13 Sportlerinnen und Sportler aus dem Olympiastützpunkt Leipzig haben jetzt noch die Chance, ihr Ticket für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro zu lösen, sechs haben die Chance auf die Teilnahme an den Paralympischen Spielen. Einige von ihnen - wie die Kanutin Tina Dietze - haben das Ticket schon in der Tasche. Und damit keiner vergisst, dass bald Olympische Spiele sind, rollt jetzt auch wieder eine Olympia-Straßenbahn durch die Stadt.

158 Leipziger Sportler haben seit dem Jahr 1896, als die ersten Olympischen Spiele der Neuzeit stattfanden, insgesamt 222 Medaillen geholt. Oder 224 oder 225. Da zum Fototermin am Donnerstagmorgen, 2. Juni, an der Messekehre der Straßenbahn auch Sportler und Funktionäre da waren, wäre die Diskussion beinah voll entbrannt um die richtige Zahl, für die Kerstin Kirmes, Leiterin des Sportamtes der Stadt, extra im Sportmuseum nachgefragt hatte. Im Sport wird nun einmal um jeden Zentimeter, jede Hundertstelsekunde, jede Medaille gekämpft. Dem Publikum am Fernseher erzählt man dann zwar gern, dass es bei Olympia nur ums Dabeisein ginge. Aber das ist der größte Selbstbetrug, den sich Olympia leistet.

Sonst würden sich Städte nicht mit Milliardenbudgets um diese Spiele prügeln, Fernsehsender nicht Millionen bieten, um live übertragen zu dürfen, einige Sportler dopen, um ja die Goldmedaille zu bekommen, und die Mehrheit der fairen Sportler nicht beinhart trainieren, um dabei zu sein. Und wenn möglich wieder auf dem Treppchen stehen zu dürfen – wie 2012 Tina Dietze, die auch gleich mal versprochen hat, den Titel zu verteidigen, sorry, wieder die Goldmedaille holen zu wollen mit ihrer Partnerin Franziska Weber im Zweier-Kajak. Denn Titel gibt es ja keine bei Olympia, nur Medaillen, Ruhm und den Moment mitten im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Denn Leistungssportler genießen es natürlich, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Gerade dann, wenn sie wirklich um die Medaillen mitkämpfen. Zumindest widersprachen die fünf nicht, die zum Foto-Shooting am Donnerstag gekommen waren, als Ulf Middelberg, Geschäftsführer der LVB, das Thema ansprach. Die Leipziger Gruppe, zu der die LVB gehören, sponsert wieder die Olympia-Werbe-Straßenbahn. Und sie gibt auch Geld für das Fest, das am 25. August gefeiert werden soll, wenn die Leipziger Sportler – hoffentlich medaillenbehängt – aus Rio de Janeiro zurückkommen. Sinnigerweise heißt der große Olympiaempfang auf dem Markt „Leipzig de Janeiro“. Richtiger wäre wohl „Rio de Pleiße“ gewesen. Die Straßenbahn jedenfalls fährt den Termin jetzt spazieren.

Und auf beiden Seiten sieht man die Leipziger Sportler, die die größten Chancen haben, in Rio Medaillen zu holen. Auf Backbord sind sie auch alle namentlich bezeichnet:

Martin Schulz, Triathlet, der bei den Paralympics beste Aussichten hat, ganz vorn mit dabei zu sein. Fünffacher Europameister ist er schon: „Seit zwei Monaten läuft es wirklich super. Ich habe den fünften EM-Titel in Folge geholt und damit ein erstes Ausrufezeichen gesetzt. Konditionell ist noch Luft nach oben, aber bis Rio ist auch noch etwas Zeit.“

Cindy Roleder, die derzeit schnellste deutsche Hürdensprinterin. 12,84 Sekunden ist sie in diesem Jahr schon gelaufen. „So schnell war ich zu diesem Zeitpunkt noch nie.“ Die Deutschen Meisterschaften in zwei Wochen aber liegen noch vor ihr. Vier weitere Athletinnen könnten die Olympianorm noch schaffen, schätzt sie ein und gibt für einen jüngst erst erlebten Schreckmoment Entwarnung: „Entwarnung: das MRT hat gezeigt, mein Knie ist intakt. Mit etwas Physio ist das gut in den Griff zu bekommen. Die Olympianorm habe ich geschafft, es läuft alles nach Plan. Bei der Deutschen Meisterschaft in zwei Wochen geht es nun um meinen Start bei den Olympischen Spielen. Die ersten drei fahren hin, und ich denke meine Ausgangsposition ist sehr gut.“

