Bei Tiefbauarbeiten auf dem Gelände der Alten Messe ist am Mittwochvormittag eine 250-Pfund-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. Der Kampfmittelbeseitigungsdienst der sächsischen Polizei ist bereits vor Ort, gemeinsam mit der Feuerwehr wird die Entschärfung vorbereitet. Die LZ wird ab jetzt live über die Geschehnisse berichten.

Zur Sicherheit der Anwohner planen Polizei und Feuerwehr ein Sperrgebiet rund um den Fundort von bis zu 800 Metern. Welche Straßen genau betroffen sind, wird in Absprache mit der Polizei noch festgelegt. Die Stadt wiederum spricht von der Zwickauer Straße als hauptsächlich betroffenem Gebiet.

Wenn alle Sicherheitsvorkehrungen getroffen sind, soll die Bombe entschärft werden, vor einer Stunde teilte die Leipziger Feuerwehr mit, dass das genaue Gebiet noch definiert wird. Derzeit ist für 15 Uhr ein Pressetermin an der Russischen Kirche seitens der Stadt geplant, in welchem die Lage erläutert werden soll. 

Bislang hat die Stadt folgende Sicherheitshinweise für die Bewohner im betroffenen Gebiet herausgegeben: „Sollten Sie als Anwohner Ihre Wohnung räumen müssen, legen Sie für diesen Fall bitte Ihren Ausweis und Ihre Krankenkassen-Karte, dringende Medikamente und gegebenenfalls ein Mobiltelefon bereit, mit dem Sie Ihre Angehörigen verständigen können.“

Den Ansagen der Sicherheitsbehörden sei unbedingt Folge zu leisten.

Die Pressekonferenz 15 Uhr im Video

In einer ersten Einschätzung gab Brandamtsmann Torsten Kolbe gegen 15:05 Uhr bekannt, dass die Bombe wohl entschärfbar ist. Eine Einschätzung, „die sich jederzeit auch wieder ändern kann“ so Kolbe bei der Pressekonferenz an der Russischen Kirche.

Während Alten- und Pflegeheime von der Bombe nicht tangiert würden, wird derzeit der ortsansässige HIT-Markt geräumt.

Das Sperr-Gebiet rings um die Bombe. Foto: LZ

Die Anwohner auch am Rand des Sperrbezirkes wurden dazu aufgefordert, die Fenster geschlossen zu halten – eine etwaige Explosion und deren Druckwelle hat einen Radius von rund 800 Metern im Umkreis der Fundstelle.

Gegen 17 Uhr – nach den erfolgten Vorbereitungen – versprach Kolbe weitere Informationen. Die Karte mit dem betroffenen Gebiet hielt der Brandmeister leider nur zum Abfotografieren in die Kameras – aktuell haben wir noch keine im Netz gefunden (15:10 Uhr).

16:45 Uhr: HIT leert sich, Bombenort klarer

Es ging etwas später los, als anfangs gedacht. Doch gegen 16:45 Uhr ist nun der HIT-Markt auf dem Alten Messegelände vollständig abgesperrt und keiner kann mehr in den geräumten Großmarkt rein.

Die genaue Bombenstelle ist nun auch klarer, die Baustelle von „Hornbach“, wo die Baumarktkette 2023 einen neuen Markt eröffnen will, ist demnach betroffen. Für 17 Uhr hat Brandamtsmann Torsten Kolbe neue Informationen zum Stand der Evakuierungen und die Lage vor Ort angekündigt.

17:40 Uhr: Die Evakuierung läuft, Notunterkünfte bereitgestellt, Hotline ist offen

Wie bereits gegen 15 Uhr klar war, wird nun der umgrenzte Sperrbereich vollständig geräumt. Die Stadt Leipzig fordert nunmehr offiziell alle Menschen auf, den Umkreis um die gefundene Bombe zu verlassen, auch im Randbereich gilt es, die Fenster geschlossen zu halten.

Innerhalb dieses Sperrbereiches müssen alle Personen evakuiert werden. Bild: Stadt Leipzig

Für hilfebedürftige Menschen besteht das Angebot, sich bei dem Bedarf an „Hilfe beim Verlassen ihrer Wohnung“ mit dem Bürgertelefon unter 0341 123-3333 in Verbindung zu setzen. Ebenso sollen sich Anwohner im Sperrbereich mit einer derzeitigen Coronainfektion direkt beim Bürgertelefon unter 0341 123-3333 melden.

Notunterkünfte, an die sich evakuierte Personen wenden können, seien „in der Anton-Philipp-Reclam-Schule sowie der Pablo-Neruda-Schule in der Tarostraße eingerichtet.“ Die Recclam-Schule ist in der Tarostraße 4 zu finden, die Pablo Neruda ist gleich nebenan die Nummer 6.

Auf der Seite der Stadt Leipzig findet man eine Liste allgemeiner Hinweise, wie man sich bei Evakuierungen verhalten soll.  

18:38 Uhr: Verkehrschaos und das Warten auf das Ende

Etwa 3.000 Menschen sollen es sein, die zum Beginn der polizeilichen Maßnahmen in etwa betroffen sind. Um 15 Uhr äußerte Brandamtsmann Torsten Kolbe die Hoffnung, dass inklusive der Evakuierung „alle Maßnahmen“ heute noch abgeschlossen, also auch die Bombe entschärft sein könnte.

Damit verbunden natürlich auch die Hoffnung, dass jene, die aktuell zu den beiden Schulen in der Tarostraße evakuiert werden, die kommende Nacht in ihrer gewohnten Umgebung verbringen, sprich zu Hause schlafen oder im Falle der untergebrachten Flüchtlinge im Camp übernachten können.

Derzeit bildet rings um das betroffene Gelände auf der Alten Messe bis hinaus nach Stötteritz und stadteinwärts bis Höhe Russische Kirche der Berufsverkehr ein veritables Chaos, dessen Abfließen die Polizei sicher abwarten wird. Zudem müssen aktuell diverse Bahnen umgeleitet werden.

Bevor die Einsatzkräfte nicht sicher sind, dass keine Person mehr im inneren Sperrbereich ist, wird es keinen Versuch einer Bombenentschärfung geben. Der Mitteldeutsche Verkehrsverbund meldet aktuell noch keine Störungen des S-Bahn-Betriebes. Eine Haltestelle liegt direkt am MDR, welcher jedoch ebenfalls nicht von den Evakuierungsmaßnahmen betroffen ist. Die Bahn meldete allerdings gegen 17 Uhr bereits, dass der City-Tunnel für Durchfahrten wegen des Bombenfundes gesperrt sei.

Die LVB hingegen hat mittlerweile gleich mehrere Linien mit einer Störungsmeldung versehen.

Die LVB meldet: „Wegen Kampfmittelbeseitigung am Alten Messegelände kommt es auf TRAM 2, 9, 10 und 16, sowie auf BUS 70, 74 und 76 zu Fahrplanunregelmäßigkeiten, Fahrtwegänderungen und Fahrtausfällen.“

Für den Transport zu den Notunterkünften wurden ab sofort zwei Buslinien eingerichtet. Die Linie 1 fährt ab Haltestelle Technisches Rathaus und die Linie 2 ab Haltestelle Meusdorfer Straße zur Notunterkunft in der Tarostraße.

Brandamtsmann der Feuerwehr Leipzig Torsten Kolbe. Foto: LZ

19:05 Uhr: Entschärfungszeitpunkt unklar, letzte Evakuierungen dauern an

Gegenüber LZ äußerte sich soeben der mit der Gesamtleitung des Kampfmitteleinsatzes beauftragte Brandamtsmann Torsten Kolbe zum jetzigen Stand der Maßnahmen. Das Ziel, die Evakuierungen von rund 3.500 Menschen im betroffenen Gebiet bis 19:30 Uhr zu beenden, schaffe man nicht.

Zwar habe man den größten Teil der Menschen bereits herausholen können, doch es müssen noch ein paar Krankentransporte durchgeführt werden für die Menschen, die nicht mobil sind.

Wie lang es noch dauert, bis der eigentliche Entschärfungseinsatz an der 250-Pfund-Bombe beginnen könne, konnte Kolbe noch nicht abschätzen. Die Liste der Hausnummern, die betroffen sind, hat die Stadt Leipzig unterdessen veröffentlicht. 

20:30 Uhr: Weitere Verzögerungen

Sie wollten sicher schneller sein, aber es geht einfach nicht. Brandmeister Torsten Kolbe muss auf Nachfrage der LZ erneut weitere Verzögerungen erklären. So habe die Entschärfung noch nicht begonnen, da die Evakuierung der Menschen, die teils auf Tragen aus dem Gebiet geschafft werden müssen, länger dauert als gedacht.

Nach Rücksprache mit dem Sprengmeister vor Ort sei jedoch sicher, dass noch heute die Bombe entschärft würde.

21:30 Uhr: Sirenen, Feuerlöschzüge und Warten

Noch immer ist vor Ort nichts Gravierendes passiert. Aber in der Umgebung wird es etwas hektisch, immer mehr Feuerlöschzüge kommen an. Alle warten nun letztlich darauf, ob die Entschärfung gelingt oder gar eine Sprengung nötig ist. Auch Journalisten dürfen nunmehr das Gebiet nicht mehr betreten.

Auch um 22:30 Uhr ist die Entschärfung noch nicht vollzogen. Bis auf ein paar einzelne Bahnen herrscht nächtliche Stille rings um das Alte Messegelände. Das Warten auf das Ende dehnt sich: für die Menschen, die hoffen heute zu Hause schlafen zu können, wie auch für die Einsatzkräfte und Journalist/-innen vor Ort, die teils seit dem Vormittag unterwegs sind.

23:46 Uhr: Die Entschärfung hat begonnen

 
Wie Brandmeister Torsten Kolbe um 23:46 Uhr aufgrund des hohen Medieninteresses per SMS mitteilt, hat die Entschärfung der Bombe nun begonnen.
 
Die Chance, dass heute 3.500 Menschen in ihren Betten schlafen können, steigt wieder.

0:30 Uhr: Erst ein Funkspruch, dann die Bestätigung – die Bombe ist nicht mehr

Die Bombe war einmal eine. Zumindest ist sie nun ohne Sprengsatz. Die Bombe sei entschärft, dröhnt es um 0:30 Uhr aus einem Funkgerät eines Polizeibeamten in der Nähe unserer Reporter/-innen vor Ort, doch die Polizei solle noch etwas länger die Positionen halten.

Auf Nachfrage der LZ bestätigt Brandmeister Torsten Kolbe die Information. Nun treffen sich zum Ende des langen Tages alle Pressevertreter/-innen noch an der Ottostraße zum üblichen „Bild von der Bombe“.

Was jedoch weit wichtiger ist: die in den beiden Schulen an der Tarostraße untergebrachten Personen können nun in ihre Wohnungen und die Geflohenen, welche auf dem Messegelände untergebracht sind, in ihre Betten zurück. Unterdessen hat auch die Deutsche Bahn die Sperrungsmeldung für den City-Tunnel aufgehoben. Am Morgen des 12. Mai 2022 dürfte also auch hier wieder alles im Normalbetrieb laufen.

Die Einsatzkräfte mit ihren Schlussstatements am frühen Morgen des 12. Mai 2022

Sprengmeister Großer-Scholz zur Entschärfung, die Rahmenumstände und ein Dank

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