Vor vielen, vielen Jahren saß Volly Tanner in der Pfeffermühlenkneipe auf einem Hocker und las Gedichte vor. Die Veranstaltung nannte sich Kneipenlyrik und wurde von Sara Fromm und Annett Wagner gemanagt, wobei gemanagt ein schlechtes Wort ist dafür, was die beiden jungen Damen da machten. Sie liebten und lieben. Gedichte, Lieder - und ihre Veranstaltungsreihe. Im Casablanca-Salon traf Tanner nun unlängst auf Sara, kurz bevor er sich den härteren Getränken im Helheim stellte - und fragte gleich mal nach dem Stand der Dinge.

Hallo Sara Fromm. Du bist ja eine Hälfte des Orga-Frauen-Teams der Kneipenlyrik im Noch Besser Leben. Ihr beiden Freundinnen macht das nun schon seit mehr als 15 Jahren. Wow. Im April habt Ihr zwei Events in petto – erzähl mal bitte was abgeht.

Das erste wird am 11. April unsere supertolle Kneipenlyrikgeburtstagsparty. Da wird es eine kleine Lesung geben (diesmal aber ausnahmsweise nicht als offene Bühne, sondern mit vier unserer Stammgäste), dann gibt es drei leise und dann noch eine laute Band. Für nach den Bands haben wir DJ Bruder Fugenbreit verpflichtet, den Mann mit der größten Plattensammlung der Welt!

Das alles wird ab 20:00 Uhr im Kulturcafé Manfred in der Stockartstraße stattfinden. Leider, leider nicht im Noch Besser Leben selbst, weil die laute Band zu laut für das NBL ist. Deshalb gewährt uns das Manfred netterweise Unterschlupf. Das zweite Kneipenlyrikding im April ist die nächste reguläre Lesung, dann nach der Party am 15. April wieder, wie gewohnt Mittwoch um 20:00 Uhr im NBL.

Oft fällt ja das Wichtigste hinten runter: Das OrgaTeam! Kannst Du ein paar Details über Euch beide ans Licht der Öffentlichkeit zerren? Was macht Ihr im anderen Leben so, wer seid Ihr und warum, ähhhhhh, warum macht Ihr das mit der Kneipenlyrik eigentlich?

Na, im richtigen Leben gehen wir beide ganz normalen Berufen nach. Wir haben uns ja beim Jurastudium kennengelernt und arbeiten jetzt auch beide als Juristen. Und gerade deshalb machen wir auch die Kneipenlyrik. Weil es so schön ist, neben der Arbeit und dem Alltagstrott Menschen kennenzulernen, Geschichten und fremde Musik zu hören … Und dann sitzen wir in unserer eigenen Veranstaltung und lauschen den Beiträgen und freuen uns, dass wir vor 15 Jahren diese Idee hatten.

Du selber, liebe Sara, bist ja auch musikalisch unterwegs. Ich erinnere mich an wundervolle Auftritte, bei denen Du Patti Smith schon das Wasser gereicht hast. Was steht denn da gerade auf der Agenda?

Ich habe immer noch eine kleine Band, das Pongo Punk Theater. Wir machen akustische Punkmusik und gelegentlich treten wir damit auch auf.

Zum Beispiel letztens bei den Lou Reed Covernächten im Ilses Erika, was tierisch Spaß gemacht hat. Bei der Kneipenlyrikgeburtstagsparty sind wir natürlich auch mit dabei.

Euer Publikum ist ja wohltuend unhip. Auch die Auftretenden haben bei Euch eher das Gefühl ummuttert zu werden, als sich dem Lesebühnenkrawall aussetzen zu müssen, der allerorten nur noch nach Äußerlichkeiten schreit. Wie kommt das? Hast Du eine Erklärung dafür, dass die Schönen & Hippen Euer Refugium nicht zerfurchen?

Na, warum die Schönen nicht so sehr furchen ist klar. Das ist ganz einfach, weil unsere Schönheit schlichtweg alles überstrahlt. Und Hippe gibt’s eigentlich auch auf unserer Bühne. Das ist ja das Schöne an der Kneipenlyrik, dass sich jeder wohlfühlt.Ob hip oder nicht, eigentlich mag es doch jeder, wenn nach dem Auftritt geklatscht wird. Und was auch immer vorgetragen wird, irgendeiner ist immer im Publikum, der es toll findet. So hat bei uns jeder und alles eine Bühne. Das ist unser Konzept von Anfang an. Wir sind der Meinung, dass Kunst nicht bewertet werden sollte. Zumindest nicht auf unserer Bühne. Da wird gefälligst geklatscht nach jedem Beitrag oder es kracht.

Du organisierst, wenn ich noch richtig auf dem Laufenden bin, auch ein Kulturfest in der suburbanen Walachei, in einem schnuckeligen Ort bei Leipzig, inklusive Ruine und so … Stimmt das noch? Und wenn ja, was und wann gibt’s das Fest dieses Jahr und mit wem und warum und looooos jetzt …

Naja das ist nicht so ganz richtig. Das ist meine Mutsch, die das organisiert. Aber in der Walachei ist es schon. Und zwar in Schönwölkau. Da gibt es eine Kirchenruine und dort findet das statt. Ist so wie Kneipenlyrik, viele kurze Beiträge, abwechselnd Literatur und Musik. Aber es ist ein festes Programm und keine offene Bühne. Moderiert wird es von mir (ohne Annett, was ganz schön schwierig ist, da fang ich immer Sätze an und Annett ist nicht da, um sie zu beenden!)

Dieses Jahr findet das Fest am 18. Juli statt. Danach gibt es Party bei uns zu Hause auf dem Hof (ich wohne im Nachbardorf). Wer Lust hat, sich im Sommer ins Grüne zu begeben, ist ganz lieb eingeladen. Und wer Lust hat, sich am 11. April ins Manfred zu begeben oder mal bei einer unserer Lesungen vorbeizuschauen ist noch viel lieber eingeladen!

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