Boah, Leute, die Wetterlage macht einem die Biographie heute nicht gerade leichter: Das Gefühl, morgen erneut auf einen klatschnassen Fahrradsattel aufsteigen zu müssen, erfordert innere Stärke und jede Menge Work-Life-Balance. Der Mitmensch auf den Straßen ist schneller: Er trägt den Fahrradsattel entweder bereits in der Mimik oder nichts unter dem Regencape außer amorphe armeegrüne Kapuzen-Sweatshirts sowie seine Hate-Speech-Tattoos. In denen er immer wieder gern verwunderlicherweise a priori vermutet, er werde von aller Welt gehasst ("You hate me because I'm different, I hate you because you are all the same").

Was aber tun für ein bisschen gute Laune plus einen Hauch Urlaubsfeeling? Vielleicht einfach mal mit einem Handtuch ein paar Sitze in der Straßenbahn reservieren … ? Oder ins Kino zu “Die Schlümpfe und das verlorene Dorf”, das aber erst nach jeder Menge Kinowerbung auf der Leinwand verzweifelt gesucht werden will?

Während man nach dem verlorenen Dorf endlich gründlich und vor allem langwierig fahndet, geht mir der zuvor gehörte Werbe-Slogan der Zeitschrift MAXI nicht mehr aus dem Kopf. “Warum soll ich mit weniger zufrieden sein, wenn ich mehr haben kann?”, fragt eine junge Frau in dem Spot, der auch „Die Werbefuzzis und der verlorene Verstand“ heißen könnte, naturgemäß in ihren eigenen weitläufigen luxuriösen Räumen.

Möglicherweise besteht genau in dieser Frage, wenn man sie auch noch ernst meint, das zweitgrößte Problem der modernen deutschen Einwohnerschaft. Wenn nämlich genau das gelänge – mit WENIGER zufrieden zu sein, obwohl man MEHR haben könnte, dann könnte man einige Arschgeigen, die momentan weltweit Sorgen machen, indem sie sich mit viel Gebrüll zur Wahl stellen und dann (beinahe) auch noch gewählt werden, sehr konkret und mit ordentlich Verve in die Wüste schicken.

Und dann könnte man endlich eine Partei zur Behebung des Problems mitteleuropäischen Scheißwetters und – zur Sicherheit – eine paneuropäische Fußballmannschaft gründen. Es gibt wirklich ein paar wunderbare und möglicherweise gar noch dringlichere Aufgaben, um Menschen in Europa ganz langsam überhaupt zusammenfinden zu lassen.

Gelingt das nicht, tragen die Schlümpfe vielleicht in Bälde Uniform.

In eigener Sache

In eigener Sache (Stand Mai 2017): 450 Freikäufer und weiter gehts

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar