Wie ruft man die eigenen Anhänger, auf eine untersagte Demonstration zu gehen, wenn man es besser nicht offen tun sollte? Und ebenso wenig schweigen kann, will man nicht die letzten Sympathien beim kampfeslustigen Anhang verlieren. Man sagt, dass man nicht zur Demo aufrufen darf. Und weist auf die freie Entscheidung eines jeden Einzelnen selbst hin. So heute seit etwa 13 Uhr zu beobachten beim weiter schwindenden Bündnis „Legida“ im Vorfeld des Montagabends. Einen Liveticker zu keiner Demo kann man also mal ins Netz schicken.

+++ 23:45 Uhr: “Ende und Aus” – für den Ticker und für Legida (das Plagiat) +++
Mit dem Bericht der Polizeidirektion, welchen wir heute einfach mal 1:1 wiedergeben werden, um alle Seiten – also die, welche was zu sagen haben – zu Wort kommen zu lassen, möchten wir uns nunmehr aus dem Ticker verabschieden. Dazu noch Bilder von einigen Vorgängen am Hauptbahnhof Leipzig und ein paar Worte auch zum Bauchklatscher von Pegida in Dresden. Nein – noch haben wir keine eigenen Bilder aus der Landeshauptstadt erhalten – aber wenn die ersten Zahlen aus Dresden stimmen, dann ist Pegida heute mit rund 2.000 (laut Polizei Dresden) bis maximal 3.000 Teilnehmern ziemlich abgeschmiert.

Ja, trotz dass Lutz Bachmann zurück ist – womit also gestern 500 Teilnehmer bei Kathrin Oertels neuem Bündnis und nun also 2.000 bei Bachmann zu Gast waren. Irgendwie geht der Volksbewegung das Volk verloren? Dafür geht es nun auch in Dresden bei Pegida strammer nach rechts, als eh schon vorher – vielleicht war das mit dem Schulterschluss mit Legida gemeint? Offensichtlich, “das Volk” jedenfalls blieb heute in beiden Städten zu Hause.

Gegendemonstranten versperren auf der Goethestraße den Weg der rund 150 Legida-Anhänger zum Hauptbahnhof. Foto: L-IZ.de
Gegendemonstranten versperren auf der Goethestraße den Weg der rund 150 Legida-Anhänger zum Hauptbahnhof. Foto: L-IZ.de

In Leipzig sah man heute ein gerüttelt Maß an – nun ja – bleiben wir einfach bei der Beschreibung „sportive Teilnehmer“. 141 sind nun aufgrund einer Personalienfeststellung der Leipziger Polizei bekannt, mehr gibt es heute wohl dazu nicht mehr zu sagen. Auf Facebook fliegen weiter die Fetzen bei den Kulturrettern, auch der heutige Tag wird nicht zu mehr Freundlichkeit untereinander beigetragen haben.

Es war ein wenig unübersichtlich heute in Leipzig, es scheint nach Polizeiangaben auch Gewalt von Gegendemonstranten gegeben zu haben. Aber zumindest auf dem Augustusplatz vor dem Gewandhaus mit LEGIDA-Das Original weitaus lustiger und entspannter, als die vergangenen Male, als Legida (das Plagiat) sich in Leipzig versuchte. Was wir ausdrücklich begrüßen wollen – an dieser Revolutionsfront jedenfalls scheint man den friedlichen Widerstand verstanden zu haben.

Legida-Anhänger später am Hauptbahnhof Leipzig. Reichlich aufgeheizte Stimmung, anschließend wurden die Personalien festgestellt. Foto: L-IZ.de
Legida-Anhänger später am Hauptbahnhof Leipzig. Reichlich aufgeheizte Stimmung, anschließend wurden die Personalien festgestellt. Foto: L-IZ.de

Was haben wir also heute gelernt?
1. Humor ist eine wahrlich ernste Angelegenheit, die Respekt verdient und auch bekommen hat.
2. Wenn sich der harte Kern von Legida einfindet, geht es ohne Hass gar nicht mehr.
3. Hass wiederum allein ist keine verändernde Kraft, sondern richtet sich immer auch nach innen und gegen einen selbst.
4. Die Polizei kann wieder zählen.
5. Wer keine Argumente hat, greift zu Gewalt.

Die nachfolgende Pressemitteilung der Polizei lassen wir, wie gesagt, einfach mal im originalen Wortlaut.

Pressemitteilung der Polizei zum Versammlungsgeschehen um LEGIDA am 09. Februar 2015

“Die Polizeidirektion Leipzig führte am 9. Februar 2015 einen Polizeieinsatz zur Durchsetzung des Versammlungsverbotes LEGIDA und zur Gewährleistung des Versammlungsrechtes verschiedener Kundgebungen im Stadtgebiet Leipzig durch. Während von den angezeigten Veranstaltungen noch vor deren Beginn zwei bereits durch die Anmelder abgesagt wurden, verliefen die verbliebenen vier ohne Störung.

Als gegen 18:00 Uhr die Veranstaltung „Pilgerweg“ seinen Zug auf dem Innenstadtring zum Augustusplatz aufnahm, liefen bereits die Kundgebungen auf dem kleinen Willy-Brandt-Platz, angemeldet von Herrn Metzger und die Kundgebung „Die Partei“. Den Teilnehmern dieser Kundgebungen, unter denen sich auch Personen des linken, gewaltbereiten Spektrums befanden, schlossen sich später dem Zug „Pilgerweg“ an. Aus dem Aufzug heraus agierten
aggressive Aufzugsteilnehmer gegen Polizeibeamte, die die Personalien einzelner Legidaanhänger Höhe Schwanenteich feststellten.

Polizeibeamte und Gegendemo am Hauptbahnhof Leipzig. Foto: L-IZ.de
Polizeibeamte und Gegendemo am Hauptbahnhof Leipzig. Foto: L-IZ.de

Diese Sympathisanten hatten sich zuvor im Leipziger Hauptbahnhof gesammelt und ihn in kleineren Gruppen Richtung Innenstadt verlassen, um sich wenig später von der Zentralhaltestelle über die Goethestraße in Richtung Augustusplatz laufend wieder zu vereinen. Höhe Krochhochhaus offenbarten die ca. 150 Personen ihren Versammlungswillen und strebten eine Ersatzveranstaltung an.

Diese wurde durch die Versammlungsbehörde vor Ort untersagt, so dass die Legidasympathisanten umgehend des Platzes in Richtung Hauptbahnhof verwiesen und durch die Polizei dahin begleitet wurden. Auf dem Weg zum Hauptbahnhof blockierten Legidagegner den Weg, gingen verbal und körperlich aggressiv gegen Polizeibeamte vor und versuchten die Legidateilnehmer anzugreifen. Durch konsequentes Einschreiten der Polizeikräften wurde das unterbunden. Doch spitzte sich vor dem Gebäude die Situation zu, da mehrere hundert Gegendemonstranten auf dem Willy-Brandt-Platz standen und sich den Polizeikräften und Legidasympathisanten in den Weg stellten. So mussten sie zurückgedrängt und aufgefordert werden, die Straße zu räumen.

Über den östlichen Zugang wurden die Legidasympathisanten schließlich in den Hauptbahnhof zur Identitätsfeststellung aufgrund der Teilnahme an einer verbotenen Versammlung (Ordnungswidrigkeit nach dem VersG) gebracht und 141 Identitätsfeststellungen durchgeführt.

Im Verlaufe des Abends ist es leider auch zu Konfrontationen mit zwei Journalisten
gekommen. Polizeipräsident Bernd Merbitz hat mit unmittelbar das Gespräch gesucht
und eine Aufklärung der Sachverhalte zugesichert.

War zur Sicherstellung des Einsatzablaufes der rund 1.000 Beamten selbst am Hauptbahnhof vor Ort. Leipzigs Polizeipräsident Bernd Merbitz. Foto: L-IZ.de
War zur Sicherstellung des Einsatzablaufes der rund 1.000 Beamten selbst am Hauptbahnhof vor Ort. Leipzigs Polizeipräsident Bernd Merbitz. Foto: L-IZ.de

Fazit: Der heutige Einsatzverlauf hat erneut gezeigt, dass es in Leipzig, einer Stadt die von großen Denkern, Schriftstellern, Musikern und Philosophen über Jahrhunderte geprägt wurde, eine friedliche Offenbarung anderen nicht genehmen politischen Willens, ohne Gewalt und Hassexzessen kaum möglich ist. Das belegen die Ereignisse des heutigen Abends, der mit äußerst aggressiven, verbalen und körperlichen Ãœbergriffen auf den jeweils Andersdenkenden aber auch auf die Polizeibeamten, die die freie Meinungsäußerung aber auch die körperliche Unversehrtheit des Einzelnen zu schützen haben, verlief. Versammlung ohne Polizei waren das eigentliche Anliegen der Väter des Grundgesetzes.”

