Bis 2009 gingen die Schülerzahlen in Sachsen kontinuierlich zurück. Das war die Folge der heftigen demografischen Umbrüche, die Sachsen in den 1990er Jahren erlebte, als zehntausende junger Menschen den Freistaat verließen, um im Westen ein neues Leben zu beginnen, und die Geburtenzahlen auf ein historisches Tief fielen. Erst Anfang der Nullerjahre stabilisierte sich Sachsen, was ab 2010 zu langsam wieder steigenden Schülerzahlen führte. In einer Stadt natürlich besonders.

Im Schuljahr 2021/2022 lernen jetzt an den insgesamt 1.551 allgemeinbildenden Schulen in öffentlicher und freier Trägerschaft mehr als 390.400 Schülerinnen und Schüler, meldet das Statistische Landesamt. Im Vergleich zum Vorjahr sind das über 5.300 bzw. fast 1,4 Prozent mehr. Somit steigen die Schülerzahlen an sächsischen allgemeinbildenden Schulen seit dem Schuljahr 2009/2010 kontinuierlich an.

Zuwächse vor allem in den Großstädten

Wie das Statistische Landesamt des Freistaates Sachsen weiter mitteilt, wurde im Vergleich zum Schuljahr 2020/2021 an den sächsischen Gymnasien ein Anstieg um 2,5 Prozent auf über 105.500, an den Oberschulen um 1,7 Prozent auf fast 116.900 und an den Grundschulen ein Anstieg um 0,3 Prozent auf über 145.900 Schülerinnen und Schüler verzeichnet.

Außerdem stiegen an den Freien Waldorfschulen die Schülerzahlen um 9,1 Prozent. An den Gemeinschaftsschulen, die erstmals für das aktuelle Schuljahr erfasst wurden, lernen 51 Schülerinnen und Schüler an Schulen in freier Trägerschaft.

In den Kreisfreien Städten Leipzig (+2,9 Prozent), Dresden (+2,0 Prozent) und Chemnitz (+1,6 Prozent) sowie in den Landkreisen Nordsachsen (+2,4 Prozent) und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (+1,5 Prozent) lag der Anstieg der Schülerzahlen im Vergleich zum Vorjahr über dem Sachsendurchschnitt.

Stärkster Zuwachs in Leipzig

In Leipzig lernen derzeit 56.401 Schüler/-innen an Allgemeinbildenden Schulen, 1.586 mehr als im Vorjahr. Eine Zahl, die schon deutlich macht, wie dringend das Schulbauprogramm in Leipzig ist, denn das sind im Grunde drei komplette Schulen, die da binnen eines Jahres dazu kamen.

Auch Leipzig hatte seinen Absturz bei den Schülerzahlen. Der Tiefpunkt war hier schon 2008 mit 35.028 Schüler/-innen an Allgemeinbilden Schulen erreicht. Ab da stiegen die Zahlen jedes Jahr kontinuierlich an und ein großes Schulbauprogramm wurde dringend gebraucht, nachdem man gerade erst bei Kindertagesstätten in eine heftige Mangelsituation geraten war.

Die Entwicklung der Schülerzahlen in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches Landesamt
Die Entwicklung der Schülerzahlen in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen, Statistisches Landesamt

Bis 2007 war die Zahl der Schulen in Leipzig auf 140 abgeschmolzen. Inzwischen verfügt Leipzig wieder über 164 Schulen, die freilich nicht ausreichen werden, um den weiter zu erwartenden Anstieg der Schülerzahlen auffangen zu können.

Und wachsende Schülerzahlen bedeuten nun einmal auch mehr Klassen und damit mehr Lehrer/-innen, die benötigt werden.

Lieber in die Großstadt

Im Schuljahr 2021/2022 unterrichten fast 31.600 voll- bzw. teilzeitbeschäftigte Lehrpersonen an den allgemeinbildenden Schulen in öffentlicher und freier Trägerschaft, meldet das Statistische Landesamt. Das waren 1,0 Prozent mehr als im Vorjahr. Allein in Leipzig sind 4.836 Lehrkräfte beschäftigt, sogar mehr als in Dresden, wo sich 4.606 Lehrkräfte um 58.323 Schüler/-innen kümmern.

Gerade die Großstädte Dresden und Leipzig sind bei Bewerbern besonders beliebt, was ja gerade erst auch eine Meldung des Sächsischen Kultusministeriums zu den Lehrer-Neueinstellungen bestätigte: „Insgesamt hatten sich für das 2. Schulhalbjahr 709 grundständig ausgebildete Lehrkräfte beworben, mit 279 Bewerbern die meisten für die Schulart Gymnasium und insgesamt rund 60 Prozent für die Ballungsräume Dresden und Leipzig.“

Noch immer viel zu viele Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss

2021 haben im Freistaat Sachsen über 31.300 Absolventen die allgemeinbildenden Schulen verlassen. Das waren 2,0 Prozent bzw. über 600 mehr als im Jahr zuvor. Mehr als die Hälfte (51,3 Prozent) beendeten die Schule mit einem Realschulabschluss, 31,8 Prozent mit dem Abitur, 8,9 Prozent verließen die Schule ohne Hauptschulabschluss und 8,0 Prozent erreichten einen Hauptschulabschluss bzw. qualifizierenden Hauptschulabschluss.

Das sächsische Problem, dass immer noch viel zu viele junge Menschen die Schule ohne einen wirklich belastbaren Schulabschluss verlassen, ist also noch lange nicht gelöst. Mit 10,8 Prozent lag die Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss in Leipzig sogar noch deutlich überm sächsischen Durchschnitt von 8,9 Prozent.

Man hat es also keineswegs mit einer „natürlichen“ Quote zu tun, sondern mit dem Ergebnis einer Schulpolitik, die eher auf das Trennen und Aussondern ausgelegt ist als auf das Fördern aller Kinder und Jugendlichen. Und das in einer Situation akuten Fachkräftemangels. Das passt nicht zusammen.

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