Manchmal möchte auch das Leipziger Dezernat Umwelt, Ordnung, Sport ein bisschen mit großen Zahlen auffallen. So auch am Dienstag, 1. März, mit der auf den ersten Blick frappierenden Meldung „Einsätze der Feuerwehr Leipzig deutlich gestiegen“. Das klingt nach wahren Feuerstürmen in der Stadt. Hätte ja sein können. War schließlich ein heißer und teilweise auch sehr trockener Sommer. Aber wie das so ist mit Zahlen ...

… erst mal sind sie ein großer Zahlensalat. Dieser hier nämlich: „Die Einsatzzahlen der Leipziger Rettungskräfte sind im Jahr 2015 angestiegen. Dies geht aus einem aktuellen Bericht der Branddirektion hervor. In der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle gingen vergangenes Jahr unter der Nummer 112 insgesamt 150.119 Notrufe (2014: 127.805) ein, aus denen Einsätze für Feuerwehr, Rettungsdienst oder Krankentransport resultierten. Im Durchschnitt waren es über 400 Einsätze pro Tag. 2005, vor zehn Jahren, waren es mit rund 100.000 noch 50.000 Notrufe weniger, die in einem Einsatz mündeten.“

Ein deutlicher Hinweis nicht nur auf die wachsende Stadt: Wo mehr Bevölkerung lebt, gibt es logischerweise auch mehr Vorfälle. Brände waren es aber nicht.

In der Zahl steckt auch der Hinweis auf eine andere Veränderung: Die Zunahme der immer älteren Bevölkerung. Je mehr Hochbetagte in einer Stadt wie Leipzig leben, umso öfter muss – gerade in klimatischen Stresszeiten – der Notarzt gerufen werden. Und genauso war es auch:

„Die Krankentransportwagen der Leistungserbringer ASB, ASG, DRK, Malteser, Krankentransport Ost/West und Feuerwehr beförderten 60.206 mal Patienten zwischen Arztpraxen, Krankenhäusern und Wohnorten (Vergleichswert von 2005: 28.890). 2.363 Mal waren Ferntransporte, weit über die Stadtgrenze hinaus, notwendig. – Bei 73.767 Einsätzen schwebten Bürger in Lebensgefahr oder waren verletzt (2005: 51.277). In 29.548 Fällen war dabei ein Notarzt erforderlich.“

Macht zusammen 133.973 solcher Rettungseinsätze und Krankentransporte – das waren 14.471 mehr als 2014, als es nur 119.502 solcher Einsätze gab. Zwei Drittel der zusätzlichen Einsätze ging 2015 also allein auf dieses Aufgabengebiet zurück, das übrigens seit 2013 wieder wächst, nachdem die Einsätze in den Vorjahren zurückgegangen waren.

Die Feuerwehr Leipzig (Berufsfeuerwehr, Freiwillige Feuerwehr, Rettungsdienst der Feuerwehr) hatte im vergangenen Jahr 28.604 Einsätze, vermeldete das Ordnungsdezernat noch. Aber auch das waren nicht alles Brände.

Obwohl es 2015 tatsächlich mehr Brandmeldungen gab als in den Vorjahren: „2.350 Brände wurden der Feuerwehr- und Rettungsleitstelle durch Bürger oder automatische Brandmeldeanlagen gemeldet. Das sind rund 200 Einsätze mehr als im Jahr 2014.“

Aber nicht jeder Brandeinsatz ist ein Brand. Dazu kommen wir gleich noch.

Doch es fällt schon auf, dass die Zahl der Brandeinsätze von 2011 bis 2014 mit 2.117 bis 2.158 relativ stabil geblieben ist. Der Sprung auf 2.350 könnte durchaus mit der lang anhaltenden Trockenheit im Frühjahr und Frühsommer zu tun haben.

Tatsächliche Brände bekämpft wurden freilich deutlich weniger: „An 914 Einsatzorten wurden mit Wasserschläuchen, Handfeuerlöschern beziehungsweise Kübel-Spritzen Brände bekämpft. 834 Klein-, 66 Mittel- und 14 Großbrände waren zu löschen, darunter 266 mal in Wohnungen, 31 Mal in Kellern sowie 36 mal in Dachbereichen von Gebäuden. In 80 Fällen kam die Feuerwehr in Gewerbeobjekten zum Einsatz. 776 Brandmelder-Alarme in bedeutenden Objekten wie Krankenhäusern, Museen oder Kaufhäusern machten den Einsatz mindestens eines Löschzuges erforderlich.“

914 Brandorte – das entspricht dann nicht nur den normalen Zahlen der Vorjahre, wo es teilweise sogar wesentlich mehr Brände gab – so wie 2010, als 1.010 Brände gezählt wurden oder 2011 mit 990 Bränden. Tendenziell nehmen diese Zahlen sogar ab. Und das hat mit ziemlicher Sicherheit auch mit der wachsenden Stadt zu tun: Immer mehr Häuser sind saniert, da gibt es logischerweise deutlich weniger Brände in leerstehenden Gebäuden.

Auch die Zahl der Großbrände lag 2010 mit 21 und 2011 mit 18 noch deutlich höher als 2015 mit 14.

Die Feuerwehr wurde also 2015 deutlich häufiger zu Brandorten gerufen – musste aber tatsächlich weniger Brände als im Vorjahr (da waren es 938) bekämpfen.

Dafür wurde sie an anderer Stelle wieder so häufig benötigt wie zuletzt im Jahr 2010: „Ebenfalls registriert wurden 4.517 Hilfeersuchen. Das sind 17 Prozent mehr als 2014 (756 Hilfeersuchen). Darunter versteht man beispielsweise Unfälle, bei denen eingeklemmte Personen mit einem hydraulischen Rettungsgerät aus dem Fahrzeug gerettet werden mussten. In 561 Fällen waren Einsätze zur Beseitigung von Gefahren an Gebäuden nach Sturm oder anderen Naturkatastrophen notwendig.“

2010 gab es hier mit 4.520 Einsätzen letztmalig so einen hohen Bedarf, 2012 war die Zahl sogar auf 3.466 gefallen.

Aber das waren auch nicht alles eingeklemmte Unfallfahrer, wie der Satz aus dem Ordnungsdezernat suggeriert. Verkehrsunfälle machen für gewöhnlich nur 1 Prozent der Hilfeersuchen aus. Viel häufiger müssen Personen aus diversen Notlagen gerettet werden (rund 10 Prozent der Fälle), werden technische Hilfeleistungen gebraucht (rund 30 Prozent dieser Hilfeersuchen) oder – und diese Zahl steigt tatsächlich kontinuierlich seit Jahren an – die Feuerwehr muss ausgelaufene Flüssigkeiten aufnehmen und Fahrbahnen reinigen. Diese Einsätze machen mittlerweile 20 Prozent der Hilfeersuchen aus.

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