+++ 20:59 Uhr – Kurz vor Neune. Das exklusive Interview mit den „Siegern des Tages“ ist da +++
Im Nachgang an die Demonstration der Leipziger “LEGIDA-Das Original” mit ca. 15.000 Teilnehmern vor dem Gewandhaus zu Leipzig fanden sich Uwe Brückner und Thomas (Kuno) Kumbernuß nach 3 Wochen der beständigen Anfragen seitens der Wahrheitspresse zu ein paar Worten über ihre Bewegung bereit. Mittlerweile etabliert sich ihre Bewegung in der Messestadt und überflügelte am 9. Februar die zudem illegale Gegendemonstration von etwa 120,5 Legida-Teilnehmern.

Mit Parolen wie “Bier trinkt das Volk (und Schnaps)” haben sich die Macher die heutige Machtübernahme in Leipzig hart erkämpft. Für kommenden Montag (Wunschort wieder an der Oper Leipzig) kündigen sie zudem mit der Band S.U.F.F. für den 16. Februar einen prominenten Liveact an. Es scheint, als ob hier bald ein geheimer Gesprächstermin im sächsischen Innenministerium ansteht, wenn die Bewegung weiter so rasant anwächst. Binnen einer Woche ist das Interesse um von 40 auf 300 Personen angestiegen, unabhängige Beobachter sprechen gar von 15.000.

Die Gegendemonstranten am Leipziger Hauptbahnhof. Die Polizei schirmt beide Gruppen voreinander ab. Foto: L-IZ.de
Die Gegendemonstranten am Leipziger Hauptbahnhof. Die Polizei schirmt beide Gruppen voreinander ab. Foto: L-IZ.de
Legida am Hauptbahnhof. Schwer bedrängt aber auch sie selbst müssen zurückgehalten werden. Foto: L-IZ.de
Legida am Hauptbahnhof. Schwer bedrängt aber auch sie selbst müssen zurückgehalten werden. Foto: L-IZ.de
Legida darf zum Hauptbahnhof zurücklaufen. Ohne Demonstration aber attackiert von allen Seiten und bewacht durch die Polizei. Foto: L-IZ.de
Legida darf zum Hauptbahnhof zurücklaufen. Ohne Demonstration aber attackiert von allen Seiten und bewacht durch die Polizei. Foto: L-IZ.de

+++ 20:15 Uhr: Fragen an die Polizei nach Zusammenstößen beim Abmarsch +++
Wie Leipzigs Polizeisprecher Uwe Voigt gegenüber L-IZ bestätigt, gab es beim Abzug der rund 120 Personen (L-IZ-Schätzung), welche sich auf dem Augustusplatz vor der Oper eingefunden hatten, Richtung Hauptbahnhof Angriffe ab Höhe Schwanenteich (hinter der Leipziger Oper). Dabei sei jedoch die Polizei dazwischen gegangen, um die abziehenden Legida-Anhänger zu schützen, welchen zuvor ein Demonstrationsversuch auf dem Augustusplatz misslang.

Legida - Das Original ist am Mendebrunnen eingetroffen. Foto: L-IZ.de
Legida – Das Original ist am Mendebrunnen eingetroffen. Foto: L-IZ.de

Bei den Angriffen aus dem linksautonomen Spektrum sei es auch zu Zusammenstößen mit Polizeibeamten gekommen, so Voigt. Ob es dabei zu Verhaftungen kam, ist derzeit noch offen. Nach der Abwehr der Angriffe habe man zur Sicherheit darüber hinaus die Personalien der Legida-Anhänger aufgenommen. Auch von diesen hatten einige versucht, aus der Gruppe auszubrechen und selbst Gewalt auszuüben. Vereinzelt hat es nach eigenen Beobachtungen auch Flaschenwürfe auf Legida-Anhänger gegeben.

