Am Freitag dieser Woche beginnt der Prozess um den gewaltsamen Tod des Leipzigers Kamal K. Bis zu 500 Menschen demonstrierten am Pfingstmontag vom Connewitzer Kreuz zum Willy-Brandt-Platz, um auf den aus ihrer Sicht möglicherweise fremdenfeindlichen Hintergrund der Tat aufmerksam zu machen.

Der junge Iraker war am 24. Oktober in den frühen Morgenstunden nahe dem Hauptbahnhof während einer Auseinandersetzung mit zwei mutmaßlichen Neonazis niedergestochen worden. Er erlag am Nachmittag seinen schweren Verletzungen. Bis heute scheinen der genaue Tathergang und die Hintergründe ungeklärt, mehr hofft man nun durch die Verhandlungen ab Freitag zu erfahren. Zur im Vorfeld des ersten Verhandlungstages anberaumten Demonstration hatte der “Initiativkreis Antirassismus” aufgerufen, welchem 500 Teilnehmer folgten.

Seine Unterstützer betrachten die Tat als rassistisch motivierten Mord. “Wir fordern, dass der neonazistische Hintergrund der Täter vor Gericht ausreichend gewürdigt wird”, erklärte Mitorganisatorin Juliane Nagel (Die Linke). “Aus unserer Sicht muss der Mord an Kamal in die offizielle Statistik rechtsmotivierter Gewalt aufgenommen werden.”Die Ermittlungsbehörden konnten allerdings bislang keine Hinweise finden, die auf ein fremdenfeindliches Motiv hindeuten. Die Leipziger Staatsanwaltschaft klagt den Haupttäter Marcus E. daher nur wegen Totschlags in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung an. Sein Bekannter Daniel K. muss sich ebenfalls ab Freitag wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.

Nach Angaben des Initiativkreises nahmen zahlreiche Angehörige und Freunde von Kamal K. an der Demonstration teil. Mit ihnen gemeinsam möchte der “Initiativkreis” zum Prozessauftakt eine Mahnwache veranstalten. Über den konkreten Fall hinaus bemühen sich die Initiatoren, einen Gedenkort für die Opfer rechter Gewalt zu schaffen. Zusammen mit der Opferberatungsstelle der RAA, Mitgliedern des Migrantenbeirates der Stadt Leipzig und Leipziger PolitikerInnen von SPD, Bündnis 90/ Die Grünen und SPD hat der “Initativkreis” einen Brief an den Oberbürgermeister verfasst, mit dem das Anliegen nach Errichtung eines Gedenkortes für die mittlerweile sechs Todesopfer rechter Gewalt in Leipzig seit 1990 formuliert wird.

VGWortLIZ

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