Leipzig ist keine Stadt wie jede andere. Zumindest die meisten Leipziger/-innen sind davon überzeugt. Als Lebensmittelpunkt und Reiseziel in aller Munde erfreut es sich eines ungewöhnlich positiven Images. Doch scheint die Stadt nach Jahren des Wachstums an einem kritischen Punkt ihrer Entwicklung zu stehen. Zeit, sich auch mal mit Selbstbild und Konfliktfähigkeit des jetzigen und des historischen Leipzig zu beschäftigen. Das macht jetzt die Ausstellung „Kennzeichen L“.

Zukunftschancen und Verteilungskonflikte stehen ebenso im Raum wie die Frage, worauf Leipzig zwischen alter und neuer Wirtschaftsbasis, kultureller Tradition, hipper Kreativwelt und lebenswerter Familienstadt künftig setzen will.

Was also macht diese Stadt stark, verwundbar, liebenswert oder auch anstrengend? Lässt sich das Lebensgefühl von 600.000 Menschen aus der Geschichte heraus verstehen? Und ist das sprichwörtliche „Kennzeichen L“ mehr als ein Stück Blech an der Stoßstange?

Vom 16. Juni bis 26. September 2021 setzt sich das Stadtgeschichtliche Museum Leipzig mit diesen Fragen und eben den „Identitäten“ seiner Stadt in der Sonderausstellung, begleitenden Publikation und zahlreichen Kooperationsveranstaltungen auseinander; alles unter dem Motto „Kennzeichen L. Eine Stadt stellt sich aus“.

Dr. Anselm Hartinger, Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig und Chefkurator der Ausstellung, und Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke, präsentieren "KENNZEICHEN L. Eine Stadt stellt sich aus" im Haus Böttchergässchen des Museums. Foto: SGM, Markus Scholz
Dr. Anselm Hartinger, Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig und Chefkurator der Ausstellung, und Kulturbürgermeisterin Dr. Skadi Jennicke, präsentieren „KENNZEICHEN L. Eine Stadt stellt sich aus“ im Haus Böttchergässchen des Museums. Foto: SGM, Markus Scholz

Die Ausstellung spürt abseits gängiger Klischees jene gewachsenen Eigenheiten der Leipziger Mentalität auf, die bis heute den Alltag ihrer Bewohnerinnen und Bewohner prägen. Sie thematisiert das „Weltdorf“ und die „Heimliche Hauptstadt“ und fragt nach dem Stellenwert bezahlbaren schönen Wohnens und dem schmalen Grat zwischen Anspruch und Größenwahn.

Ist Leipzig eine Stadt der Engagierten und Aufsässigen? Oder der bürgerschaftlichen Kultur und gebrauchsorientierten Kunst? Pulsiert das Leben in den Stadtteilen oder im Zentrum? Wie wichtig sind in der Metropole der kurzen Wege gute Mobilität und stadtnahes Grün? Wie wurde und wird man Teil der besonderen „Leipzig-Story“ und wer fühlt sich ausgegrenzt und abgehängt?

„Unser Museum hat sich immer wieder mit Einzelaspekten der Leipziger Geschichte beschäftigt – ,Kennzeichen L‘ aber versucht erstmals eine Gesamtschau der verbindenden Elemente wie der heißen Streitthemen der Leipziger Mentalität. Wir wollen aus der Geschichte heraus verstehen, was Leipzig so besonders macht und wie diese Stadt heute tickt. Unsere Objekte und Geschichten – von der Munitionskiste bis zum Gewandhausgestühl und vom Pflasterstein bis zur Zoo-Lotterie – laden die Gäste ein, Leipzig mit leidenschaftlicher Neugier und empathischer Kritik neu zu entdecken“, versucht Dr. Anselm Hartinger, Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig, das Anliegen der Ausstellung zu umreißen.

Er betont aber auch: In der Ausstellung werden keine endgültigen Antworten gegeben. Interaktive Vermittlungsangebote machen die Besucherinnen und Besucher zu gleichberechtigten Stadtexpertinnen und -experten und beziehen sie auf Augenhöhe in die Debatte über ein lebenswertes Leipzig mit ein.

„KENNZEICHEN L. Eine Stadt stellt sich aus“, Sonderausstellung vom 16. Juni bis 26. September im Stadtgeschichtlichen Museum.

Zur Ausstellung gibt es die Reihe „L-Topie?! Leipziger/-innen im Diskurs“, Podiumsgespräche im Rahmen der Sonderausstellung „Kennzeichen L. Eine Stadt stellt sich aus“ in der Alten Börse

Dienstag, 22. Juni, 18 Uhr: L-Topie I – Wie weltoffen ist Leipzig? – Mit dabei Kanwal Sethi (Vorsitz, Migrationsbeirat Stadt Leipzig), Luise Schöpflin („Unterwegs und angekommen“, Mühlstraße 14 e. V.), Dr. Anselm Hartinger (Direktor Stadtgeschichtliches Museum Leipzig und Chefkurator der Ausstellung)

Dienstag, 20. Juli, 18 Uhr: L-Topie II – Wie emanzipatorisch ist Leipzig? – Mit dabei Vicki Felthaus (Bürgermeisterin und Beigeordnete für Jugend, Schule und Demokratie, Stadt Leipzig), Kuku Lueb (Vorstand RosaLinde e. V.)

Dienstag, 24. August, 18 Uhr: L-Topie III – Wie innovativ ist Leipzig? – Mit dabei Meigl Hoffmann (Kabarettist, Sänger, Entertainer, Autor und Gastronom), Nicole Laux (overlab GmbH), Konsulin Lachlyn Soper (U.S. Consulate General Leipzig)

Dienstag, 14. September, 18 Uhr: L-Topie IV – Wer hat Platz in Leipzig? – Mit dabei Michael Berninger (Sprecher für Radtourismus, Vorstand adfc Sachsen), N.N. (SoWo Leipzig eG)

Freitag, 24. September, 18 Uhr: L-Topie V – Wie sieht Leipzigs Zukunft aus? – Mit dabei Maximilian Protzner (2014-2021 Mitglied des Jugendparlamentes der Stadt Leipzig, Gründungsmitglied Förderverein des Jugendparlamentes), Dr. Anselm Hartinger (Direktor Stadtgeschichtliches Museum Leipzig), René Reinhardt (Vorstand und Künstlerischer Leiter, Schaubühne Lindenfels gAG)

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