Pünktlich zum Bachfest wurde eine der wichtigsten Positionen in der Bach-Welt neu vergeben. Gotthold Schwarz amtiert seit gestern offiziell als 17. Thomaskantor nach dem großen Johann Sebastian Bach. (1685-1750). Die Auftritte der Thomaner mit ihrem neuen Chorleiter, der das weltbekannte Ensemble bereits seit Januar 2015 interimistisch betreut hatte, sind nur ein Highlight des Bachfests, das am Nachmittag mit dem Eröffnungskonzert beginnt.

„Gotthold Schwarz hat immer gesagt, er stehe zur Verfügung, bis ein Nachfolger gefunden wird“, berichtete OBM Burkhard Jung (SPD) am Freitag während der Eröffnungspressekonferenz. Die Findungskommission war zuletzt kritisiert worden, weil sie sich trotz über einjähriger Suche auf keinen adäquaten Nachfolger für Georg Christoph Biller verständigen konnte. „Erst im Ergebnis dieses Jahres können wir sagen, dass wir mit Fug und Recht versucht haben, einen Nachfolger zu finden und dass wir im Moment keinen Besseren als Herrn Schwarz haben.“

Musikalisch wurde es schon vor dem großen Eröffnungskonzert in der Nikolaikirche. Gestern Abend interpretierte Trevor Pinnock mit dem Gewandhausorchester Bachs Matthäuspassion in der (gekürzten) Einrichtung von Felix Mendelssohn Bartholdy. Das Konzert wird heute um 20 Uhr im Rahmen des offiziellen Programms wiederholt. Im direkten Vergleich kann das Publikum die Originalfassung am kommenden Donnerstag erleben.

Eröffnung des Bachfestes. Foto: Alexander Böhm
Eröffnung des Bachfestes. Foto: Alexander Böhm

In der Thomaskirche musizieren unter Leitung von John Eliot Gardiner der Monteverdi Choir und die English Baroque Soloists. „Die Dramatik der Musik ist undenkbar ohne Bach“, hob der Präsident des Bach-Archivs am Freitag hervor. Gardiner lobte die Arbeit der Leipziger Bachforscher. „Die Forschung des Bach-Archivs hat einen direkten Einfluss auf die Aufführungspraxis.“

Programmatisch möchte das Bachfest die „Geheimnisse der Harmonie“ ergründen, die Bachs Musik umhüllen. Die Einführung eines „Kantatentages“ am 18. Juni 2016 ermöglicht den Besuchern aus aller Welt, die Rastlosigkeit der ersten Leipziger Jahre Bachs nachzuerleben: Zehn Kantaten aus dem Jahrgang von 1723/24 erklingen an nur einem Tag.

Präsident des Bach-Archivs John Eliot Gardiner. Foto: Alexander Böhm
Präsident des Bach-Archivs John Eliot Gardiner. Foto: Alexander Böhm

Neben der monumentalen Matthäuspassion sind zwei weitere Werke in selten gespielten Fassungen zu hören: Die Markus-Passion erklingt als Version für Hörgeschädigte sowie als Auftragswerk von Steffen Schleiermacher, das die erhaltenen Teile integriert. Außerdem steht die Kantate „Ich hatte viel Bekümmernis“ Fassung von Bach und Robert Franz auf dem Spielplan. Anlässlich von Max Regers Todes- und Feruccio Busonis Geburtstag würdigt das Festival zwei Komponisten des 19. Jahrhunderts, deren Arbeiten eng mit der Bach-Rezeption verbunden sind.

Insgesamt werden in Leipzig und Umland bis zum 19. Juni 114 Veranstaltungen zu erleben sein. Spielstätten sind vornehmlich historische Bach-Stätten wie die Thomas- und die Nikolaikirche. Das musikalische Spektrum reicht von großer Chorsinfonik über Orgelkonzerte hin zu intimer Kammermusik und Jazz. Von Freitag bis Sonntag können Leipzig-Besucher ohne Eintrittskarte auf dem Marktplatz an dem bunten Programm teilhaben.

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