Wir leben in Zeiten, in denen Europa von mehreren Seiten unter Beschuss steht. Nicht nur Islamisten und Nationalisten versuchen, die Idee einer weltoffenen Staatengemeinschaft zu zerstören. Auch Autokraten aller Couleur versuchen, den Kontinent wieder in ein Zeitalter des Misstrauens zu manövrieren. Umso wichtiger sind Projekte wie das deutsch-französische Fanzine „Schick“, dessen neunte Ausgabe am Freitag in Plagwitz Release feiert.

Hinter dem Magazin steht das deutsch-französische „forum junger kunst“ mit Sitz in Bayreuth. Es kooperiert mit Initiativen und Institutionen in ganz Deutschland, darunter auch dem Institut français aus Leipzig. Deshalb finden die Angebote, die das Forum organisiert, auch an unterschiedlichen Orten mit anderen Teilnehmern statt: immer international und interdisziplinär, für und mit jungen Künstlern. Mal geht es um Theater, mal um Zirkus, Tanz, Commedia dell’Arte oder – wie jetzt in Leipzig – um das faszinierende Genre des Comics. Die Projekte erstrecken sich in der Regel über 10 Tage und sind für bis zu 16 Teilnehmer konzipiert.

Heimstatt für die Comic-Workshops ist seit 2008 Leipzigs Künstler-Stadtteil Plagwitz, wo die jungen Künstler diesmal vom 20. bis 28. Juli schwitzten.

Für das jährliche deutsch-französische Fanzine des Workshops wird von den Teilnehmern eine eigene Kurzgeschichte mittels der Etappe „Storyboard“ umgesetzt. Das Heft wird direkt vor Ort gedruckt und gleich vor Ort der Öffentlichkeit präsentiert.

Acht Tage lang diskutierten, probierten, übersetzten und radierten, konstruierten, animierten, schmierten, texteten und schwitzten nun zwölf junge Zeichner aus Deutschland und Frankreich gemeinsam in Plagwitz. Sie waren bestens betreut, denn das Forum hatte gleich zwei bekannte Comiczeichner zum Workshop eingeladen. Angeleitet von den Workshop-Dozenten mawil aus Berlin (ausgezeichnet mit dem Max & Moritz Preis 2014) und Yassine aus Paris wurde Panel um Panel gezeichnet, an Zeichen- und Erzählübungen herumgefriemelt und wurden zwölf Storyboards entworfen und gezeichnet.

Blick in den Workshop. Foto: H. Martin
Blick in den Workshop. Foto: H. Martin

Herausgekommen ist am Ende – so schätzt es auf jeden Fall das deutsch-französisches forum junger kunst ein – eine grandiose und natürlich bilinguale Ausgabe Nr. 9 des Fanzines „Schick“ – voller spannender Geschichten direkt aus dem Leben.

Was ist im Heft zu finden? Zum Beispiel die Geschichte um ein nicht ganz gewöhnliches Erbe, oder die um einen Helden mit Behinderung, dessen Vorgeschichte mitten hineinführt in die europäische Gegenwart. In einer Geschichte geht es um ein auf die Spitze getriebenes Beziehungsdrama („Was ist nur aus meiner Liebe geworden?“), in einer anderen um die Erlebnisse eines Mannes im Fundbüro. Es gibt eine Variante zu „Die Schöne und das Biest“ und gewissermaßen auch eine Zuckerwatte-Variante auf „Der süße Brei“. Da jeder der teilnehmenden Künstler seinen eigenen Zeichen- und Erzählstil hat, bekommt man mit dem Heft auch einen kleinen Überblick, wie vielfältig die Sprache des Comics heute ist und welche Welten sich auftun, wenn sich hier auch noch zwei Kulturen begegnen, die sich in Vielem vertraut sind – und in Manchem doch fremd. Ihren Spaß müssen die Teilnehmer jedenfalls gehabt haben.

„Wir sind ganz stolz und möchten es euch gerne zeigen“, betont Projektbetreuerin Hannah-Katharina Martin. „Kommt rum, ergattert ein eigenes ‚Schick#9‘, beteiligt Euch am großen Wimmel-Comic-Bild, lauscht den Klängen von DJ Yassine aus Paris und feiert mit uns einen rauschenden Comic-Abend!“

Denn das frisch produzierte Heft gibt es jetzt für Leipziger, die am Freitag, 29. Juli, den Weg ins Noch Besser Leben in der Merseburger Str. 25/Ecke Karl-Heine-Straße finden, zuerst. Auftakt zur Release-Party ist 19:30 Uhr. Der Eintritt ist frei.

In eigener Sache

Dein Leipzig. Deine Zeitung. Deine Entscheidung. Werde Unterstützer!
Viele gute Gründe gibt es hier.
Überzeugt? Dann hier lang zum Kombi-Abo „LZ & L-IZ.de“ für 59,50 EUR/Jahr

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar