Das Spannende am Leipziger Lesefest ist natürlich immer auch: An was für seltsamen Orten wird da eigentlich gelesen? Dass die üblichen Prominenten in den üblichen prominenten Hallen lesen, ist klar. Aber wo lesen die anderen? - Einige Tipps, so richtig schön durcheinander, gibt's hier mal im Paket.

Am 16. März in der Bank

Das Geld der Leipziger – vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Autor Hans-Volkmar Gaitzsch begibt sich auf einen Exkurs in die Leipziger Stadt- und Geldgeschichte.

Leipzig und das liebe Geld – das ist durchaus eine Erfolgsgeschichte. Zu denken ist dabei natürlich in erster Linie an die hiesigen Jahrmärkte und Messen. Durch sie kamen unzählige fremde Münzsorten in die Stadt und bezeugten Leipzigs Weltläufigkeit. Handel und Wandel mehrten hier, was anderswo in Sachsen zutage gefördert, erarbeitet oder wieder verprasst wurde. Und da ja bekanntlich alles am Gelde hängt, wirkte das reichlich zuströmende Kapital als Elixier für Kunstsinn und Erfindergeist. Deshalb war Leipzig ein „Klein-Paris“ und Ort der Wissenschaften – reich und attraktiv und ein Zentrum von europäischem Rang.

Die Lesung findet am 16. März, 18:00 Uhr, in der LBBW Sachsen Bank (Dittrichring 2) statt. Um telefonische Anmeldung wird gebeten: (0341) 2177136

Am 16. März im Felsenkeller

Neuer Auftrittsort für die Lesebühne Schkeuditzer Kreuz: der Felsenkeller. Foto: Lesebühne Schkeuditzer Kreuz
Neuer Auftrittsort für die Lesebühne Schkeuditzer Kreuz: der Felsenkeller. Foto: Lesebühne Schkeuditzer Kreuz

Die Lesebühne Schkeuditzer Kreuz eröffnet die Leipziger Buchmesse 2016 mit einem fulminanten Spoken-Word-Poetry-Gewitter im „Naumanns“-Saal des Plagwitzer Felsenkellers – der neuen Location der Lesebühne. Live on Stage – unter Einsatz ihrer echten Astral-Körper zu erleben: Julius Fischer, Hauke von Grimm, André Herrmann, Franziska Wilhelm und Kurt Mondaugen vom Schkeuditzer Kreuz sowie als Gäste: die wunderbare Poetry-Slammerin Katja Hofmann (Halle) und Michael Schweßinger – live vom Rand des Imperiums – aus Bukarest! Ein einmaliges Ereignis!

Einlass ist: 19:00 Uhr, Beginn: 20:00 Uhr.

Am 17. März in einer ehemaligen Druckerei

„Max Pommer – Architekt und Betonpionier“ Ausstellungseröffnung und Buchlesung am 17. März.

Das Sächsische Wirtschaftsarchiv e. V. zeigt im Leipziger Haus des Handwerks in der Dresdner Straße ab dem 18. März die Ausstellung „Max Pommer – Architekt und Betonpionier“. Die Schau widerspiegelt die ganze Bandbreite der Tätigkeiten einer außergewöhnlichen Persönlichkeit des Leipziger Bürgertums. Zu sehen sind originale Tagebücher, Entwurfszeichnungen für Gebäude und Fotos aus dem Privatbesitz der Familie Pommer.

Eröffnet wird die Ausstellung am Donnerstag, 17. März, 19 Uhr. Im Anschluss wird im Rahmen von „Leipzig liest“ die gleichnamige Monographie von Birgit Röhling präsentiert. Dieter Pommer, Urenkel von Max Pommer, und Dr. Stefan W. Krieg-von Hößlin, Stadtbezirkskonservator beim Amt für Bauordnung und Denkmalpflege der Stadt Leipzig, lesen aus dem Briefwechsel zwischen Emil Max Pommer und Herrmann Julius Meyer.

Die Ausstellung ist bis zum 27. Mai 2016 immer montags bis freitags von 8 bis 20 Uhr und samstags von 8 bis 16 Uhr (außer an Feiertagen) im Haus des Handwerks, Dresdner Straße 11/13, 04103 Leipzig, zu sehen. Der Eintritt zur Ausstellung, der Vernissage und der Lesung ist kostenfrei.

Der Leseort ist die ehemalige Druckerei Brandstetter, eines der Leipziger Zweckgebäude, die Max Pommer als Betonpionier gebaut hat.