Polizeisperre zwischen den beiden Augustusplatzhälften Auf der Seite vor der Oper sammelt sich die Gegendemo von Legida. LEGIDA - Das Original mobilisiert deutlich mehr Anhänger vors Gewandhaus. Foto: L-IZ.de
Polizeisperre zwischen den beiden Augustusplatzhälften Auf der Seite vor der Oper sammelt sich die Gegendemo von Legida. LEGIDA – Das Original mobilisiert deutlich mehr Anhänger vors Gewandhaus. Foto: L-IZ.de

+++ 19:15 Uhr: Die Polizei beendet die “Legida-Ersatzveranstaltung” mit der Order zum Hauptbahnhof zurückzukehren. Kurz darauf setzt sich die Gruppe in Bewegung.

+++ 19 Uhr: Es wird kein Demonstrationszug stattfinden. Die Versammlung löst sich auf. Die Polizei konzentriert sich nun auf die gegenüberliegende Seite mit den 80-100 Personen vor der Oper.

Ein paar Versprengte bei der untersagten Legida-Demo am 9. Februar. Foto: L-IZ.de
Ein paar Versprengte bei der untersagten Legida-Demo am 9. Februar. Foto: L-IZ.de

+++ 18:50 Uhr: Augustusplatz. Bei der wesentlich kleineren Gegendemo von Legida drücken sich etwa 80 Personen seit 18:45 Uhr in der Gegenwart von Polizei herum und eine kleinere Gruppe stammt eindeutig aus dem sportiven Hooliganmilieu. Die Lage ist weiterhin ruhig. Bei Legida – Das Orignial, die zur Einstimmung die Nationalhymne intonierte, hat sich eine  Teilnehmerzahl von ca. 400 Personen eingefunden. “Bier trinkt das Volk” schallt über den Platz. Damit hat LEGIDA – Das Original  am heutigen Tag in Leipzig die Macht übernommen. Aktuell überlegen die Veranstalter noch einen spontanen Demozug zu veranstalten. Eine Hundertschaft der Polizei hat sich zwischen beiden Seiten positioniert.

Die Demo von "Leipzig nimmt Platz" am Hauptbahnhof / Willy Brandt Platz. Foto: L-IZ.de
Die Demo von “Leipzig nimmt Platz” am Hauptbahnhof / Willy Brandt Platz. Foto: L-IZ.de
Die Demonstration "Willkommen in Leipzig" auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Foto: L-IZ.de
Die Demonstration “Willkommen in Leipzig” auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz. Foto: L-IZ.de

+++ Gegen 18 Uhr: Auf dem Willy-Brand-Platz beginnen sich Gruppen zu versammeln, darunter etwa 300 Gegendemonstranten. Um 18:10 Uhr hat die Polizei dann eine Ansammlung von etwa 30 Personen aus dem Hooliganmilieu aufgelöst. Die Lage bleibt ruhig. Auf dem Augustusplatz ist inzwischen Legida – Das Original eingetroffen. Gleichzeitig läuft die Demonstration “Willkommen in Leipzig” über den Wilhelm-Leuschner-Platz.

Auf dem Willy-Brand-Platz beginnen sich Gruppen zu versammeln. Foto: L-IZ.de
Auf dem Willy-Brand-Platz beginnen sich Gruppen zu versammeln. Foto: L-IZ.de

+++ 17:45 Uhr: Die Polizeikräfte haben auf dem Augustsplatz Stellung bezogen. +++

Die Polizei ist vorbereitet. Foto: L-IZ.de
Die Polizei ist vorbereitet. Foto: L-IZ.de

+++ 17 Uhr: Stadt bestätigt – Legida hat nicht gegen Verbot geklagt +++
Wenngleich der Ton in den letzten Tagen seitens der Legida-Organisatoren immer reichlich kraftvoll war, wenn es um “unseren Kampf für EUCH” ging, hat die Organisation heute bislang auf den Klageweg gegen das Verbot verzichtet. Diese Informationen gab jedenfalls die Stadt Leipzig auf Twitter heraus. Dort heißt es: “Bislang liegt keine Klage von gegen das Demo-Verbot der Stadt bei Gericht vor”.

Interessant dabei: Da das Verbot nur einseitig die Legida-Demonstration betraf, hätten die Chancen nicht schlecht gestanden, vor Gericht zumindest eine stationäre Demonstration zu erwirken. Bei einem “Polizeinotstand” hätten eigentlich alle Demonstrationen untersagt werden müssen. Offenbar fehlte der Organisation, welche nun eine Vereinsgründung vornehmen möchte, auch um Gelder von Unterstützern einzusammeln, heute die Kraft, den Klageweg zu beschreiten. Dazu passen auch die eher verteidigenden und um Unterstützung erbenden Worte/ Antworten der Seitenadministratoren auf der Facebookseite.

