Und jetzt: die Nibelungen! Die haben zwar keinen Geburtstag. Und bis heute weiß man auch nicht wirklich, wer der Sänger war. Aber das Epos scheint prima zu passen in unsere Zeiten, wo grimmige alte Haudegen wieder eine irre Freude daran haben, die Burg anzuzünden und eine ordentliche Schlägerei anzurichten. Es überrascht also nicht, wenn die Schauspielstudenten der HMT in diesem Jahr eine dramatische Bearbeitung des Stoffs auf die Sommerbühne bringen.

Seit 36 Jahren stellen die Studierenden des zweiten Studienjahres mit dem Sommertheater ihre erste Inszenierung vor, nachdem sie zwei Jahre lang die Grundlagen ihres Berufs erlernt haben. Im Sommer 2018 bringen sie „Die Nibelungen“ mit Choreographien zwischen Tanz und Kampf und live performter Musik vom 29. Juni bis zum 9. Juli jeweils 20 Uhr (außer am 2. Juli) und zusätzlich am 8. Juli um 11 Uhr auf die Bühne im Innenhof des Grassimuseums.

Das ist dann sozusagen auch die Generalprobe fürs richtige Schauspielerleben. Denn ab Herbst setzt der Jahrgang des Sommertheaters 2018 sein zweijähriges Hauptstudium an den Studios am Schauspiel Leipzig und am Schauspiel Köln fort.

Matthias Thieme, Regisseur des diesjährigen Sommertheaters, inszeniert „Die Nibelungen“ in einer Fassung des Dramatikers Moritz Rinke.

Der ursprüngliche Stoff – das Nibelungenlied – ist jedoch schon 800 Jahre alt. Die Heldendichtung erzählt von einer Politik, die einzig über schmutzige Deals und Intrigen funktioniert, und von einer Welt, in der Begierde und der Wille zur Macht die Figuren dazu verleiten, über Frauen zu verhandeln, zu lügen und zu töten.

In Worms erwarten König Gunter und seine Brüder den Anmarsch der Feinde. Rettung kommt durch Siegfried – ruhmvoll gewinnt er den Krieg und handelt ein Geschäft aus. Wenn er für Gunter die scheinbar unbezwingbare Königin Brunhild besiegt, sodass Gunter sie zu seiner Frau machen kann, bekommt Siegfried im Gegenzug des Königs Schwester Kriemhild zur Gemahlin. Durch Siegfrieds unsichtbar machende Tarnkappe gelingt der Betrug an den Frauen.

Doch die anfängliche Komplizenschaft kippt in dunkles Misstrauen: Siegfried könnte zu mächtig und gefährlich werden. Berater und Strippenzieher Hagen inszeniert den Verrat und tötet Siegfried heimtückisch. Als der Hunnenkönig Etzel um die Hand von Witwe Kriemhild anhält, erkennt sie ihre Chance, den neuen Gatten zum Werkzeug ihrer blutigen Rache zu machen.

Von einem unbekannten Verfasser um das Jahr 1200 festgehalten, fragt das Nibelungenlied jede Gesellschaft aufs Neue, wie Begierde, Neid und Stolz in ihr wirken.

Moritz Rinke folgt den wesentlichen Motiven der mittelalterlichen Dichtung und löst sie zugleich aus ihrer historischen Fixierung. Zwar zeugen die Ereignisse noch vom archaischen Hintergrund, in Spiel und Sprache sind die Figuren aber gegenwärtig angelegt. So werden aus den Sagengestalten Menschen aus Fleisch und Blut, deren abgründiger Mythos pointiert erzählt wird.

Restkarten zu 15 Euro, ermäßigt 7,50 Euro, HMT-Studierende 2,50 Euro nur noch an der Abend-/Tageskasse ab einer Stunde vor Beginn. 29. Juni bis 9. Juli 2018 (außer am 2. Juli), jeweils 20 Uhr und zusätzlich am 8. Juli, 11 Uhr im Innenhof des Grassismuseums Leipzig.

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