Am 17. März im Konfuzius-Institut

Mit Mai Jia hat das Konfuzius-Institut der Uni Leipzig am Donnerstag, 17. März,  einen der erfolgreichsten Autoren der VR China zu Gast – der einzige, der in diesem Jahr zur Buchmesse aus China anreist. Mai Jia liest Auszüge aus seinem jüngsten Roman, in dem die Geschichte des jungen Jinzhen Rong mit dem übergroßen Kopf und einem bemerkenswerten Talent für Zahlen erzählt wird. Oder ist es am Ende gar die Geschichte des Autors selbst? Das wäre nicht verwunderlich, bedenkt man, dass Mai Jia selbst über 17 Jahre Geheimdienstmitarbeiter der chinesischen Armee gewesen ist, bevor er zum Bestsellerautor mit Auflagen in Millionenhöhe avancierte. Er gilt heute als Begründer der chinesischen Spionageliteratur, ihn jedoch einfach als den chinesischen Dan Brown zu bezeichnen, würde seinem ganz eigenen Stil nicht gerecht werden, vermischt er doch auf einzigartige Weise Entschlüsselungskunst, Politverbrechen, historisches Setting und menschliches Drama. Im Gespräch mit seiner Übersetzerin Karin Betz wird aufgedeckt, wie man die Codes der chinesischen Sprache knacken kann. – Moderation der Lesung: Dr. Jing Bartz.

„Das verhängnisvolle Talent des Herrn Rong“, Mai Jia liest im Konfuzius-Institut, Otto-Schill-Straße 1, am Donnerstag, 17. März, 19 Uhr.

Am 18. März im Hotel zum Abschlepphof

Alexander Bálly: Ein Mord und zwei Leichen. Cover: Sutton Verlag
Alexander Bálly: Ein Mord und zwei Leichen. Cover: Sutton Verlag

Eine Gruppe Wolnzacher macht eine Bustour in das dreißig Kilometer entfernte Altmühltal, um sich etwas von dem erfolgreichen Tourismus dort abzuschauen. Nach einer Rast wird der gemütliche Ausflug in Alexander Bállys Roman „Ein Mord und zwei Leichen“ aus dem Sutton Verlag jedoch jäh beendet: Im Bus liegen zwei Leichen. Die Spurensicherung kann sich vor Fingerabdrücken und DNA kaum retten, doch keiner will etwas gesehen oder gehört haben. Nur gut, dass Metzgermeister Ludwig Wimmer und seine Enkelin Anna ebenfalls mit an Bord des Busses sind und – trotz mehrfacher Ermahnungen der Polizei – mit den Ermittlungen anfangen.

Zum Erscheinungstermin des neuen Buches liest Alexander Bálly aus seinem neuen Krimi am Freitag, 18. März, um 20:15 Uhr im Hotel zum Abschlepphof, Bahnhofstraße 3 in Wiederitzsch.

Am 18. März in einer Villa am Palmengarten

Ein Star mit „Daun-Zitron“ sucht seinen Platz im Leben: Zum Lesefest „Leipzig liest“ stellen Doro und Jonas Zachmann bei der Lebenshilfe Leipzig mit ihrem gemeinsamen Buch „Bin kein Star, bin ich“ eine Coming-of-Age-Geschichte der etwas anderen Art vor.

Sie, Doro, ist seine Mutter. Er, Jonas, ist ein junger Mann von 23 Jahren, der typische Erfahrungen seines Alters macht: Ausziehen von zu Hause, Einstieg ins Arbeitsleben, die Suche nach einer Partnerin, die Suche nach sich selbst. Ganz gewöhnlich auf den ersten Blick, aber dann auch wieder nicht, denn Jonas hat das Down-Syndrom und möchte überall ganz normal dazugehören: „Alle bindert, wills auch Nomale sammen sein!“ Arbeiten in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung? Ist OK, reicht aber nicht. Eine Freundin finden? Unbedingt, aber unter Supermodel wird nicht akzeptiert.

Jonas Zachmann spiegelt die Inklusionsdebatten der Gegenwart wider, sein gemeinsam mit seiner Mutter verfasstes Buch „Bin kein Star, bin ich“ ist allerdings weder trockene Theorie noch Streitschrift. Es ist eine Sammlung vieler kleiner lebendiger Geschichten über das Erlernen von Selbstständigkeit, erfahrungsreich, manchmal schmerzhaft, oft überaus heiter. Es lehrt, warum man einen Döner nicht zwei Tage bei Zimmertemperatur aufhebt. Es lehrt, wie man sich rettet, wenn einen der Bus statt zur Arbeit plötzlich in den Wald fährt. Und es lehrt das Nachdenken über Stereotype und Vorurteile. „Fühl mich, Superstar zu werden oder Down-Syndrom, aber geht dem zusammen?“, fragt Jonas Zachmann sich, aber auch seine Leser.

