VideoIm Oktober 2018 machte eine AfD-Idee die Runde, welche so krude war, dass sie selbst bei der rechtsradikalen Partei interne Kontroversen auslöste. Es sollten Onlineplattformen entstehen, auf welchen Schüler ihre Lehrer „verpfeifen“ sollten – „Mein Lehrer hetzt“, war auf einer kurzzeitig existenten Seite zu lesen. Nun, gut vier Monate danach, ist die Denunziationsidee mausetot, scheint die Debatte abgeebbt und die AfD hatte mal wieder einen Mediencoup. Doch so einfach ist es nicht und zudem gibt es weit mehr Anlass, sich mal über politische Bildung an Schulen zu unterhalten. Auf der gerade geendeten Buchmesse 2019 war es am 24. März 2019 soweit.

Auf der großen Bühne in der Halle 5 fanden sich ab 14 Uhr zum Gespräch über „die Schule als Raum für demokratische Bildung in Zeiten des Lehrerprangers“ (im Video von links nach rechts zu sehen) Jens-Uwe Jopp, Lehrer für Deutsch und Geschichte am Schiller-Gymnasium Leipzig (Macher der „Schiller-Akademie“ & LZ-Autor), Henry Lewkowitz (Leiter des Erich Zeiger Hauses, u.a. Lehrerweiterbildung), Irena Rudolph-Kokot (SPD, Leipzig nimmt Platz) unter der Moderation von L-IZ.de & LEIPZIGER ZEITUNGs – Mitherausgeber Robert Dobschütz zusammen.

Die Einstiegsthesen und Fragen waren unter Anderem: Wie umgehen mit neurechten Strategien am Beispiel des sogenannten Lehrerprangers? Was hat er für Diskussionen, Ängste und Veränderungen an Schulen, den Lehrern und Schülern ausgelöst? Wohin können sich Lehrer wenden, wenn sie auf Phänomene wie politischen Extremismus, Antisemitismus, Rassismus oder andere Formen von antidemokratischen Bestrebungen an Schulen treffen?

Was für eine Schule wollen wir, in welcher auch Demokratie-Bildung einen festen Platz findet? Könnte hierbei auch ein längeres gemeinsames Lernen und somit ein gemeinsames Heranwachsen der Kinder hilfreich sein? Diese und viele weitere Fragen fanden in einer einstündigen Debatte unter Beteiligung des Publikums Platz. Rasch kam auch die Frage auf, wie sich Schule generell verändern müsste, um jungen Menschen ein Ort zu sein, den sie gern besuchen.

Wer aufgrund der Datenmengen lieber nur das Audio hören möchte, findet es hier:

 

Teil 1 der Debatte: Der AfD-Lehrerpranger, was er bewirken sollte und was er bewirkte

Video: L-IZ.de, 22 Minuten. (die Hintergrundgeräusche bitten wir zu entschuldigen, ebenso wenige ganz kleine Schnitte, welche durch Foto-Kamerastopps bedingt sind).

Teil 2 der Debatte: Lehrer unter Druck, Publikumsfragen & wie weiter an den Schulen in Sachen politische Bildung?

Video: L-IZ.de, 34 Minuten. (die Hintergrundgeräusche bitten wir zu entschuldigen, ebenso wenige ganz kleine Schnitte, welche durch Foto-Kamerastopps bedingt sind).

Das Netzwerk „Leipzig liest weltoffen“ & ein Dank

Die Idee zum Stand der Leipziger Zivilgesellschaft entwickelte sich nach der Buchmesse 2018, als wiederholt Verlage mit menschenverachtenden Positionen an den Buchmessen in Frankfurt/ M. und Leipzig teilnahmen.

An unserem Stand stellten sich zivilgesellschaftliche Vereine und Initiativen vor, die sich in Leipzig gegen Rassismus und für Weltoffenheit engagieren. Das Aktionsnetzwerk Leipzig liest weltoffen organisiert(e) am Tag der feierlichen Buchmesse-Eröffnung die Demonstration „Keinen Regalmeter für Faschismus“ und die Fotoaktion „Büchermeer2019“, um deutlich zu machen, dass wir Demokratie und Weltoffenheit generell und besonders im Jahr mit drei Wahlen schützen und stärken müssen.

Im Rahmenprogramm fanden am Stand in Halle 2 sowie im Sachbuchforum Halle 5 Lesungen zu verschiedenen Genres, Gespräche, Workshops und Diskussionen statt. Jeden Tag 13 Uhr fanden außerdem im Offenen Forum spontane Zusammenkünfte statt, um weitere Themen zu entwickeln.

Auch die L-IZ.de und die LEIPZIGER ZEITUNG nahmen an dieser Initiative teil, da humanistische Bildung und Aufklärung zum Leitbild unserer Medien gehören. In diesem Rahmen haben Menschenfeindlichkeit, Rassismus und Extremismus keinen Platz. Wir bedanken uns bei allen, die an dieser erstmaligen Aktion teilnahmen, sich in den letzten Tagen am Stand einfanden, uns alle unterstützten und zahlreich zu den vielen Veranstaltungen insbesondere bei unserer Diskussionsveranstaltung erschienen.

Besonders freut es uns, dass in diesem Jahr im Rahmen der Möglichkeiten auch seitens der Leipziger Messeleitung der Gedanke einer friedlichen und weltoffenen Buchmesse deutlich stärker mitgetragen wurde, als noch in den vergangenen Jahren.

Für die Unterstützung bei der reibungslosen Durchführung unserer Diskussionsveranstaltung am 24. März 2019 möchten wir auch den Polizeibeamten danken, welche dafür sorgten, dass eventuelle Störungen ausblieben.

Was gerade geschieht: Buchmesse erteilt „Volkslehrer“ Hausverbot + Update

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