Mit Zeugenvernehmungen und der Sichtung von Videomaterial ging am Donnerstag der Prozess gegen Patrick S. wegen schweren räuberischen Diebstahls und Brandstiftung weiter. Für die Justiz ist er kein Unbekannter: Der 23-Jährige soll einer politisch linken Gruppierung angehören und im August 2015 maßgeblich an einem Angriff auf den Polizeiposten in der Eisenbahnstraße beteiligt gewesen sein. Dafür erhielt er im vergangenen Jahr bereits eine Haftstrafe.

Diesmal treffen den jungen Mann neuerliche Vorwürfe: Demnach habe er im August 2014 in einer Leipziger Kaufhalle diverse Lebensmittel im Wert von 8,56 Euro eingesteckt. Als er die Filiale ohne Bezahlung verlassen wollte, sei er vom Ladendetektiv und dem Marktleiter festgehalten worden, habe sich daraufhin mit Pfefferspray gewehrt und sei geflohen. Außerdem lastete Staatsanwalt Ulrich Jakob dem Leipziger an, Anfang 2016 in Hamburg einige PKW in Brand gesteckt zu haben. An einem Audi richtete das Feuer mehrere tausend Euro Sachschaden an.

Schon zum Prozessauftakt am Dienstag hatte S. alle Anschuldigungen bestritten. Zwar sei er damals im fraglichen Supermarkt gewesen, habe jedoch sämtliche Waren zurückgelegt und das Haus dann verlassen wollen. Vor dem Gebäude habe man ihn unvermittelt gepackt und zu Boden gedrückt. Er habe sich losgerissen und sei davongerannt. An Pfefferspray erinnerte er sich nicht.

Sein kurzer Aufenthalt in Hamburg wiederum sei zum Zeitpunkt der Brandstiftung am 7. Januar 2016 schon zu Ende gewesen. Bereits am Nachmittag habe er mit dem Fernbus die Rückfahrt nach Leipzig angetreten.

DNA-Spuren an den Tatorten hatten Patrick S. in beiden Fällen verdächtig gemacht. In Hamburg fanden die Ermittler zudem eine Sim-Karte mit seiner Mobilnummer.

Zwei Zeugen konnten zum Vorfall in Leipzig nur vage Angaben machen. „Es war auf jeden Fall ein Mann, weitere Details weiß ich nicht mehr“, sagte Ladendetektiv Kai K. (40) aus. Marktleiter Stefan K. (29) vermochte sich ebenfalls nicht an den Täter zu erinnern: „Ich habe nicht mal das Gesicht gesehen.“ In der heftigen Rangelei sei dem Dieb das Mobiltelefon auf den Boden gefallen. Mit der Gewissheit, sein Handy zu haben, habe man den Mann laufen lassen, da man ihn nicht habe bändigen können, und auf die Polizei gewartet. Die Angestellten trugen durch das Pfefferspray länger anhaltende Schmerzen davon.

„Sollten Sie sich damals verletzt haben, tut mir das leid“, entschuldigte sich Patrick S. in Richtung der beiden Männer.

Zudem wurden am Donnerstag mehrere Videoaufzeichnungen aus dem Leipziger Markt und Hamburg abgespielt sowie zwei Kriminalbeamte über den Verlauf der Ermittlungen befragt.

Der zweite Prozesstag endete auf Anregung von Verteidiger Jürgen Kasek mit einem nicht-öffentlichen Rechtsgespräch. Des Weiteren benannte Kasek einen Zeugen, der die Anwesenheit seines Mandanten in Leipzig zum Zeitpunkt der Hamburger Brandstiftung bestätigen soll. Die Verhandlung wird am 7. März fortgesetzt.

Patrick S., der aus Berlin nach Leipzig zog, geriet in der Vergangenheit schon mehrfach in den Fokus der Strafverfolger. Als mutmaßlicher Anführer einer linksautonomen Gruppe, die im August 2015 einen Streifenwagen in der Eisenbahnstraße angezündet und den Polizeiposten mit Steinen beworfen haben soll, erhielt er im vergangenen Jahr ein Jahr und zehn Monate Gefängnis. Seine fünf Mitangeklagten zwischen 16 und 22 Jahren kamen mit Bewährung und Auflagen davon. Zwischendurch saß er in Untersuchungshaft, ist derzeit aber auf freiem Fuß.

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