Doro Zachmann, die Mutter, kommentiert all das mit einem weinenden und einem lachenden Auge, sowie dem ständigen Bewusstsein, dass am Ende doch noch alles irgendwie gut wird. Ob wirklich alles gut wird, zeigt der Lese- und Gesprächsabend, den die Lebenshilfe Leipzig veranstaltet. Die Lesung wird von einer Diashow mit Musik begleitet und dauert etwa zwei Stunden (inkl. Pause). Der Eintritt ist frei.

Die Lesung findet am Freitag, 18. März, 19 Uhr, in der „Villa am Palmengarten“ der Lebenshilfe Leipzig (Erich-Zeigner-Allee 14, Haltestelle „Felsenkeller“) statt.

Am 19. März auf dem Cospudener See

Der Hamburger Segler Werner Wommelsdorf stellt sein gerade veröffentlichtes Weltreise-Buch erstmals auf der Leipziger Buchmesse vor. Die Lesung findet am Samstag, 19. März, ab 15 Uhr, auf dem Motorschiff „Neuseenland“ auf dem Cospudener See südlich von Leipzig statt. Das Schiff liegt am Pier 1, Hafenstraße 23, der Eintritt ist frei.

Bei dem Buch „Leichte Fahrt und beglückende Winde“ handelt es sich um einen authentischen Segel-Reisebericht aus einer Zeit, „in der es auf hoher See noch kein GPS gab“, sagte Wommelsdorf (74). Er habe sich viele Jahre nach der Reise entschlossen, anhand seiner damals geschriebenen Berichte, Briefe und Fotos die Erlebnisse aufzuschreiben und Vergleiche zum heutigen Seesegeln zu ziehen. Das Buch sei nun fertig und erhältlich. Die zweijährige Reise wurde mit der höchsten Auszeichnung für Hochseesegeln, dem Schlimbach-Preis, ausgezeichnet.

Der erfahrene Segler Wommelsdorf startete 1975 in Hamburg zusammen mit seiner Frau und der Neun-Meter-Jacht „Mona Lisa II“, um die Welt zu umsegeln. Die Reise führte sie über den Atlantik, durch den Panama-Kanal, den Pazifischen Ozean bis nach Australien und Neuseeland. Neben herrlichen Zeiten mussten die Beiden auch schwierige meistern: „Knochenbrüche, Piraten, Schießereien, ein Gefängnisaufenthalt und Stürme begleiteten die Fahrt“, sage der Segler. Bemerkenswert sei auch die wenige Technik, mit der die kleine Jacht ausgestattet war. „Außer einem Funkpeiler und Radio hatten wir keine weitere technische Ausrüstung, die dann auch im Pazifik zusammen mit dem Motor ausfiel. Trotzdem wurde weitergesegelt. Navigiert wurde mit einem Sextanten“, sagte Wommelsdorf. Entstanden ist ein authentischer, interessanter und reichlich bebilderter Bericht mit dem Titel „Leichte Fahrt und beglückende Winde“.

Am 17. März im Antiquariat

Am Donnerstag, 17. März, um 19:00 Uhr, gibt es im Leipziger Antiquariat, Filiale Central W33, in der Georg-Schwarz-Straße 12, eine Lesung mit Ralph Grüneberger, Walter Thomas Heyn (Gitarre), Anna Pehrs (Gesang). Der richtige Schauplatz, wenn es um „Mit Mick Jagger in Plagwitz“ geht. Zu hören gibt es Ausschnitte aus dem „Leipziger Liederbuch“ von Heyn/Grüneberger. Eintritt frei.

Am 18. März im Stelzenhaus

Oliver Jungen und Wiebke Porombka: Deutsche Nullen. Sie kamen, sahen und versagten

Das Scheitern ist in Verruf geraten – zu Unrecht. Dem steilen Absturz, dem Schnuppen der Sterne wohnt eine funkensprühende Schönheit inne. Und ruht nicht unsere Gegenwart auf einem ganzen Jahrhundert voller Lichtgestalten, die sich selbst den Saft abdrehten? Den schillerndsten unter ihnen, siebzehn überragenden Nullen, wird hier ein Denkmal gesetzt. In weiser Beschränkung konzentriert der Band sich auf Deutschland, Heimat ungezählter Unfähiger und ihrer größenwahnsinnigen Fehlschläge. Von Kaiser Wilhelm II. über Joachim von Ribbentrop und Egon Krenz bis hin zu Rudolf Scharping bieten Wiebke Porombka und Oliver Jungen wertvolles Grundlagenwissen zur Geschichte der deutschen Nullen. Die gefeierten Großnullen wollen den Verfassern geradezu als Personifikationen des überlangen deutschen Jahrhunderts erscheinen, das spätestens mit der Reichsgründung von 1871 begann. Dass nur Männer bei der Auswahl Berücksichtigung gefunden haben, kann der Genderforschung neue Impulse verleihen: Fehlt den Frauen etwa das Mach-dich-zum-Affen-Gen?