Fast jeder Kritik am mangelnden Willen, die Demonstration durchzusetzen, begegnen diese mit der Aufforderung zur Unterstützung und verweisen darauf, sich per “PN” (Private Nachricht), also nicht öffentlich zu melden.

Das Geschehen vor Ort bleibt unübersichtlich

Da sich heute bislang erahnbar drei mögliche Hauptpunkte zu bilden scheinen, dazu ein paar Informationen. Einige Legida-Anhänger haben angekündigt, sich am Hauptbahnhof einzufinden und dort einen Treffpunkt bei McDonalds ausgemacht. Ihnen gegenüber – in Sicht- und Hörweite – sammeln sich die Gegner aktuell am Willy-Brandt-Platz (Innenstadtseite, LVB Punkt). Ebenfalls infrage kommt, dass sich einige Legida-Anhänger der Lichterkette anschließen wollen, welche ab 18 Uhr an der Nikolaikirche starten wird.

Auch auf dem Augustusplatz könnten sich ab 18:30 Uhr einige verstreute Legida-Anhänger einfinden. Alle drei Punkte werden verstärkt von der Polizei überwacht. Gegenüber findet zu diesem Zeitpunkt dann am Gewandhaus ab 18 Uhr die Veranstaltung von “LEGIDA – Das Original” statt.

Die L-IZ.de begibt sich nun ebenfalls vor Ort. Wir freuen uns, wie auch schon am 30. Januar über jede Hilfe unserer Leser dabei, den Überblick bei dem heute leicht chaotischen Vorhersagen zu behalten. Sendet uns gern Bilder / Uhrzeit und Ort an redaktion@l-iz.de. Vielen Dank dafür.

+++ 16 Uhr: NoLegida, Refugees Welcome und Platznehmen mobilisieren weiter +++
Auf der Facebookseite von Legida zeichnen sich Stück um Stück mehr User ab, welche beschreiben, dass und wie sie heute in der Innenstadt mit Ziel Augustusplatz auftauchen möchten. Was auch die Gegendemonstranten sichtlich wach hält. Etwa 1.000 Polizeibeamte werden heute in Leipzig sein, um für die Sicherheit zu sorgen.

Ab 18 Uhr beginnt von der Nikolaikirche aus der Kerzenweg über den Ring, welcher gegen 19 Uhr auf dem Augustusplatz enden soll.

Der eher aktivistische Protest bündelt sich heute auf dem Willy-Brandt-Platz (Innenstadtseite, LVB Punkt). Hier findet die „Leipziger Friedenswache“ statt, zu der „Leipzig nimmt Platz“ und „Legida? Läuft nicht.“ aufrufen. Start ist hier in einer Stunde ab 17 Uhr.

Über Twitter warnen derzeit „Refugees Welcom LE“ mit einem Tweet vor gewaltbereiten Hooligans, welche man in der Innenstadt erwarte: „#Legida läuft nicht! Heute nicht vergessen, alle in die Stadt! 17 Uhr Willy-Brandt-Platz. Passt auf Hools auf!“

+++ 15:40 Uhr: Hin und Her bei Legida – Das Original bereitet sich auf Großdemo vor +++
Während es bei Legida auf der Facebookseite nun munterer zugeht und die Organisatoren erklären sich heute doch noch irgendwie auf dem Klageweg zu befinden oder gewesen zu sein (so ganz klar wird man aus dem Geschreibsel nicht wirklich) läuft sich das Original gleichen Namens bereits warm.

Ab 18 Uhr wird man – so bestätigte heute Thomas (Kuno) Kumbernuß gegenüber der L-IZ selbstverständlich und nach Rücksprache mit dem Ordnungsamt Leipzigs den aufreibenden Kampf für die deutsche Bierkultur fortsetzen. Dann heißt es vor dem Gewandhaus „LEGIDA – Das Original ruft zur III. Vollversammlung“. Es werden erneut ausschweifende und beeindruckende Redebeiträge der „Leipziger Ethanolfreunde gegen die Illegalisierung des Alkohols“ erwartet.

