Linksradikale haben im Zusammenhang mit den Ausschreitungen beim G20-Gipfel erneut zur Öffentlichkeitsfahndung nach Politikern und Polizisten aufgerufen. In Connewitz sind am Mittwoch vermehrt Plakate aufgetaucht, die neben Hamburger Spitzenpolitikern Polizeibeamte zeigen, die Straftaten begangen haben sollen. Bereits im August hatte es vereinzelte Aushänge gegeben. Die Wiederaufnahme der Aktion ist offenbar eine Reaktion auf die umstrittene aktuelle Öffentlichkeitsfahndung der Hamburger Polizei nach über 100 Tatverdächtigen.

Vierzehn Fotos ziert der „Fahndungsaufruf“, darunter Portraits des Hamburger Oberbürgermeisters Olaf Scholz (SPD), Innensenator Andy Grothe (SPD), Polizeipräsident Ralf Meyer und G-20-Einsatzleiter Hartmut Dudde. Auf den übrigen Aufnahmen sind Polizisten zu sehen, die sich nach Auffassung der Ersteller im Zusammenhang mit den Gipfelprotesten strafbar gemacht haben sollen.

Die Fotos stammen offenbar überwiegend aus Fernsehaufnahmen. Ein Zusammenschnitt mit Szenen teils schwerster Polizeigewalt und eine digitale Version des „Fahndungsaufrufs“ geistert seit Tagen durchs Netz. „Die abgebildeten Personen stehen im dringenden Verdacht, während der Proteste gegen den G20-Gipfel schwerste Straftaten begangen zu haben“, schreiben die Aktivisten.

Die mutmaßlichen Linksradikalen werfen den abgebildeten Einsatzkräften unter anderem die Bildung einer terroristischen Vereinigung, versuchter Totschlag und schwere Körperverletzung vor. Wer die Plakate erstellt und im Leipziger Süden plakatiert hat, ist bislang nicht bekannt.

Die umstrittene Öffentlichkeitsfahndung der Polizei führte derweil zu ersten Erfolgen. Vor dem Weihnachtswochenende gelang den Beamten die Identifizierung von neun der 104 Gesuchten. Darunter allerdings auch ein rechter Video-Aktivist, welcher sich selbst bei der Polizei meldete und Plünderungen nur gefilmt, nicht aber an ihnen teilgenommen haben will. Nach Schätzungen der Polizei beteiligten sich vom 6. Bis 8. Juli 5.000 bis 6.000 Täter an den schweren Randalen, bei denen unter anderem im Hamburger Schanzenviertel ein Lebensmittelmarkt geplündert worden war. Die Sonderkommission „Schwarzer Block“ leitete in der Folge über 3.300 Ermittlungsvorgänge ein.

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