Das Leseprogramm „Leipzig liest“ zur Leipziger Buchmesse ist nicht nur deshalb beliebt, weil da irgendwelche Autoren irgendwelche Bücher vorlesen, sondern weil es mittendrin auch viele streitbare Veranstaltungen gibt, bei denen die Debatten der Gegenwart zum Thema werden. Denn die wichtigsten Debatten münden alle in starke Bücher. Und etliche davon feiern zur Leipziger Buchmesse Premiere.

So kommt auch Sabine Leutheusser-Schnarrenberger zur Leipziger Buchmesse. Die ehemalige Justizministerin stellt ihr neues Buch „Angst essen Freiheit auf. Warum wir unsere Grundrechte schützen müssen“ vor, das am 14. März im Verlag wbg Theiss erschienen ist. Sie stellt es am Donnerstag, 21. März, um 12 Uhr im Literaturcafé (Halle 4, Stand B600) sowie am Freitag, 22. März, um 11 Uhr im taz-Studio (Halle 5, Stand H408) vor.

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: Angst essen Freiheit auf.Cover: WBG Verlag
Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: Angst essen Freiheit auf.Cover: WBG Verlag

Am Mittwoch, dem 21. März findet um 19 Uhr mit ihr zudem ein Gespräch im Club International (Käthe-Kollwitz-Str. 115, Leipzig) statt.

Ein pointierter Schlagabtausch zu den Themen, die das Land wirklich spalten

Termine gibt es auch zum neuen Buch von Jakob Augstein und Nikolaus Blome „Oben und unten“.

Darin streiten sich die beiden über die wirklichen Gründe, warum Deutschland heute so zerrissen ist: Abstieg, Armut, Ausländer – was Deutschland spaltet. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten machen sich die Abgehängten und die Vergessenen ernsthaft bemerkbar: die, die sich nur so fühlen, und die, die es tatsächlich sind. Ihre Ängste und ihre Wünsche handeln von sozialer Gerechtigkeit, aber, und das ist neu, auch von nationaler Identität.

Oben und Unten ist heute mehr als der Streit um Hartz IV, Niedriglohn oder Vermögensteuer. Die neue Frage „Wer gehört dazu?“ ist inzwischen genauso wichtig wie die alte Frage: „Wer hat was?“. Damit ist in diesem Buch eine Debatte eröffnet, die sich nicht mehr klar mit den Positionen links oder rechts verhandeln lässt. Augstein und Blome streiten in bewährter Weise: provokant, kontrovers und immer unterhaltsam.

Sie stellen ihr Buch am Donnerstag, 21. März, um 20:30 Uhr im Foyer des Bildermuseums vor.

Weitere Termine gibt es am Freitag, 22. März: 11:00-11:30 Uhr am DER FREITAG-Stand, 12:00-12:30 Uhr im ARD-Autorenforum und 13:00-13:30 Uhr im ZDF „Das blaue Sofa“.

Der bekannte Globalisierungskritiker Jean Ziegler im leidenschaftlichen Dialog mit seiner Enkelin

In Jean Zieglers Buch „Was ist so schlimm am Kapitalismus?“ geht es um Antworten auf die Fragen seiner Enkelin. Leben wir mit dem Kapitalismus in der besten aller Welten? Dass Jean Ziegler dieser Ansicht entschieden widerspricht, wissen seine Leser. Jetzt erklärt er seiner Enkeltochter Zohra und ihrer Generation, welchen unmenschlichen Preis wir für dieses System zahlen, warum es „radikal zerstört“ werden muss und dass mit dem weltweiten Erstarken der Zivilgesellschaft eine neue Antwort der Geschichte heraufzieht.

Wie in all seinen provokanten Analysen stellt sich Ziegler in unmissverständlicher Klarheit den Fragen von Zohra: Der Kapitalismus ist als „kannibalische Weltordnung“ unreformierbar. Und er zeigt sich überzeugt, dass dessen Abschaffung eine kraftvolle Utopie ist, an deren Verwirklichung bereits Millionen Menschen arbeiten. Eine ermutigende Streitschrift des bekannten Kapitalismus- und Globalisierungskritikers.

Jean Ziegler, geboren 1934, lehrte Soziologie in Genf und an der Sorbonne, war bis 1999 Nationalrat im eidgenössischen Parlament und von 2000 bis 2008 UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Zieglers Publikationen wie „Die Schweiz wäscht weißer“ haben erbitterte Kontroversen ausgelöst. Zuletzt erschienen die Bestseller „Ändere die Welt!“ (2015) und „Der schmale Grat der Hoffnung“ (2017).

Termine mit Jean Ziegler gibt es am Freitag, 22. März, 16:00-16:30 Uhr am DER FREITAG-Stand und um 18:30 Uhr im Foyer des Bildermuseums

Am Samstag, 23. März, ist er von 11:30-12:00 Uhr Gast im ZDF „Das blaue Sofa“.

Die offene Gesellschaft. Ein Plädoyer für Freiheit und Ordnung im 21. Jahrhundert

Das Buch „Die offene Gesellschaft. Ein Plädoyer für Freiheit und Ordnung im 21. Jahrhundert“ von Stefan Brunnhuber ist ein europäischer Beitrag auf die Frage, wie wir als Menschen im 21. Jahrhundert zusammenleben wollen. Dieser Beitrag steht in Konkurrenz und im Wettstreit mit anderen Formen des Zusammenlebens, etwa autokratischen Systemen, Neonationalismen oder auch anderen Formen von Demokratien, in welchen Stabilität wichtiger ist als Partizipation. In diesem Konzert der konkurrierenden Staatsformen ist die offene Gesellschaft einer der Player, High Potentials oder Game changer. Die Geschichte des weiteren 21. Jahrhunderts wird uns dann zeigen, wer diese Auseinandersetzung gewonnen haben wird. Wenn wir es richtig machen, spricht vieles für die offene Gesellschaft.

