... sagen Kinder manchmal zu ihren Eltern. Und ich sage es euch auch. In ein paar Tagen wird alles wieder gut – zähflüssige Sondierungsgespräche, Boris-Becker-Sohn-Schmähungen, fehlender Wintereinbruch in Germany, Angies Blazerfarbe hin oder her. Ab 19. Januar beginnt die sechste Jahreszeit in Deutschland: Dann wird aus dem Dschungel-Camp wieder zurückgesendet. Und dies vermutlich unter gar nicht so geringer Beachtung.

Früher habe ich diese Sendung nie angesehen. Mit den Jahren noch etwas weniger. Trotzdem kann man sich Informationen rund um dieses Format als Irgendwie-am-Leben-Beteiligter kaum verschließen. Und ich finde diesen ganzen Mummenschanz drumherum im Grunde ganz aufschlussreich – wie im Übrigen alles, was der Mensch so mit sich machen lässt.

Mir steht die folgende Aussage zwar gar nicht zu, aber unter uns kann ich es ja trotzdem einmal sagen: Mir tun die Beteiligten immer sehr leid. Fallhöhen ehemals als würdevoll empfundener Schauspieler, Geltungsstreben junger Menschen, die zufällig oder mit List gut gewachsen daherkommen und eine fast unaushaltbar spürbare Verzweiflung in die Jahre kommender Frauen vom Sternbild „It-Girl“ der Neunziger. Für den Resilienten unter den Aufgezählten ist es ein freches Zubrot, für die fragileren unter ihnen vermutlich nur ein weiteres Branding auf der Seele, das ihnen billig zu stehen kommt.

Es ist ein RTL-Marketing-Tsunami. Mehr nicht. Der auch den so zynisch lächelnden Zuschauern von „Trash-TV mit Fremdschäm-Freizeit-Wert“ immer wieder Bilder liefert. Bilder, Bilder, Bilder. Von echten oder falschen Brüsten. Von echten oder falschen Kakerlaken. Von Bizeps-Männchen. Von Sonja Zietlow.

Es ist nicht die Welt. Es ist nur ein klitzekleines Stück von etwas, was Leben leider auch sein kann, weil obergierige Menschen etwas Peinliches mit Menschen machen – mit denen auf und denen vor dem Bildschirm.

Toleranz heißt eben leider auch, dass man vielen anderen unbenommen lassen muss, auf welche Weise sie ihr Leben wegzuwerfen gedenken. Träumen aber, das darf man schon noch manchmal. Von einem neuen Sendeformat zum Beispiel. Ich hätte schon einen Titelvorschlag:

„Ihr seid am Leben. Holt da was raus!“

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