/Karl-Heine Straße ab Ende Mai sowie erste Arbeiten in der Bornaischen Straße ab Ende August. Das Projekt Plagwitzer Brücke ist deshalb so spannend, weil diese Hauptversorgungsleitung – ein Abzweig der Hauptversorgungsleitung 2 – nicht nur die westlichen Stadtbezirke versorgt, sondern weiterführt bis in den Landkreis.

Die Arbeiten in der Bornaischen Straße sind schon Vorarbeiten für das Straßenbauprojekt Bornaische Straße 2019. In der Prager Straße müssen 350 Meter Versorgungsleitung aus dem Bereich des ehemaligen Technischen Rathauses umverlegt werden in den Straßenraum. Denn das Gebäude gehört ja einem privaten Bauträger, der hier vorhat, aus dem alten Bürobau ein modernes Wohnensemble zu machen. Aber die Arbeiten in der Prager Straße (Hauptversorgungsleitung 3) können erst beginnen, wenn das Bauprojekt Riebeckstraße (Hauptversorgungsleitung 1) beendet ist. „Beide Hauptversorgungsleitungen gleichzeitig außer Betrieb nehmen können wir nicht“, sagt Meyer.

Auch im Gebiet des zweiten Gesellschafters der KWL, dem Zweckverband für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung Leipzig-Land, sind die Wasserwerke 2018 aktiv.

„Das Umland wächst ebenso wie die Stadt Leipzig – und damit auch Bedeutung und Attraktivität der Gemeinden. Es ist daher genauso wichtig, den Anlagenbestand und die Netze zu sanieren und für die Zukunftsaufgaben fit zu machen“, sagt Ulrich Meyer.

Exemplarisch nennt er die gerade begonnenen Erschließungsarbeiten am Haynaer Strand, die erfolgreich umgesetzte Neuordnung der Regenwasserableitung in der Sommerfelder Straße in Taucha sowie die noch beginnenden Arbeiten in der Rathausstraße in Markkleeberg.

Unterirdisch wird Leipzigs ältester Abwassersammler von Hand für die nächsten 100 Jahre fit gemacht

Unterirdisch wird Leipzigs ältester Abwassersammler von Hand für die nächsten 100 Jahre fit gemacht

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar