Mendelssohns „Elias“ zählt zu den musikalisch berauschendsten Oratorien des 19. Jahrhunderts. Im Rahmen des Bachfests führte Altmeister Masaaki Suzuki das Meisterwerk der Kompositionskunst mit dem Bach Collegium Japan, dem Ensemble Juilliard415 und dem Yale Voxtet im Gewandhaus auf.

Der Zuspruch hätte größer sein können. Der Große Saal war nur etwa zur Hälfte gefüllt, als der Bach-Spezialist Suzuki zum Pult schritt. Okay, die Bach-Touristen vom Wochenende sind wieder abgereist und die Bachfest-Woche ist reich an Höhepunkten. Trotzdem: Wer sich an einem Dienstagabend gegen den „Elias“ auf historischen Instrumenten unter Mitwirkung führender Ensembles für Alte Musik entscheidet, darf sich hinterher nicht beschweren, etwas Großartiges verpasst zu haben.

Großartig war dieser Abend trotz der fehlenden Zuschauerkulisse auf den Rängen rings um die Bühne allemal. Masaaki Suzuki verzichtete völlig auf musikalisches Abstrahieren und Herumexperimentieren, sondern ließ der Musik einfach ihren Lauf. Mit großen Gesten setzte der Japaner die Elemente der Partitur wie ein Baumeister zu einem ausfüllenden Klang-Raum-Gebilde zusammen, das ausnahmslos jeden Zuhörer in den Bann zog. Mendelssohns Klangsprache wirkte so narkotisierend, wie man dies sonst von großen Wagner-Opern kennt.

Das Bach Collegium Japan zählt zu den führenden Bach-Chören der Welt. Foto: Luca Kunze
Das Bach Collegium Japan zählt zu den führenden Bach-Chören der Welt. Foto: Luca Kunze

Dies war freilich nicht allein dem Maestro geschuldet. Das Ensemble Juilliard415, eine Formation der New Yorker Juilliard School, hüllte den monströsen „Elias“ mit seinen historischen Instrumenten in einen warmen Barock-Klang. Das Bach Collegium Japan, ein 35-köpfiger Chor, bewegte ungeheure Luftmassen, um in den mächtigen, mehrstimmigen Chören des Volks und der Baalpriester mindestens doppelt so stark zu klingen. Die Sängerinnen und Sänger bewiesen aber auch in den kleineren Ensembles ihre Qualitäten.

Unter den Solisten des internationalen Yale Voxtet stach besonders Christian Immler heraus. Der deutsche Bass sang die Titelfigur mal mit hellen, väterlichen Untertönen, mal mit verkündendem Pathos. Sopranistin Rachel Nicholls gefiel in ihren Partien, hätte aber im Witwen-Rezitativ gern mehr Text geben können. James Gilchrist meisterte die Tenor-Partie mit hingebungsvollem Vortrag. Für den magischen Moment des Abends sorgte Mezzosopranistin Roxana Constantinescu mit ihrem Engels-Arioso.

 

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