Nach der Corona-bedingten Pause im vergangenen Jahr ist das Internationale Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm, kurz DOK Leipzig, zurück in den Kinosälen. Neben den Vorführungen vor Ort gibt es zudem die Möglichkeit, viele Filme im Anschluss an das Festival online zu schauen. Wir werfen heute einen Blick auf animierte Kurzfilme, die unter dem Titel „Aufsässige Gestalten“ im Programm laufen.

Die Kurzfilme In Nature und Scum Mutation bilden dabei so eine Art Klammer um die übrigen sechs Beiträge. Beide sind sehr politisch, könnten unterschiedlicher aber kaum sein. Denn während bei „In Nature“ eine Kinderstimme verspielt und fröhlich über geschlechtliche und sexuelle Vielfalt im Tierreich aufklärt, dominieren bei „Scum Mutation“ wütende Parolen und ein schwarzer Hintergrund.So erfährt man bei „In Nature“ unter anderem, wie viele Tiere homosexuell, polyamor und in Regenbogenfamilien leben und auch, dass das von der Natur bei der Geburt zugewiesene Geschlecht nicht von Dauer sein muss – manche Tiere ändern es im Laufe ihres Lebens. Die Animationen sind bunt, liebevoll und witzig gestaltet. „Scum Mutation“ hingegen lässt die Rufe von Feminist/-innen und Protestierenden gegen Polizeigewalt und soziale Härten erklingen.

Zwischen diesen Beiträgen mit klaren Botschaften findet sich viel Experimentelles. Was die Beiträge eint, ist irgendein Schmerz, den die Protagonist/-innen empfinden, etwa in Steakhouse, wo ein Abendessen für ein Paar blutig, aber auch mit einer Prise Genugtuung endet. Nicht ganz so schmerzhaft geht es in The Fourth Wall zu. Ein kleiner Junge imaginiert hier eine angespannte Familiensituation, in der sich seine Eltern in Kühlschrank und Waschmaschine verwandeln.

Generell sind manche Bilder nichts für sehr empfindliche Menschen. So muss man sich etwa in Anxious Body anschauen, wie jemand mit Klebeband an einem neben dem Fingernagel eingerissenen Hautstück herumspielt. Noch unangenehmer wird es im Horrorfilm Crumbs of Life. Im besten Falle trennen sich hier Körperteile von ihren Besitzer/-innen, im schlechtesten Fall übernehmen sie einfach die Kontrolle.

Besonders offen für Interpretationen zeigen sich Squish! und Open One‘s Mouth. Letzterer zeigt eine Verwandlung eines Gegenstands, den man als Beutel identifizieren könnte, hin zu einem Wesen mit Gesicht. Und bei „Squish!“ schildert eine gezeichnete Figur ihr Leid. Später wühlt jemand – so scheint es – in Gedärmen herum. Am Ende guckt ein süßer Hund aus Fleisch und Blut in die Kamera.

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