 

Stefan Brunnhuber: Die offene Gesellschaft. Cover: oekom Verlag
Stefan Brunnhuber: Die offene Gesellschaft. Cover: oekom Verlag

Erleben kann man Stefan Brunnhuber am Samstag, 23. März, 11:30 bis 12 Uhr im Forum Sachbuch, Halle 5, Stand F401/G410

Was braucht der Mensch für ein dauerhaft gutes Leben? Resonanz!

Fritz Reheis bringt zur Buchmesse sein Buch „Die Resonanzstrategie“ mit. Was braucht der Mensch für ein dauerhaft gutes Leben? Resonanz! Es ist das Mitschwingen der sozialen Mitwelt, der natürlichen Umwelt und der personalen Innenwelt, das für ein gutes Leben unverzichtbar ist – und die Nachhaltigkeit erst möglich macht. In seinem neuen Buch „Resonanzstrategie. Ein Plädoyer für das richtige Zeitmaß und das Ende der Geldwirtschaft“ stellt Fritz Reheis die Frage nach der Zeitdimension im Leben, nach Kreisläufen und Schwingungen, nach Rhythmen und deren Synchronisation – und nach der Resonanz, die sich ereignen kann, wenn alles passt.

 

Fritz Reheis: Die Resonanzstrategie. Cover: oekom Verlag
Fritz Reheis: Die Resonanzstrategie. Cover: oekom Verlag

Die Buchvorstellung ist am Donnerstag, 21. März, 15:30 bis 16 Uhr im Forum Sachbuch, Halle 5, Stand F401/G410

Die radix-blätter. Untergrundverlag und -druckerei der DDR-Opposition

Stephan Bickhardt und Ludwig Mehlhorn betrieben von 1985 bis 1990 den wohl einzigen unabhängigen, illegalen Verlag in der DDR. Ihre Zeitschrift „radix-blätter“ war ein Debattenforum der Opposition. Diese spannende Geschichte beschreibt das neue Buch von Peter Wensierski: „Die radix-blätter. Untergrundverlag und -druckerei der DDR-Opposition“, herausgegeben vom Archiv Bürgerbewegung Leipzig e.V.

Das Buch vermittelt Einblicke in das Leben und das Denken der Oppositionellen und schafft es dabei, viele Aspekte oppositioneller Lebenskulturen in den 1980er Jahren zu schildern. Im Mittelpunkt stehen die Herausgeber und Autoren des Untergrundverlages, nicht die Reaktionen des Staates, der SED oder der Stasi. Das Buch arbeitet sehr plastisch heraus, wie stark die Opposition der 1980er Jahre und die Herausbildung der Bürgerbewegungen 1989 von „Demokratie jetzt“ bis zu „Bündnis 90/Die Grünen“ zusammenhängen. Erzählt wird von Menschen in der ehemaligen DDR, die für eine gerechte, demokratische und ökologische Zukunft ihrer Gesellschaft eintraten.

Buchpremiere für Peter Wensierski „Fenster zur Freiheit. Die radix-blätter. Untergrundverlag und -druckerei der DDR-Opposition“ ist am Freitag, 22. März, um 19 Uhr im Zeitgeschichtlichen Forum Leipzig

Alte Zensur und neue Zensur

„Auf dem Gebiet der Zensur war die DDR nicht nur ‚modern‘, sondern nahm seit Ende der fünfziger Jahre unangefochten die Spitzenstellung ein und definierte das vielbeschworene ‚Weltniveau‘. Die Diktatoren der Welt hatten Anlass, neidvoll nach Ost-Berlin aufzublicken“, sagt Leipzigs Buchprofessor Siegfried Lokatis. Am Sonntag, 24. März, ab 10 Uhr wird Siegfried Lokatis mit Christian Bommarius bei der Leipziger Buchmesse bei der Veranstaltung „Das Blaue Sofa“ in der Glashalle der Leipziger Messe zum Thema „Zensur“ diskutieren. Die Moderation hat Susanne Biedenkopf, Leiterin der ZDF-Hauptredaktion Wirtschaft, Recht, Service, Soziales und Umwelt übernommen.

Christian Bommarius: Die neue Zensur. Foto: Ralf Julke
Christian Bommarius: Die neue Zensur. Foto: Ralf Julke

Während Siegfried Lokatis dabei sein neues Buch „Verantwortliche Redaktion. Zensurwerkstätten der DDR“ aus dem Hauswedell Verlag vorstellt, beschäftigt sich Christian Bommarius in seinem Buch „Die neue Zensur: Wie wir selbst unsere Meinungsfreiheit bedrohen“ aus dem Duden Verlag mit einer neuen Art Zensur, die dadurch entsteht, dass der öffentliche Diskurs heute von Menschen okkupiert wird, die jede Diskussion dadurch unterbinden, das sie andere niederbrüllen, diskreditieren und mit Beleidigungen zum Schweigen bringen.

Das Buch besprechen wir gleich morgen hier an dieser Stelle.

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