Seit geraumer Zeit wurde schon heiß diskutiert: Wohin kommt die von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier geplante „Agentur für Sprunginnovationen“? Am Mittwoch, 18. September, gab es endlich Klarheit. Leipzig ist der Gewinner im Rennen um die Ansiedlung der Agentur für Sprunginnovationen. Laut Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird die Agentur zunächst befristet als Experimentierphase für eine Laufzeit von zehn Jahren geplant. Für diese Laufzeit wird mit einem Mittelbedarf von insgesamt rund einer Milliarde Euro gerechnet.

Im Wettbewerb um den Standort hatte die Leipziger Wirtschaftsförderung mehrere attraktive Standortangebote unterbreitet. Ende August besuchte eine Delegation unter Leitung des Gründungsdirektors der Agentur, Rafael Laguna de la Vera, Leipzig und konnte sich vom hohen Innovationspotential der Stadt überzeugen.

Zwei Tage hatte die Rathausspitze Zeit, der Delegation zu zeigen, wo die Agentur einen möglichen Standort finden könnte.

Am Mittwoch zeigte sich Oberbürgermeister Burkhard Jung regelrecht euphorisch: „Von der Produktion zur Innovation – wir haben in Leipzig den Sprung geschafft, nicht nur Standort für Spitzentechnik, sondern künftig auch Motor für die Zukunftsthemen unserer Wirtschaft zu sein. Hinter dem zunächst sperrig klingenden Namen ‚Agentur für Sprunginnovation‘ verbirgt sich etwas ganz Entscheidendes für die Zukunft: technische Quantensprünge erkennen, fördern und in der Gesellschaft verankern.“

„Innovation hat eine neue Adresse: Leipzig! Ich freue mich riesig über den Zuschlag für die Agentur für Sprunginnovation. Die Ansiedlung der Agentur zeigt, dass Leipzig im Vergleich zu anderen Standorten wettbewerbsfähig ist und durch seine vielen Standortvorteile punkten kann“, zeigte sich auch Leipzigs Wirtschaftsbürgermeister Uwe Albrecht stolz.

„Die Agentur wird Leipzig auf seinem Weg ins digitale Zeitalter und der Innovation nachhaltig Schub verleihen. Sie befindet sich in guter Gesellschaft, denn Leipzig hatte sich bereits im Rahmen der Digital Hub Initiative des Bundes als Smart Infrastructure Hub durchgesetzt und bis 2022 siedelt sich die neue Bundesbehörde für Innovation in der Cybersicherheit am Flughafen an. Leipzig bietet darüber hinaus mit seiner Hochschul- und Wissenschaftslandschaft und der aktiven Startup-Szene ein hervorragendes Umfeld für die neue Institution.“

Diese Agentur wird die Milliarde nicht in Leipzig ausgeben. Hier soll ein anfangs 35-köpfiges Team daran arbeiten, solche Innovationen – im Hochschulbereich genauso wie im Unternehmenssektor – deutschlandweit auszumachen und schleunigst alle Partner zu vernetzen, die bei der Umsetzung solcher Innovationen, die – sprungartig – für neue technologische Entwicklungen sorgen können, miteinander kooperieren können. Ziel ist, solche Innovationen wieder in Deutschland zu platzieren und sie nicht wieder an andere Staaten, die bei Innovationen schneller sind, zu verlieren.

Und auch aus dem Bundestag gab es umgehend positives Feedback.

Die Leipziger SPD-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende der Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz Daniela Kolbe erklärte kurz nach Bekanntgabe der Entscheidung

„Die Menschen in Leipzig und der Umgebung haben in den vergangenen Jahrzehnten viele Umbrüche miterlebt und ihre Fähigkeit bewiesen, auch aus Umbrüchen etwas Positives zu gestalten. Diese Erfahrung können und sollten wir für Entwicklung von Zukunftstechnologien für die Menschen und die Umwelt nutzen. Deswegen ist es vollkommen richtig, dass sich die Bundesregierung dafür entschieden hat, die Agentur für Sprunginnovationen in Leipzig anzusiedeln. Für die Region ist die Standortauswahl ein großes Kompliment. Solche Einrichtungen sind gut für Ostdeutschland. Denn nirgendwo sonst vollzieht sich der Strukturwandel so rasant und mit so tiefgreifenden Folgen.

Ostdeutschland hat eine kleinteilige Wirtschaft, die von solchen Einrichtungen massiv profitieren kann, aber auch eine demografische Struktur, die es nötig macht, die Chancen von Innovationen für die Arbeitswelt zu nutzen. Außerdem weiß ich als Vorsitzende der Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz nur zu genau, wie wichtig es ist, die Potenziale von Zukunftstechnologien und Anwendungen von Künstlicher Intelligenz für die Menschen vor Ort nutzbar zu machen und die Risiken klug abzumildern.“

Der sächsische FDP-Bundestagsabgeordnete Torsten Herbst erklärte

„Die Ansiedlung der ‚Agentur für Sprunginnovationen‘ in Leipzig ist ein großartiger Erfolg und wichtiges Signal, das weit über die Region hinausreicht. Es ist ein wohlverdientes Zeichen der Anerkennung und Wertschätzung für die erfolgreiche Entwicklung Sachsens. Mit ihrer Innovationskultur und Start-Up-Szene ist die Stadt Leipzig ein hervorragender Standort. Besonders erfreulich ist, dass der Beschluss der unabhängigen Föderalismuskommission von 1992, neue Bundesbehörden grundsätzlich in den neuen Ländern zu etablieren, endlich umgesetzt wird.

Für Sachsen und Mitteldeutschland ist es ein großer Gewinn, dass hier an innovativen Zukunftstechnologien nicht nur geforscht wird, sondern diese auch umgesetzt werden. Bei einer erfolgreichen Umsetzung des Agenturkonzepts kann eine wirkliche internationale Strahlkraft entstehen. Die neue Agentur kann damit einen großen Gewinn für wirtschaftliche Innovationen, Fachkräftegewinnung, Unternehmensgründungen und die Zusammenarbeit von Wirtschaft und sächsischen Hochschulen schaffen.“

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