Die Corana-Pandemie stellt alle vor Herausforderungen, die man so noch nicht kannte. Geschäfte müssen schließen, Autobauer stellen die Produktion ein. Und Theater müssen das Publikum komplett ausladen. Auch der Westflügel Leipzig, der eigentlich eine ganze Reihe spannender Puppentheatervorstellungen im März-Programm hatte. Das kleine Theater im Leipziger Westen hat sich jetzt etwas ausgedacht. Für die Zuschauer und auch für die Künstler.

Livestream am Samstag, 21. März 2020 ab 20 Uhr hier auf L-IZ.de

„Wie andere Theater auch, muss der Westflügel ab sofort Vorstellungen und Gastspiele absagen. Dies wird wie bei den meisten freien Akteur/-innen, aber auch dem Westflügel selbst, sehr schnell zu existenzbedrohenden Situationen führen. Der Westflügel und seine Ensembles sind daher der Überzeugung, dass alle ursprünglich vereinbarten Gagen bzw. Honorare auch bei einem Vorstellungsausfall zu 100 Prozent gezahlt werden sollten“, erklärte am Mittwoch, 18. März, Matthias Schiffner, der Pressesprecher des Westflügels.

An die Politik appelliert er: Die Fördermittelgeber werden aufgefordert, an den vereinbarten Zuschüssen festzuhalten und Einnahmeverluste auszugleichen.

Im ersten Schritt will man vor allem den Künstler/-innen helfen, die ja ihre Stücke längst geprobt und die Auftrittstermine im Westflügel fest eingeplant haben.

Matthias Schiffner: „Allen Akteur/-innen ausfallender Veranstaltungen wird der Westflügel – in vollem Bewusstsein des eigenen Risikos – verbindlich eine Ausfallgage zahlen. Diese soll vorerst 50 % der vereinbarten Summe betragen. Die zweite Hälfte soll – ganz oder mindestens teilweise – gezahlt werden, sobald wir die künftige Fördersituation überblicken können und verbindliche Zusagen erhalten. Ziel bleibt es, auch bei Vorstellungsausfall allen die vereinbarten Honorare zu zahlen.“

Und dann ist ja da auch noch das Publikum, das sich auf die Aufführungen gefreut hat. Dem möchte der Westflügel ein besonderes Angebot machen. Matthias Schiffner: „Wir wollen die Vorstellungen möglichst nicht ersatzlos ausfallen lassen. Der Westflügel plant, zu den angegebenen Veranstaltungsterminen Live-Streamingangebote zu machen. Diese sollen allen Kulturinteressierten ohne zusätzliche Kosten offenstehen.“

Der erste Termin, an dem es einen solchen Live-Stream geben soll, ist Samstag, 21. März, um 20 Uhr mit „Krabat – in einer den Umständen entsprechenden Version“. Man kann den Live-Stream auf www.westfluegel.de und hier auf L-IZ.de sehen.

„Möglich gemacht wird das Ganze durch die großzügige Unterstützung des Leipziger Streaminganbieters Streamio und die kurzfristige Aufrüstung unseres Internet-Uploads durch die Firma Westnetz in Plagwitz“, erzählt Schiffner vom blitzschnellen Versuch des Westflügels, mit modernen Medien in der Corona-Krise doch noch eine Publikums-Lösung auf die Beine zu stellen.

Was kann man in „Krabat – den Umständen entsprechend“ erleben?

Der Live-Stream „Krabat – den Umständen entsprechend“ soll am Samstag, 21. März, 20 Uhr auf der Website des Westflügel Leipzig erfolgen. Er wird mehr und anderes sein als das abgefilmte Theaterstück von Wilde & Vogel, Stefan Wenzel und der Grupa Concidentia.

„Unsere polnischen Partner aus Białystok können wegen der corona-bedingten Schließung der deutsch-polnischen Grenze nicht nach Leipzig kommen. So wird es eine den Umständen angepasste Fassung der Inszenierung von Christiane Zanger nach Otfried Preußlers Geschichte geben“, so Schiffner.

„Sie beginnt beim Eintritt in den Westflügel, wird den typischen Gang des Abends mit Begrüßung und Betreten des Saals zeigen und während des Stücks aus verschiedenen Kameraperspektiven neue Blickwinkel nah an den Dingen und Figuren einnehmen, die einem Publikum sonst unmöglich sind.“

Und wer die Krabat-Geschichte noch nicht kennt: Als Lehrling kommt der Waisenjunge Krabat in die Mühle am Koselbruch. Zwölf Müllersburschen erlernen dort von ihrem Meister nicht nur das Handwerk, sondern auch die schwarze Kunst. Alljährlich in der Neujahrsnacht muss einer von ihnen sterben – anstelle des Meisters, dem dadurch ein weiteres Jahr geschenkt wird. Als es seinen Freund und Beschützer trifft, nimmt Krabat den langen Kampf mit den finsteren Mächten auf.

Aber das bedeutet nicht, dass nicht auch der Lindenfels Westflügel durch die Veranstaltungsausfälle in eine finanziell enge Situation gerät.

Deswegen bittet Matthias Schiffner darum: „Um der beschriebenen existenzbedrohenden Situation entgegenzuwirken, würden wir uns über solidarische Aktionen freuen. So bitten wir all diejenigen, die Tickets für Veranstaltungen bereits erworben haben, ihr Geld nicht zurückzufordern, sofern es ihnen möglich ist. Auch Spenden für die freien Akteur/-innen sind selbstverständlich willkommen. So besteht im Westflügel die einfache Möglichkeit, online Tickets (ab 10 Euro) für Vorstellungen zu buchen, auch im Bewusstsein, dass diese nicht wie geplant stattfinden werden.“

Krabat – den Umständen entsprechend, Live-Stream auf westfluegel.de am Samstag, 21. März, 20: Uhr und am Sonntag, 22. März, 18 Uhr.

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