Nick Cassidy (Sam Worthington) möchte vor allem eines: Seine Unschuld beweisen. Der einstmals erfolgreiche Cop wurde für ein Verbrechen verurteilt, das er nicht begangen hat. Verzweifelt nutzt er das Begräbnis seines Vaters zur Flucht und droht, sich aus der 21. Etage eines Luxushotels zu stürzen.

Während unten das Polizeiaufgebot größer wird und die Schaulustigen sehnsüchtig auf seinen Todessprung warten, koordiniert Nick auf dem Fenstersims über ein Headseat den Raub des 30 Millionen schweren Diamanten, den er einst gestohlen haben soll. Als eine Spezialeinheit anrückt und ein Ex-Kollege seinen Kopf will, rennt ihm die Zeit davon.

Regisseur Asgar Leth hätte sich für sein Spielfilmdebüt wohl kaum einen ungewöhnlicheren Schauplatz als den Fenstersims über einer Straßenschlucht aussuchen können. Das Ausgangsszenario klingt surreal bis bizarr. Trotz seiner Realitätsferne entpuppt sich das gewagte Konstrukt als ein durchdachtes Katz-und-Maus-Spiel. Es geht um Schuld, Intrigen und vor allem um Vergeltung. “Ein riskanter Plan” schildert die Story eines verzweifelten Mannes, der seinen Namen um jeden Preis reinwaschen möchte. Dazu schrecken der Protagonist und seine Unterstützer auch nicht vor verbotenen Mitteln zurück.
Der Film wird über weite Strecken von einem technisch solide inszenierten Diamantendiebstahl angetrieben. Die Einbruchsszenen in den nahezu perfekt gesicherten Tresorraum eines milliardenschweren Baumagnaten sind actionreich und sorgen über weite Strecken für die einzigen rasanten Bewegungen auf der Leinwand. Denn auf dem Fenstersims bleibt dem actionerprobten “Avatar”-Star Sam Worthington dafür kaum Raum. Die Dachszenen wirken starr, was auch der Bewegungslosigkeit des Protagonisten geschuldet ist. Nur dann, wenn ihm die Polizisten und die Polizeipsychologin Lydia (Elizabeth Banks) zu nahe kommen, wechselt er seinen Standort um einige Meter. Erst als Cassidy vor dem spektakulären Finale fliehen muss, weil sich ein Sondereinsatzkommando vom Dach abseilt, kann Worthington seine Action-Qualitäten richtig unter Beweis stellen.
Wenngleich die Unterhaltung klar im Vordergrund steht, hält “Ein riskanter Plan” einen moralischen Impetus parat. Denn Asger Leth übt ganz nebenbei scharfe Kritik an der Gier nach Sensation und Tragödie. Kaum zeigt sich Nick Cassidy oben auf dem Fenstersims, bildet sich unten eine Menschentraube, die zu einer immer größeren Masse an Schaulustigen anschwillt. Als ein TV-Sender via Hubschrauber die sich anbahnende Tragödie filmt, stürzt Cassidy durch den Wind der Rotorblätter beinahe ungewollt in den Tod. In der unterschwelligen Kritik am Boulevard- und Sensationsjournalismus liegt die Stärke dieses eher durchschnittlichen, aber unterhaltsamen Thrillers, der mehr durch seine innovative Handlung und weniger durch seine mittelmäßige Besetzung besticht. Auf die moralische Frage, inwieweit der Einsatz krimineller Methoden opportun ist, um die Unschuld eines Verurteilten zu beweisen, geht Asger Leth leider nicht ein.

USA 2011, R: Asger Leth, D: Sam Worthington, Elizabeth Banks, Anthony Mackie, 103 Min, FSK 12.

Filmstart ist der 26. Januar, zu sehen im CineStar und Cineplex.

Die Seite zum Film:

www.riskanterplan-derfilm.de

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