Krankheiten wie Fettsüchtigkeit, Diabetes oder Chronischer Stress schon an einem Molekül in einem Blutstropfen zu diagnostizieren, das ist das Ziel der Wissenschaftler, die sich am Mittwoch und Donnerstag, 28. und 29. März, zu einem Arbeitstreffen im Biotechnologisch-Biomedizinischen Zentrum (BBZ) Leipzig einfinden.

Es ist das erste Treffen der Gründer des “International Innovation Center for Proteomics and Metabolomics – Internationales Innovationszentrum für Proteomik und Metalbolomik” (IICPM). Ziel dieses virtuellen Zentrums ist es, die analytische und medizinische Expertise von zunächst fünf Gruppen aus Kanada und Deutschland zu bündeln, um in zwei Pilotprojekten neue Biomarker von “Adipositas und Diabetes” sowie “Chronischem Stress” zu identifizieren.

Der Begriff Biomarker beschreibt ein Molekül, dessen Menge in einer Körperflüssigkeit, zum Beispiel Blut, auf eine bestimmte Krankheit hindeutet. Hinter den komplizierten Fachausdrücken “Proteomik” und “Metabolomik” stecken mindestens ebenso komplizierte Vorgänge in den Zellen von Lebewesen.

Die Proteomik (englisch: proteomics) umfasst die Erforschung des sogenannten Proteoms mit biochemischen Methoden. Das Proteom umfasst die Gesamtheit aller in einer Zelle oder einem Lebewesen unter definierten Bedingungen und zu einem definierten Zeitpunkt vorliegenden Proteine. Das Metabolom fasst alle charakteristischen Stoffwechsel-Eigenschaften einer Zelle beziehungsweise eines Gewebes oder Organismus zusammen. Die Erforschung des Metaboloms wird als Metabolomik bezeichnet (im englischen “Metabolomics” oder “Metabonomics”, Quelle: Wikipedia).An dem Arbeitstreffen in den Räumen des Biotechnologisch-Biomedizinischen Zentrums (BBZ) der Universität Leipzig, zu dem unter anderem Wissenschaftler der Medizinischen Fakultäten in Leipzig und der TU Dresden erwartet werden, nehmen auch der Prorektor für Forschung und Nachwuchsförderung der Universität Leipzig, Prof. Dr. Matthias Schwarz und Dr. Reinhard Zimmermann vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst sowie die kooperierenden kanadischen Gruppen aus den Universitäten in Edmonton und Victoria teil. Das IICPM ist ein Zusammenschluss von derzeit drei Arbeitsgruppen: Prof. Dr. David Wishart von der University of Alberta in Edmonton, Prof. Dr. Christoph Borchers von der University of Columbia in Victoria und Prof. Dr. Ralf Hoffmann vom Institut für Bioanalytische Chemie der Fakultät für Chemie und Mineralogie und des BBZ der Universität Leipzig.

“Das IICPM befindet sich noch in der Gründung. Der Entwurf einer Ordnung wird derzeit von den Universitäten in Kanada geprüft. Es ist Bestandteil des Kooperationsabkommens zwischen unserer Universität und der University of Alberta”, sagt Prof. Hoffmann. Bei diesem ersten Arbeitstreffen am Mittwoch und Donnerstag sollen mit Experten aus der Medizin zwei ausgewählte Pilotprojekte diskutiert werden, um einen Zeitplan für die weiteren Arbeiten aller drei Gruppen zu erstellen. Die Forscher wollen in dem deutsch-kanadischen Projekt gemeinsam Plasmaproben auf Proteine, Lipide und andere Stoffwechselprodukte analysieren. Sie wollen in Leipzig unter anderem klären, wie viele Proben ihnen zur Verfügung stehen, welche Probenmengen benötigt werden, wie die Proben an die drei beteiligten Zentren verteilt und wie die Daten gemeinsam ausgewertet und beurteilt werden.

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Ziel der Initiative ist es, die in den Gruppen vorhandenen neuesten Techniken der Bioanalytik zu kombinieren und weiter zu verbessern, um damit die molekularen Abläufe von Krankheiten auf allen Ebenen (Proteine, Fette und Stoffwechselprodukte) besser zu erfassen. Aus dem Verständnis dieser Abläufe und dem Vergleich mit gesunden Probanden können dann Moleküle identifiziert werden, welche für die Krankheit charakteristisch sind. Solche Moleküle könnten dann nach weiterer Prüfung und Validierung durch mehr Patienten und die Abgrenzung zu anderen Krankheiten als Biomarker einer Diagnostik dienen. Die zuletzt genannten Arbeiten stellen bereits den Übergang zur klinischen Diagnostik dar. Diese soll auch Teil der Forschungsarbeit an der Universität Leipzig werden. Darüber hinaus steht auch die Ausbildung von Doktoranden und Postdoktoranden im Mittelpunkt.

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