Der Klimawandel und die letzten Dürre- und Hitzejahre haben in deutschen Städten auch ein Thema auf die Tagesordnung gerückt, das vorher praktisch keine Rolle spielte, weil Wasser in der Vergangenheit eigentlich nie das Problem der deutschen Städte war. Es gab genug davon. Flüsse und Teiche waren voll, Trinkwasser gab es in ausreichender Menge und Qualität. Aber das hat sich geändert und öffnete einem SPD-Antrag Tür und Tor.

Und zwar ohne Diskussion, sodass SPD-Stadtrat Andreas Geisler am 14. September gar nichts mehr erklären musste, denn das Referat Nachhaltige Entwicklung und Klimaschutz hat die Sache schon geprüft. Trinkwasser ist als Arbeitsfeld beim Klimaschutz erkannt.

Konsens: Trinkwasserversorgung gehört nicht in Privathand

„Der Beitritt zu den ‚Blue Communities Deutschland‘ und die Verpflichtung zu den damit verbundenen Prinzipien werden von der Stadtverwaltung Leipzig unterstützt“, schreibt das Referat in der Stellungnahme der Stadt.

Und ganz im Zentrum steht natürlich die Sicherung des Trinkwassers für die Stadt. Dass die Trinkwasserversorgung in kommunale Hände gehört und nicht in private, ist Konsens bei den „Blauen Kommunen“.

Und so kann auch das Klimareferat feststellen: „Die Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL) sind im Eigentum der Stadt Leipzig (74,65 %) und des Zweckverbandes für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Leipzig-Land (25,35 %). – Mit dem Wassergut Canitz, als zertifizierten Musterbetrieb für ökologischen Landbau, beteiligt sich die KWL seit über 30 Jahren aktiv am Schutz des Trinkwassers der Region. Das dortige Wasserwerk liefert ein Drittel des in Leipzig benötigten Trinkwassers. Damit sind die Trinkwasserversorgung und Abwasserbehandlung in Leipzig und im Umland in öffentlicher Hand.“

Trinkwasser muss geschützt werden

Und auch die Tatsache, dass man sich seine Trinkwasservorkommen dauerhaft sichern muss, ist schon Thema für die Wasserwerke. „Präventive Maßnahmen zum Schutz der Böden und des Trinkwassers zielen vor allem auf die Förderung der ökologischen Landwirtschaft in Leipzig und den Trinkwasserschutzgebieten ab: Seit 2019 kooperiert die Stadt Leipzig gemeinsam mit den Gemeinden des Wurzener Landes im Projekt WERTvoll. Wesentliche Ziele des Projektes sind u.a. der Erhalt und die Verbesserung der Trinkwasserqualität in Leipzig durch Stärkung und Ausbau bio-regionaler Wertschöpfungsketten im Bereich Ernährung und Landwirtschaft.

Weiterhin befindet sich aktuell ein Pachtvergabekonzept für landwirtschaftliche Flächen der Stadt Leipzig in der Erarbeitung, welches zukünftig strukturell die Flächenvergabe an nachhaltig wirtschaftende Betriebe begünstigen wird.

Seit Mai 2022 ist die Stadt Leipzig Kooperationspartner im Projekt Bio-Regio-Modellregion Leipzig-Westsachsen (Ernährungsrat Leipzig e.V.) welches einen Teil Arbeitsweisen, Methoden und Formate aus WERTvoll auf einer größeren Skala (Stadt Leipzig, LK Leipzig, LK Nordsachsen) umsetzen wird – und neue Herangehensweisen entwickelt.“

Denn das Wassergut Canitz funktioniert nur dauerhaft, weil die landwirtschaftlichen Flächen darüber traditionell ökologisch bewirtschaftet werden. Was die Trinkwasserqualität sichert, denn damit verhindert man die gewaltigen Nitrateinträge durch die Düngung in der konventionellen Landwirtschaft, die in vielen sächsischen Grundwasserkörpern gemessen werden.

Erst das sichert für die Leipziger den Zugang zu sauberem Trinkwasser und Sanitärversorgung als Menschenrechte. Und die Wasserdienstleistungen bleiben in öffentlicher Hand. Was in Leipzig sowieso nie zur Debatte stand.

Trinkwasser kauft man nicht in Flaschen

Etwas mehr Bewegung sollte es freilich bei einem anderen Ziel geben: „Leitungswasser anstelle von Flaschenwasser zu trinken“. Das braucht noch Aufklärungskampagnen, denn auch viele Leipziger schleppen lieber Woche für Woche kastenweise Wasser in Flaschen nach Hause, obwohl sie meist gar nicht wissen, wo dieses Wasser abgepumpt wird und welche Profitspanne Konzerne damit erzielen, wenn sie „natürliches Wasser“ abpumpen und in Flaschen verkaufen.

In manchen Regionen, wo solche Konzerne aktiv sind, gibt es längst Probleme mit der Trinkwasserversorgung, denn Quellen sind eben in der Regel keine sprudelnden Quellen an grünen Berghängen, sondern Grundwasservorkommen.

Nun muss Leipzig den Blue Communities nur noch offiziell beitreten. Dann ist der Antrag der SPD-Fraktion erfüllt. Der Verwaltungsstandpunkt jedenfalls bekam am 14. September die eindeutige Mehrheit im Stadtrat.

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