Mit Herman ter Meer besaß Leipzig einst einen der berühmtesten Tierpräparatoren Europas und einen Wegbereiter der modernen Dermoplastik. Im Dezember kündigte das Leipziger Naturkundemuseum schon an, dass viele der legendären Tierpräparationen, die ter Meeer in seiner 26-jährigen Tätigkeit für das Zoologische Institut der Universität herstellte, nach Leipzig zurückkehren. Eins der eindrucksvollsten Tiere kommt am 18. März aus Stralsund.

Am Mittwoch, 18. März, wird endlich eines der größten Präparate aus der Sammlung des Naturkundemuseums zurückgeführt, freut sich die Museumsleitung und hat auch schon die Presse eingeladen, das Atlantische Walross mit Blitzlichtgewitter in Empfang zu nehmen und den ersten Blick darauf zu werfen.

Nach 40 Jahren im Exil kehrt es zu seinem Eigentümer, dem Naturkundemuseum Leipzig zurück. Ende der 1970er Jahre ging es als einjährige Leihgabe an das Meereskundemuseum Stralsund und war seitdem dort einer der Publikumslieblinge. Vorläufig soll es im Depot in der Alten Wollkämmerei eingelagert werden, bis es in Zukunft Teil der neuen Ausstellung sein wird.

Noch ist ja nicht klar, wo denn nun endlich das neue Naturkundemuseum entstehen soll, das endlich ermöglichen soll, all die teils auch gewichtigen und großformatigen Sammlungsstücke des Naturkundemuseums zu zeigen, die jetzt im alten Bau gar keinen Platz fänden.

Ganz zu schweigen von den Plänen von Museumsdirektor Dr. Ronny‐Maik Leder, aus der hochkarätigen Sammlung tatsächlich einmal eine naturwissenschaftliche Ausstellung zu machen, in der die Besucher/-innen durch die Welt der Naturgeschichte reisen können. Die derzeitige Ausstellung im alten Haus gibt davon nicht einmal einen vagen Eindruck.

Aber die Pläne, in der Halle 7 der Spinnerei die neuen Ausstellungsflächen zu schaffen, sind ja bekanntlich an der Baustatik gescheitert. Wieder werden drei mögliche, innenstadtnahe Standorte für das Museum geprüft.

Und etliche der eindrucksvollen Plastiken, die Herman ter Meer vor 100 Jahren schuf, werden in der neuen Ausstellung zu den absoluten Hinguckern gehören.

Herman ter Meer im Atelier mit Walross. Foto: Naturkundemuseum Leipzig
Herman ter Meer im Atelier mit Walross. Foto: Naturkundemuseum Leipzig

Dazu gehört auch das gewaltige Walross.

Der weibliche Meeresriese aus dem nordischen Eismeer misst ganze 2,50 Meter Körperlänge. Es wurde im Jahr 1911 in Grönland geschossen und kam durch den dänischen Konsul Bangert nach Leipzig. Das Atlantische Walross, eine der größten Robbenarten, war zeitweilig kurz vor dem Aussterben.

Das Walross wurde 1919 deshalb von Herman ter Meer, dem Begründer der modernen Tierpräparation, für die Ewigkeit haltbar gemacht. Er war der Pionier der modernen Tierpräparation und wirkte Anfang des 20. Jahrhunderts am Zoologischen Institut und Museum der Universität Leipzig.

Hier entstand eine große Sammlung ter Meer’scher Präparate, die nach der Hochschulreform der DDR 1968 zerschlagen wurde. Einen wesentlichen Teil übernahm das Leipziger Naturkundemuseum, welches mit aktuell 241 ter Meer‐Objekten die weltweit größte Sammlung seines Schaffens besitzt.

Das Walross kehrt passend zum Themenwechsel der Kubus 4×6 Installation nach Leipzig zurück. Das Kapitel „Polarzeit“ ist beendet. Derzeitig wird umgebaut, denn in den nächsten Monaten wird in maritime Expeditionsgefilde der „Tiefsee“ abgetaucht. Die Eröffnung des neuen Kapitels im Kubus auf dem Vorplatz des Naturkundemuseums findet am 20. März um 18 Uhr statt.

Am 10. Dezember bekommt das Naturkundemuseum wertvolle Arbeiten des Leipziger Präparators ter Meer aus Berlin zurück

Am 10. Dezember bekommt das Naturkundemuseum wertvolle Arbeiten des Leipziger Präparators ter Meer aus Berlin zurück

Leipzig liest doch … und streamt live

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