Der Prozess um den Mord an Dolmetscher Farhad S. (35) tritt auf der Stelle. Seit August 2016 bemüht sich die 3. Strafkammer, das mysteriöse Verschwinden des Geschäftsmanns aufzuklären. Nachdem Forstarbeiter Ende März die Leiche des Chemnitzers in einem Waldstück bei Burg (Sachsen-Anhalt) gefunden hatten, bestand zumindest die Gewissheit, dass der Verschollene tatsächlich auf nicht natürliche Weise aus dem Leben geschieden war. Doch die drei Angeklagten schweigen eisern.

Die Staatsanwaltschaft geht von einem Mord aus Habgier aus. Der Übersetzer für die arabische Sprache war im Zuge der Flüchtlingskrise aufgrund guter Auftragslage durch sein Familienunternehmen zu einigem Reichtum gelangt. Im Zuge seines Jobs lernte er die bildhübsche Santa Maria (17) kennen. Die Liebelei wurde ihm zum Verhängnis. Nachdem ihm das Mädchen erst die kalte Schulter zeigte, soll sie ihm sogar die gemeinsame Hochzeit in Aussicht gestellt haben. Was Farhad S. nicht wusste: Die Schauspielerei war offenbar Teil eines teuflischen Mordkomplotts.

Am 27. November 2015 soll die junge Frau den Dolmetscher nach Leipzig gelockt haben. In der Nacht sollen Santa Maria, ihre Mutter Entessar A. (39) und Santas Freund Mohammad A. (22) den Mann heimtückisch erstochen haben. Anschließend soll sich das Trio an dem Vermögen seines Opfers bedient haben. Die Staatsanwaltschaft vermutet, die Angeklagten hätten sich zunächst nach Nordrhein-Westfalen, später in die Niederlande absetzen wollen.

Das Gericht wollte den Fall eigentlich bis Mitte November 2016 verhandeln. Aufgrund schier endloser Diskussionen über die Verwertbarkeit eines Briefs, den Mohammad A. seinem Verteidiger Endrik Wilhelm geschickt hatte, der durch die Unachtsamkeit einer Dolmetscherin aber in den Besitz der Staatsanwaltschaft gelangte, zog sich das Verfahren hin. Der überraschende Leichenfund im März sorgte für abermalige Verzögerungen. Mittlerweile steht das Gericht nahezu am Ende der Beweisaufnahme. Am Mittwoch entschied die Kammer, besagter Brief sei nicht in der Hauptverhandlung zu verlesen. Ungeachtet dessen haben sich die Vorwürfe in Richtung Entessar A. und Mohammad A. unlängst konkretisiert.

Santa A.’s Verteidiger hatten für Mittwoch eine Aussage ihrer Mandantin angekündigt, machten jedoch einen Rückzieher, nachdem das Gericht die Vernehmung einer weiteren Zeugin anordnete. „Meine Mandantin möchte sich die Aussage zunächst noch anhören“, erklärte Rechtsanwalt Matthias Luderer. „Es kann durchaus sein, dass dadurch das Verfahren noch mal verzögert wird“, konterte der Vorsitzende Norbert Göbel. Und ergänzte, Santa A. könne ihre Aussage nach Vernehmung der Zeugin ergänzen, sollte hierzu Bedarf bestehen. Die Verteidigung blieb dennoch bei ihrem Standpunkt. Der Prozess wird sich daher voraussichtlich weiter in die Länge ziehen. Der nächste Termin ist für Ende Juni geplant.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar