Sozialbürgermeister Thomas Fabian ist ein verhaltener Optimist. Am 17. Dezember zeigte er sich felsenfest davon überzeugt, 2020 endlich das Problem der fehlenden Kita-Plätze in Leipzig in den Griff zu bekommen. Die Stadt rechnet im Jahr 2020 für Kinder bis zum Schuleintritt mit einem maximalen Bedarf einschließlich Reserve von 35.040 Plätzen, meldete das Dezernat Jugend, Soziales, Gesundheit und Schule an diesem Tag. Für Hortkinder werden mit Schuljahresbeginn 2020/21 21.695 Plätze benötigt.

Um dem seit Jahren steigenden Bedarf an Betreuungsplätzen zu entsprechen, werde bereits ein umfangreiches Bauprogramm realisiert. „Auch im Jahr 2020 soll es 1.800 weitere neue Plätze geben“, betonte Bürgermeister Thomas Fabian. „Damit können wir unser großes Ziel, ausreichend Kitaplätze in Leipzig zu haben, erreichen.“

Ähnlich zuversichtlich äußerte sich ja auch OBM Burkhard Jung.

Auch zur Beruhigung des Stadtrates, der ja die Verwaltung beauftragt hat, jährlich eine Kita-Bedarfsplanung vorzulegen, aus der die Stadträtinnen und Stadträte auch ablesen können, welche Kapazitäten die Stadt zubaut, wie hoch der absehbare Bedarf ist und ob mit den Anstrengungen der Stadt das Ziel auch erreicht werden kann.

Vorher gab es oft ellenlange Listen mit Kita-Planungen, bei denen oft gar nicht einsehbar war, ob das Objekt jemals zur Baureife gelangen würde, ob es rechtzeitig fertig werden würde oder die Gelder dafür überhaupt bereitstanden. Folge war ein diffuser Nebel, der nicht nur die betroffenen Eltern, die verzweifelt einen Kita-Platz für ihr Kind suchten, verrückt machte.

Ein Thema, das die Stadt übrigens auch seit zehn Jahren in Atem hält. Und weil die ersten Kita-Bauprogramme geradezu zäh ins Rollen kamen, erweiterte Leipzig in der Zeit auch massiv das Angebot von Plätzen in der Tagespflege. Waren 2009 noch 1.652 Kinder in Tagespflege, so wuchs deren Zahl auf über 2.500. 2020 stehen tatsächlich 3.254 Plätze in der Kindertagespflege zur Verfügung. Erst in den nächsten Jahren sollen sie abschmelzen.

Denn mittlerweile zeigt der seit fünf Jahren forcierte Bau neuer Kindertagesstätten tatsächlich Wirkung.

Hatte Leipzig 2009 noch 208 Kindertagesstätten mit einer Kapazität von 18.917 Plätzen, so ist deren Zahl bis zum Jahresende 2019 auf sage und schreibe 338 angewachsen. 120 neue Einrichtungen in zehn Jahren – das ist eigentlich ein sehr ordentliches Bauprogramm, bei dem Leipzig aber Jahr für Jahr der wachsenden Kinderzahl hinterherbaute. Die Kapazität für Kinder im Vorschulalter wuchs dabei auf 29.589 Plätze.

Kita-Platz-Kapazitäten 2019 / 2020. Grafik: Stadt Leipzig, Kita-Bedarfsplanung
Kita-Platz-Kapazitäten 2019 / 2020. Grafik: Stadt Leipzig, Kita-Bedarfsplanung

Auch für Hortkinder kann der Bedarf im Schuljahr 2020/21 gedeckt werden, betonte Fabian. Mit der Eröffnung neuer Grundschulen in den Stadtbezirken Mitte, Südwest, Altwest und Nord werden sich auch die Hortkapazitäten weiter erhöhen.

Die Verwaltungsvorlage zur Kita-Bedarfsplanung wurde am 17. Dezember von Oberbürgermister Burkhard Jung in seiner Dienstberatung auf den Weg gebracht und soll voraussichtlich im Januar 2020 im Stadtrat behandelt werden.

Unter den neuen Einrichtungen, die bis Ende 2020 in Betrieb gehen werden, befinden sich auch sechs (915 Plätze) der insgesamt zwölf Leipzig-Kitas. Vier dieser Kitas – alle im Stadtbezirk Nord – sind bereits in diesem Jahr in Betrieb gegangen (ca. 500 Plätze).

Die Vorlage enthält auch die Zahlen für das, was 2020 insgesamt fertig werden soll. Das ist ein bisschen mehr als die von Thomas Fabian angegebene Zahl von 1.800 neuen Plätzen. Denn die entstehen allein im Kindergartenbereich. Dazu kommen freilich noch 845 neue Plätze im Krippenbereich, und genau 1.865 neue Plätze sind im Kindergartenbereich geplant. Und auch in der Tagespflege kommen noch einmal 100 hinzu. Sodass die Kapazitäten für Kinder im Vorschulbereich von 33.406 Plätzen im Dezember 2019 auf 36.216 Plätze ansteigen.

Und auch in den nächsten drei Jahren soll weiter Kapazität aufgebaut werden, sodass 2021 dann 32.819 Plätze in Kitas zur Verfügung stehen, 2022 dann 33.602 und 2023 dann 34.042. Wozu dann jeweils noch über 3.000 Plätze in Tagespflege kommen.

Wozu der Bericht freilich kein Wort verliert, das ist die Sicherstellung des Betreuungspersonals. Denn mittlerweile entstehen mehr neue Tagesstätten, als dass das dafür gebrauchte Personal schon ausgebildet ist. Die Engpässe sind mittlerweile in etlichen Leipziger Kitas erlebbar.

In Leipzig ist das Problem fehlenden Kita-Personals längst in vielen Kindertagesstätten erlebbar

In Leipzig ist das Problem fehlenden Kita-Personals längst in vielen Kindertagesstätten erlebbar

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