Die Lesung erlebt man am Freitag, 18. März, 20 Uhr, im Social Impact Lab, Weißenfelser Straße 65 H (Stelzenhaus).

Am 19. März: Ein Schlieffen-Plan in der Stadtbibliothek

Am Samstag, 19. März, um 19:00 Uhr, gibt es im Grassisaal der Leipziger Stadtbibliothek am Wilhelm-Leuschner-Platz 10 die Vorstellung des Buches „Alfred Graf von Schlieffen. Stratege zwischen Befreiungskriegen und Stahlgewittern“.

Die Neuerscheinung aus dem Eudora-Verlag Leipzig zur Buchmesse 2016 sprengt bereits ihrem Umfange nach den Rahmen einer bloßen Biografie und gerät zu einem Gemälde der europäischen Gesellschaft im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert, zeichnet detailliert die politischen und mentalen Entwicklungen sowie personellen Verbindungen nach und ermöglicht so neue Einblicke in Handlungen und Motivationen politischer und militärischer Akteure am Vorabend des Großen Krieges.

Autor Wilhelm Hartmut Pantenius und Ralf C. Müller sprechen über den „modernen Alexander“ und seine Rolle innerhalb der Führungselite Deutschlands.

Am 19. März nicht in einer Villa, aber auf der Buchmesse

Die verrückteste Villa in Leipzig – der neue Roman des Hamburger Autors Karsten Flohr. Nach dem Erfolg von „Leah – Eine Liebe in Hamburg“ erscheint der neue Roman des ehemaligen Hamburger Journalisten Karsten Flohr im März 2016 als Buch und eBook im acabus Verlag. Am Samstag, 19. März, kann man den Autor um 11:30 Uhr auf der Leipziger Buchmesse in Halle 5, Stand D504, persönlich treffen.

In der Villa Ludmilla am Leipziger Stadtrand bilden liebenswerte Außenseiter eine Gemeinschaft, die sich gegen den Rest der Welt stellt: Vom ewigen Studenten mit Faible für Zeitmaschinen über den Nachtwagenschaffner, der dem Geheimnis des Schlafes auf die Spur kommen möchte, bis zur Drogeriemitarbeiterin mit Waschzwang ist alles vertreten.

Ein begeisterter Zeitmaschinenfreund, eine Villa in Leipzig und jede Menge skurriler Charaktere – in seinem neuesten Buch erzählt der ehemalige Redakteur Karsten Flohr von einer einzigartigen Hausbewohnerschaft. Langzeitstudent Bruno versucht, sein großes Idol Giordano Bruno mit einer Zeitmaschine vor dem Scheiterhaufen zu retten, als er die Villa Ludmilla am Stadtrand von Leipzig erbt. Bruno ist der festen Überzeugung, dass jeder ein Zuhause verdient und so sein kann, wie er ist. Bald schon wohnen seine außergewöhnlichen Freunde bei ihm in der Villa. Alle sind Teil sozialer Randgruppen und bringen intelligente Lebensgeschichten mit, die zum Nachdenken und Lachen anregen. Der Hamburger Autor Karsten Flohr hat seine Charaktere bewusst darauf ausgelegt, dass sie abgedreht sind und von der Gesellschaft nicht akzeptiert werden. Denn wer bestimmt schon, was normal ist, und was nicht? Mit ihren charmanten Eigenschaften schließt der Leser die Sonderlinge jedoch sofort ins Herz.

Der Autor selbst sagt, die Geschichte sei total verrückt – und genau so soll sie auch sein. Der Erzählstil erinnert an François Lelords „Hectors Reise oder die Suche nach dem Glück“. Das Buchcover sowie die Charaktere wurden eigens von der Grafikerin Annelie Lamers illustriert.

Karsten Flohr arbeitete mehrere Jahre als Redakteur – darunter beim „Hamburger Abendblatt“ und bei „Women“ – und war in einer führenden Position beim Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr. Er veröffentlichte bereits mehrere Bücher, die auch international erfolgreich sind.

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