Jan Benzien ist zu sehen, der aber den Donnerstag-Termin nicht wahrnehmen konnte. Dafür war natürlich Tina Dietze da, die die Fahrkarte für Rio sicher hat: „Beim Weltcup in Duisburg haben wir nicht nur gewonnen, sondern sind auch eine schnelle Zeit gefahren. Uns ist ein Stein vom Herzen gefallen – das Ticket für Rio ist gelöst.“

Auf der linken Seite der Bahn (backbords) sind die Sportler mit Namen abgebildet. Foto: Ralf Julke
Auf der linken Seite der Bahn (backbords) sind die Sportler mit Namen abgebildet. Foto: Ralf Julke

Dasselbe gilt für den Slalom-Kanuten Franz Anton: „Unser Trainingslager in Rio war erfolgreich. Wir starten noch beim Weltcup in Frankreich – das wird unser letzter Test vor den Spielen sein. Wirklich vergleichbar sind die Leistungen dort allerdings nicht, denn jedes Team hat andere Trainingsabläufe. Da gilt es, sich nicht verrückt zu machen. Wir gehen in Rio als Weltmeister an den Start.“

Auch Annekatrin Thiele musste sich entschuldigen lassen, genauso wie Stephan Feck. Aber genau in dieser Reihung sind die Hoffnungsträger backbords abgebildet.

Auf Steuerbord ist die Reihung ein bisschen anders, dafür ist die Tür freigelassen. Und was man nicht sieht: Der Entwurf für die Bahn stammt von Peter Sack, den manche Leipziger noch als Kugelstoßer kennen.

Nicht auf der Bahn, aber heute mit im Bild ist der Sitzvolleyballer Christoph Herzog: „Der Sarajevo-Cup am vergangenen Wochenende war für uns eine wichtige Standortbestimmung. Wir haben die Mannschaft kurzfristig umgestellt, das hat auch mit wenigen Trainingseinheiten im Vorfeld gut funktioniert. Wir haben gegen Top-Teams gespielt und uns sehr gut präsentiert. Der dritte Platz hat den Mannschaftsgeist natürlich enorm gestärkt.“

Noch bleiben ein paar Wochen Unsicherheit und für die Athleten auch noch einige Wettkämpfe. Offiziell wird der Olympia-Kader am 12. Juli durch den Deutschen Olympischen Sportbund bekanntgegeben, knapp vier Wochen bevor die Spiele am 5. August in Rio de Janeiro beginnen. Das wird eh aufregend genug – wie so oft bei Olympischen Spielen in letzter Zeit vor allem außerhalb der Stadien. Die möglichen Themen, die dann in die sportliche Berichterstattung hineinschwappen werden: Zika-Virus, Kriminalität auf Rios Straßen, Regierungskrise und – vor allem in der Bucht von Rio – Umweltverschmutzung.

Und wenn alles gut geht, kann hinterher gefeiert werden.

Am 25. August werden Leipzigs Olympiateilnehmer wieder feierlich in ihrer Heimatstadt empfangen. Unter dem Motto „Leipzig de Janeiro“ wird der Tag ganz im Zeichen des Sports stehen. Er startet um 10 Uhr auf dem Marktplatz mit dem Business-Champion-Turnier. Nachmittags präsentieren sich an selber Stelle Leipziger Vereine und Verbände und laden zum Mitmachen ein. Es folgen um 18 Uhr der öffentliche Empfang und die Ehrung der Leipziger Olympioniken durch den Oberbürgermeister. Der 23. Mitteldeutsche Olympiaball wird am Abend geladene Gäste aus Sport, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenbringen. 100 Prozent der Einnahmen aus dem Ball fließen direkt in die Sportförderung. Ein exklusives Kartenkontingent ist im Verkauf erhältlich.

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