Endet der Mayakalender tatsächlich am 21.12.2012? Gibt es dafür Anhaltspunkte im Dresdner Maya-Codex, einem der drei weltweit noch erhaltenen Originalhandschriften? Das Grassi Museum für Völkerkunde zu Leipzig lädt am Dienstag, 4. Dezember, um 19:00 Uhr zu diesem ganz besonderen Vortrag ein. Susanne Steinert, von der Technischen Universität Dresden, referiert zu Inhalt, Herkunft und Hintergrund des besterhaltenen und fast vollständig entzifferten Maya-Priesterhandbuches aus vorspanischer Zeit.

Im Jahre 1739 erwarb der Bibliothekar Johann Christian Götze in Wien zahlreiche Handschriften für die Kurfürstliche Bibliothek zu Dresden, darunter ein “mexikanisches Buch mit hieroglyphischen Figuren”. Erst 40 Jahre später wurde es als Maya-Handschrift identifiziert. Weitere zehn Jahre später, 1863, wurden in Madrid die Aufzeichnungen des Bischofs von Yukatàn, Diego de Landa (1524-1579), gefunden. Als Inquisitor von Yukatán hatte er die Christianisierung der Mayas betrieben. In seiner “Relación de las cosas de Yucatán” beschrieb er auch das auto da fé vom 12.Juli 1561: “Wir fanden bei ihnen eine große Zahl von Büchern mit diesen Buchstaben, und weil sie nichts enthielten, was von Aberglauben und den Täuschungen des Teufels frei wäre, verbrannten wir sie alle, was die Indios zutiefst bedauerten und beklagten.”Wie dennoch drei dieser Handschriften dem auto da fé entgingen und nach Europa gelangten, ist nicht mit Sicherheit geklärt. Sie werden heute in der Bibliothéque Nationale Paris, im Museo de America Madrid und in der Sächsischen Landes-Staats- und Universitätsbibliothek Dresden aufbewahrt. Nur die Dresdner Handschrift wird öffentlich gezeigt.
Der “Codex Dresdensis” besteht aus 39 doppelseitig beschriebenen Blättern mit einer Gesamtlänge von 3,56 m. Ursprünglich war die Handschrift als Leporello gefaltet. Seit 1835 wird sie in zwei Teilen zwischen Glasplatten aufbewahrt und präsentiert. Beschreibstoff ist Amate, ein aus Bastfasern des Feigenbaums hergestelltes Papier, dessen Oberfläche mit Kreide grundiert wurde.

Der mit Hieroglyphen, Zahlenzeichen und Bildern beschriebene Codex enthält Ritual-und Weissagungskalender, Berechnungen über Venusphasen, Mond-und Sonnenfinsternisse, Anleitungen für Zeremonien zum Jahreswechsel und Beschreibungen des Regengottes.

Nach Analyse der astronomischen Angaben wurde die Entstehung der Dresdner Handschrift etwa auf das Jahr 1250 datiert. Somit könnte der Codex aus dem Norden von Yukatán stammen, wo zwischen 1200 und 1450 die letzten größeren Gemeinwesen der Maya existierten.

Vortrag “Weltuntergang 2012? Der Dresdner Maya-Codex und seine Entzifferung” am Dienstag, 4. Dezember, um 19 Uhr im Museum für Völkerkunde zu Leipzig (Johannisplatz 5-11, Großer Vortragssaal). Eintritt: 4/2 Euro.

www.grassimuseum.de

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