Das Gewandhausorchester ist am Samstag in seine 275. Spielzeit gestartet. Auf dem Programm des festlichen Saisoneröffnungskonzerts, zu dem zahlreiche Ehrengäste den Weg in den Konzertsaal fanden, standen Werke von Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy. Am Pult dirigierte wie schon im Vorjahr Alt-Kapellmeister Herbert Blomstedt.

Für Herbert Blomstedt war dieser Sommer ein ganz besonderer. Am 11. Juli feierte der Schwede seinen 90. Geburtstag. Pünktlich zu diesem Anlass veröffentlichte das Gewandhausorchester eine Einspielung der Beethoven-Sinfonien unter seiner Leitung, die in den vergangenen Spielzeiten entstanden ist. Und diesen Herbst werden die Leipziger ihren Ehrendirigenten mit einer kleinen Konzertreihe samt anschließender Europa- und Asientournee ehren. Wie bei der Saisoneröffnung werden dann ausschließlich Werke großer Komponisten gegeben werden, die in der Messestadt uraufgeführt worden sind.

Robert Schumanns Konzertstück für vier Hörner wurde im Februar 1850 zum ersten Mal im Gewandhaus gespielt. Markantestes Merkmal des eher unbekannten Werks sind seine fanfarenartigen Triolen gleich zu Beginn, die sich unter Blomstedt butterweich hören lassen. Das Solistenquartett, bestehend aus den Gewandhaus-Hornisten Bernhard Krug, Jan Wesseley, Jochen Pleß und Juliane Grepling, transportiert den majestätischen Glanz der Schumannschen Komposition formidabel in den Saal, wozu auch Blomstedts souveränes, aber freizügiges Dirigat beiträgt. Leider wird der Musikgenuss durch das leise Rauschen einer Rückkopplung getrübt, das ein Lautsprecher oberhalb der Bühne aussendet.

Herbert Blomstedt dirigerte das Eröffnungskonzert. Foto: Alexander Böhm
Herbert Blomstedt dirigerte das Eröffnungskonzert. Foto: Alexander Böhm

Nach der Pause ist das technische Problem zum Glück gelöst. Mendelssohns „Lobgesang“, ein Dauerbrenner auf den Spielplänen der Leipziger Orchester, erstrahlt unter Blomstedts Leitung in prallem Glanz. Der Altmeister schlägt bereits in der einleitenden Sinfonia Bögen zwischen den festlichen Posaunenklängen und den dramatisch-narrativen Tutti-Passagen.

Der Gewandhauschor singt den Chor „Alles was Odem“ mit einer Stimmgewalt, die den Zuhörer voller Ehrfurcht ergreift. Solistisch ist die Sinfoniekantate erstklassig besetzt. Mit den Sopranistinnen Sophia Brommer und Marie Henriette Reinhold sowie Tenor Tilman Lichdi hatte das Gewandhausorchester Vertreter der Creme de la Creme des deutschen Konzertrepertoires eingeladen, die die Saisoneröffnung mit ihrem stimmlichen Glanz zu einem ganz besonderen Abend werden ließen. Im Mittelpunkt des langanhaltenden Schlussapplauses stand jedoch Herbert Blomstedt, den das Publikum mit Standing Ovations feierte.

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