Am heutigen 10. April werden die Freunde des beliebten Improvisationstheaters „Adolf Südknecht“ eine Premiere erleben: Erstmals geht die unermüdliche Theatergruppe um Armin Zarbock dem rumorenden Aufstands-Jahr 1953 zu Leibe und kooperiert dafür mit der Gedenkstätte in der Runden Ecke. Und das aus gutem Grund. Denn jetzt wird handfeste DDR-Geschichte lebendig. Mit einem Südknecht, der die Nase voll hat.

Die preisgekrönte und längste Historien-Theatergeschichte „Adolf Südknecht“ arbeitet 2018 erstmals mit der Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zusammen und spielt damit 2018 an originalen Ereignisorten ihrer Theater-Episoden. Und die erste Episode kann man am heutigen Dienstag, 10. April, im beliebten Spielort der Theatergruppe, im Horns Erben, erleben.

Was erlebt man in den acht neuen Episoden?

Heute ist der Beginn der neuen Staffel der Seifenoper-Improschau in Zusammenarbeit mit Werk 2 und dem Museum in der „Runden Ecke“ unter dem Titel „Adolf Südknecht – Der Aufstand!“. Thematisiert werden die Ereignisse um den Aufstand vom 17. Juni  1953.

Adolf Südknecht (Armin Zarbock) hadert mit den Alltagsschwierigkeiten in der DDR: Hohe Preise, mangelnde Ware, lange Warteschlangen, Stromabschaltungen, ausbleibende Kundschaft. Dabei immer vor Augen das Wohlstandsgefälle zu Westdeutschland, wo es Überfluss in allem gibt.

Zudem entsteht ein dramatisches Anwachsen der ohnehin seit DDR-Staatsgründung konstant großen Abwanderungsbewegung in den Westen. Nur Stammgast Dieter (Alexander Terhorst) hält Adolf die Treue.

Inzwischen ist auch Adolfs Sohn Anton (August Geyler) aus Berlin zurückgekehrt und berichtet von zunehmendem Unmut auch aus der Hauptstadt.

Der Beschluss der SED, dass die Arbeitsnormen erhöht und damit der Lohn faktisch um zehn Prozent gesenkt wird, ist der Auslöser, der den Funken zur Explosion bringt …

Das ist alles andere als Stoff für eine „Seifenoper“.

Im Gegenteil: Schon die Folgen zuvor haben gezeigt, wie sehr so ein improvisiertes Theaterspiel auf einmal Geschichte wieder lebendig machen kann. Und die Kooperation mit der Runden Ecke ermöglicht eine neue Form der Geschichtsvermittlung.

Seit 2012 greift die Improvisationstheater-Reihe „Adolf Südknecht“ historische Ereignisse im Umfeld einer Leipziger Familie auf und hat bereits über 50 Episoden gespielt. Thematisiert wurden die 1920er Jahre, die Zeit des Nationalsozialismus, das Kriegsende 1945, die ersten Nachkriegsjahre und aktuell beginnt das spannende Jahr 1953.

August Geyler und Armin Zarbock. Foto: Armin Zarbock
August Geyler und Armin Zarbock. Foto: Armin Zarbock

Die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ unterstützt das Theaterprojekt in der historisch-politischen Vermittlung und berät es inhaltlich zur historischen Entwicklung des Jahres 1953. Zugleich ist die Kooperation mit dem Theater für die Gedenkstätte eine Möglichkeit, Geschichte in neuer und ungewöhnlicher Form zu vermitteln und so auch Menschen zu erreichen, die nicht vordergründig zu den klassischen Museumsbesuchern gehören.

Der Aufstand

Das Jahr 1953, welches aktuell von dem Theaterprojekt „Adolf Südknecht“ aufgegriffen wird, ist für die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ bereits seit vielen Jahren Bestandteil ihrer historisch-politischen Bildungsarbeit. So erinnert die Gedenkstätte, die in original erhaltenen Räumen der ehemaligen Bezirksverwaltung für Staatssicherheit Leipzig über die Stasi als Garant der SED-Diktatur und über deren Überwindung durch die Friedliche Revolution informiert, ebenso an den 17. Juni 1953 als ersten antidiktatorischen Aufstand gegen die kommunistische Diktatur in der DDR, dessen Forderungen der Bevölkerung nach freien Wahlen, Freiheit und Deutscher Einheit sich allerdings erst 1989 mit der Friedlichen Revolution erfüllten. Zur Erinnerung veranstaltet die Gedenkstätte jeweils am 17. Juni eines Jahres eine Gedenkveranstaltung. Auch entwickelte sie die Museums-App „Leipzig 1953“, die als Hörführung in Deutsch und Englisch an 13 Originalschauplätze und drei heutige Gedenkorte in Leipzig führt sowie zahlreiche originale Fotos, Dokumente, Kurzbiographien zu Todesopfern sowie zeitgenössisches Ton- und Filmmaterial bietet.

Die Aufführungen

In der theatralen Umsetzung werden die Geschehnisse in einen Bogen von acht Aufführungen gespannt, verteilt über das gesamte Jahr 2018, in dem sich im zeitlichen Spiel-Verlauf mehrere Tage um den 17. Juni  1953 erstrecken. Höhepunkte werden Open-Air-Aufführungen sein, da die Ereignisse vornehmlich auf der Straße eskalierten. Die Vorstellung am 17. Juni  2018, zum 65. Jahrestag des Aufstandes, findet vor der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der Staatssicherheit in der Straße des 17. Juni statt.

Die Erste Episode kann man am Dienstag, 10. April, ab 20 Uhr im Horns Erben, Arndtstraße 33, erleben.

Die nächste Episode ist dann am Dienstag, 8. Mai, um 20 Uhr im Horns Erben, Arndtstraße 33, zu sehen.

Karten zu 15 Euro und zu 10 Euro an der Abendkasse. Im Vorverkauf über www.culton.de zum pauschalen Einheitspreis von 14,30 Euro. Stammgäste erhalten zu jeder vierten Vorstellung 50 % Rabatt. Kartenreservierung und (Karten-) Infos unter www.AdolfSüdknecht.de

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