Es geht nicht immer gerecht zu im Leben. Das gilt auch für den deutschen Arbeitsmarkt. Ein Blick auf entsprechende Daten des Statistischen Bundesamts zeigt, dass Arbeitnehmer/-innen in Deutschland nach wie vor mit vielen Ungleichheiten zu kämpfen haben.

Zwischen Spitzenverdienst und Niedriglohn

Der Durchschnittsverdienst bei Vollzeitbeschäftigten laut Statistischem Bundesamt lag in Deutschland im Jahr 2021 bei 3.975 Euro brutto. Das klingt erst einmal gar nicht so schlecht. Aber es ist nun mal ein Durchschnittswert, in den auch Spitzeneinkommen einfließen. Tatsächlich können viele Arbeitnehmer/-innen in Deutschland von einem solchen Gehalt nur träumen.

Es kann davon ausgegangen werden, dass nur etwa ein Drittel der Arbeitnehmer/-innen mit ihrem Verdienst über dem Durchschnittswert liegen, während zwei Drittel mehr oder weniger deutlich darunter liegen. Über sieben Millionen Menschen arbeiteten nämlich 2019 im Niedriglohnsektor und verdienten somit weniger als 11,50 Euro pro Stunde.

Dabei spielt auch die Branche eine große Rolle. Hohe Gehälter gibt es tendenziell eher in den Bereichen Information, Kommunikation, Energieversorgung und Finanzen. Besonders schlecht in Sachen Gehalt schneiden unter anderem Hotellerie und Gastronomie ab. Die meisten Niedriglohnbeschäftigten finden sich im Einzelhandel. In den schlecht bezahlten Branchen sind auch besonders viele Minijobbler/-innen tätig. Gerade sie sind mit 77 % besonders häufig von niedrigen Löhnen betroffen.

Der Wohnort kann entscheidend sein

Wo in Deutschland man lebt, wirkt sich sowohl auf die Jobchancen als auch auf das mögliche Gehalt aus. Große Metropolen weisen zwar meist höhere Arbeitslosenzahlen als ländliche Kommunen auf, gerade gut qualifizierte Bewerber haben es hier aber langfristig leichter den Traumjob zu finden.

Auch zwischen Ost und West bestehen nach wie vor Unterschiede. Beispielsweise wer in Köln auf Jobsuche geht, hat offenbar bessere Chancen auf einen gut bezahlten Job, als jemand der in Leipzig sucht. Der Durchschnittsverdienst im Westen lag 2020 bei 4081 Euro, im Osten hingegen bei 3289 Euro. Niedriglöhner sind dabei im Osten ebenfalls häufiger vertreten als im Westen. 2019 waren im Westen 18,9 %, im Osten aber 25,3 % in einem Job mit Niedriglohn beschäftigt.

„Gender Pay Gap“ gehört nicht der Vergangenheit an

Ebenfalls noch nicht in jeder Lohnabrechnung angekommen ist die Gleichberechtigung der Geschlechter. Der Durchschnittsverdienst von Männern lag bei 4146 Euro, während Frauen im Schnitt nur 3578 Euro bekamen. Das spiegelt auch der Stundenlohn wider, der bei Männern in Schnitt bei 22,78 Euro und bei Frauen im Schnitt bei 18,62 lag. Laut Statistischem Bundesamt verdienten Frauen 2020 also durchschnittlich 18 % weniger als Männer.

Dieser Unterschied kommt zu einem Teil dadurch zustande, dass Frauen häufiger in grundsätzlich schlechter entlohnten Branchen tätig sind. Allerdings nicht nur. Auch bei vergleichbarer Position und Qualifikation ergibt sich statistisch gesehen noch ein Unterschied. Und der beträgt dann im Schnitt ebenfalls noch mindestens 6 %.

Stellschraube Mindestlohn

Eine entscheidende politische Stellschraube in Sachen Gehälter ist der gesetzliche Mindestlohn. Zurzeit liegt er bei 9,60 Euro. 2022 soll er in zwei Schritten zunächst auf 9,82 und dann auch 10,45 Euro steigen. Wie es danach weitergeht, steht noch nicht fest. Die Mindestlohnkommission wird neue Empfehlungen abgeben. Die Entscheidung darüber liegt dann beim Bundestag. Eine von vielen Seiten geforderte schrittweise Anhebung auf 12 Euro würde rund 10 Millionen Beschäftigungsverhältnisse in Deutschland betreffen.

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