In den vergangenen Tagen hatte das Bündnis verstärkten Zulauf aufgrund der leicht verständlichen Parolen, wie “Bier trinkt das Volk” und die werterhaltenden Ziele bekommen. Nachdem erst die Zahlen auf der Facebookseite auf sagenhafte knapp 300 Anhänger gegangen waren, haben mittlerweile auch gut 180 Facebookuser ihre Teilnahme an der Veranstaltung am heutigen 9. Februar zugesagt. Rechtzeitiges Erscheinen scheint notwendig, es könnte voll werden.

Hier geht es zur Facebookseite der Anti-Anti-Bierkultur. http://www.facebook.com/originallegida

Uwe Brückner (Die Partei) hier bei seiner Ansprache am vergangenen Montag - als Redner auch am 9. Februar erwartet. Foto: Andreas Bernatschek
Uwe Brückner (Die Partei) hier bei seiner Ansprache am vergangenen Montag – als Redner auch am 9. Februar erwartet. Foto: Andreas Bernatschek

+++ 15 Uhr: Dialog und Erfahrungen gibt es heute wieder an der Nikolaikirche +++
Während Legida heute zumindest offiziell nicht demonstrieren darf, finden andere, bereits bekannte Veranstaltungen erneut statt.

So treffen sich wie bereits drei Mal Menschen auf Einladung des Erich-Zeigner e.V. unter dem Motto „Legida redet über uns – Jetzt reden wir“ ab 16 Uhr an der Nikolaikirche. In der Erklärung zur vierten Auflage des Gesprächsformates heißt es: „Wir müssen uns auch inhaltlich mit bestehenden Problemen in unserer Gesellschaft auseinandersetzen. Denn es gibt Probleme, z.B. in der Asylpolitik, in Fragen der Unterbringung asylsuchender Menschen und nicht zuletzt im (Alltags-)Rassismus, dem vermeintlich Fremde leider auch in Leipzig ausgesetzt sind. Wir wollen die große Aufmerksamkeit und die Chance nutzen, (erstmalig) politisierte Menschen mit unseren, statt Legidas Inhalten zu erreichen!“

Dabei sprechen auch heute wieder Menschen über ihre Diskriminierungserfahrungen – welche sie gemacht haben, nicht erst seit Legida gegen den Islam in Leipzig zu Felde zieht. Ziel erneut, Betroffene und Szenekenner zu eben diesen Themen selbst sprechen zu lassen, statt über Betroffenen zu sprechen. Heutige Redner werden Angelica Avila, Referat Ausländischer Studierender der Universität Leipzig, Stefanie Krüger vom RosaLinde Leipzig e.V. und Tarek Khello, Journalist und Bruder des Künstlers Zakwan Khello, Leipzig/Syrien sein

Die Veranstaltung wird moderiert von Nicola Eschen, Gründungsmitglied des Netzwerk gegen Islamfeindlichkeit und Rassismus Leipzig im Jahr 2009. Nach dem Ende der Veranstaltung werden die Teilnehmer sicher wieder das gemeinsame Friedensgebet in der Nikolaikirche besuchen.

„Legida redet über uns - Jetzt reden wir“ ab 16 Uhr wieder an der Nikolaikirche. Foto: L-IZ.de
„Legida redet über uns – Jetzt reden wir“ ab 16 Uhr wieder an der Nikolaikirche. Foto: L-IZ.de

+++ 14:15 Uhr: Mal nach den anderen Rechten sehn +++
Unterstützung erhalten die Legidas heute neben dem gestrigen Aufruf von „HoGeSa“ (Hooligans gegen Salafisten) erneut von rechtsextremer Seite. Auch „Die Rechte Sachsen“ – eine radikale Splitterpartei – hat ein Auge auf die Leipziger Geschehnisse geworfen und versucht durch einen „Leserbrief“ auf Facebook die Stimmung vor allem gegen Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung und Polizeipräsidenten Bernd Merbitz gezielt anzuheizen.

Bei der sächsischen NPD scheint die Reise heute eher nach Dresden zu Pegida zu gehen – auf ihrer Facebookseite hat man die Leipziger Vorgänge zwar wahrgenommen – ruft allerdings auf nach Dresden zu fahren. Dort wird heute neben anderen Rednern der neurechte Verleger Götz Kubitschek nach seinen zwei Leipziger Gastspielen eine Ansprache auf dem Neumarkt halten. Nachdem gestern das neue Bündnis von Ex-Frontfrau Kathrin Oertel mit rund 500 Teilnehmern regelrecht abgestürzt ist, darf man heute bei Pegida selbst durchaus mehr Demonstranten erwarten. Vielleicht hätte Oertel doch nicht ganz auf islamfeindliche Positionen verzichten sollen?

Zum zweiten Mal heißt es heute übrigens auch in Chemnitz „Cegida“. Läuft nicht, sagt ein Gegenbündnis und mobilisiert gegen die aus der Vorgängerorganisation “Chemnitz wehrt sich” hervorgegangene Zusammenkunft „besorgter Bürger“. Hier fand man die Untersagung in Leipzig offenbar weniger problematisch und schrieb bereits am 7. Februar: „Dann laden wir die Leipziger herzlich zu uns ein“.

+++ 14 Uhr: Eine Demo, die keine ist – die Grundkonstellation seit Sonntag +++
Alle Signale des heutigen 9. Februar deuten darauf hin, dass es keine Klagen seitens Legida gegen das Versammlungsverbot geben wird. Offenbar fehlt der Vereinigung der Wille oder eher die Kraft dazu. So wird von einem Rechtsbeistand gesprochen, welcher am Dienstag eine Abhandlung über das Verbot veröffentlichen möchte. Von einer Klageankündigung gegen das Verbot fehlt bislang jede Spur. Laut Stadt Leipzig ist am heutigen Mittag keine Klage bekannt geworden.

Das Verbot selbst war am 7. Februar durch die verantwortliche Stadt Leipzig ausgesprochen worden, nachdem der Freistaat Sachsen die benötigte Anzahl von Einsatzbeamten nicht hatte stellen können. Entgegen der Sicherheitseinschätzungen der zuständigen Polizeidirektion Leipzig, welche rund 3.000 Beamte gefordert hatte, wurden nur 800 bis 1.000 zugesagt. Zu wenig, befanden die Leipziger und untersagten die heutige Demonstration von Legida auf dem Augustusplatz aus Sicherheitsgründen.

Nicht ganz unschuldig daran die Legida-Macher selbst. Die Gründe für den erhöhten Sicherheitsaufwand waren neben den erneut zu erwartenden Gegendemonstrationen die eigenen „schweren Jungs“ – eine Gruppe von 300 (Polizeischätzung, 30. Januar) und am heutigen 9. Februar die Möglichkeit bis 500 gewaltsuchende Teilnehmer aus dem Hooliganmilieu geworden. Welche am 30. Januar von einem Redner auf der Bühne als Schutz der Veranstaltung deklariert und gelobt wurden. In genau diesem Schulterschluss liegt auch ein wenig das Problem des heutigen 9. Februar.

Im Netz schimpfen oder demonstrieren bei Legida?

Daraufhin besteht seit der nachfolgenden eigenen Erklärung am gestrigen Sonntag und der nachgeschobenen heutigen Erläuterungen zum Verbot seitens der Organisatoren des rechten Bündnisses ein skurriler Zustand in der Messestadt. Nahezu jeder Anhänger-Beitrag auf der Facebookseite spricht davon, sich doch im Zentrum Leipzigs, bevorzugt am Hauptbahnhof oder direkt auf dem Augustusplatz zu sammeln. Nun sind Netzankündigungen immer eine ganz eigene Sache. Am Rechner waren schon viele aggressiv und voller Hass. Um anschließend lieber an selbigem sitzen zu bleiben.

Legida begründet den fehlenden Aufruf heute wie folgt: „Genau auf diesen „EINEN BESTIMMTEN SATZ“ wartet sehnsüchtig auch unser politischer Gegner, um uns anschließend mit Klagen zu überziehen, welche möglicherweise sogar mit einem VERBOT der Orga und somit von LEGIDA enden könnten. Seid gewiss, dass wir uns in guter anwaltlicher Beratung befinden!“

Um nachzuschieben: „Bei allem was IHR heute in freier Willensentscheidung, als freie Bürger tut, sind wir mit unserem Herzen bei EUCH! FRIEDLICH UND GEWALTFREI!“

Dabei werden die öffentlich sichtbaren Beiträge und die Zustimmung zu den Schritten der Organisatoren seit Sonntag immer weniger, die Stimmung hingegen ist gereizter, einige Anhänger zeigen sich deutlich frustriert.

Die Legida-Organisatoren selbst kündigen nun die Vorbereitungen für den 16. Februar in Leipzig an. Den 9. scheint man – zumindest offiziell behauptet – abgehakt zu haben.

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