Nicht nur vor Aufregung, Freude oder beim Sport kommt bei den Sachsen der Kreislauf in Wallungen und steigt der Blutdruck. Fast jeder Zweite im Freistaat leidet unter Erkrankungen des Kreislaufes und jeder Dritte erhält die Diagnose: zu hoher Blutdruck. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest der BARMER GEK Arztreport 2014. Die Dunkelziffer liege sogar noch höher.

Da der Bluthochdruck zunächst keine körperlichen Beschwerden verursacht, bleibt er oft lange unbemerkt. Das sei gefährlich, denn in der Folge kann es zum Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen, stellt die BARMER fest.

Bei rund einem Viertel der deutschen Bevölkerung ist der Blutdruck zu hoch. In Sachsen liegt der Durchschnittswert mit 32,2 Prozent Bevölkerungsanteil noch darüber. Besonders die Nordsachsen überschreiten den Bundes- und auch den Sachsenwert sehr deutlich.

“Mit über 34 Prozent sind sie Spitzenreiter im Freistaat. Gleichzeitig sind dort auch die meisten Behandlungen auf Grund von Kreislauferkrankungen (45,5 Prozent) zu verzeichnen”, sagt Paul Friedrich Loose, Landesgeschäftsführer der BARMER GEK in Sachsen.

Dagegen weniger häufig betroffen im Freistaat sind die Dresdner und Vogtländer. Hier leiden nur knapp über 30 Prozent der Bewohner unter zu hohen Blutdruckwerten und korrespondierend dazu auch nur rund 42 Prozent an Erkrankungen des Kreislaufes. In Leipzig wird bei 31,8 Prozent der Untersuchten Bluthochdruck festgestellt.

“Der Blutdruck wird stark durch den Lebensstil beeinflusst. Oft würde es reichen, diesen konsequent zu ändern, mehr Bewegung und eine ausgewogene Ernährung in den Alltag einzubauen”, meint Loose.Aber nicht nur der beeinflusst die Zahlen. Denn sowohl Kreislauferkrankungen als auch Bluthochdruck hängen eng mit dem Alter zusammen. Hinter der Statistik der BARMER steckt also auch der zunehmend wachsende Anteil von Senioren im Freistaat. Für das Jahr 2012 zum Beispiel weist das Amt für Statistik einen Anteil von 24,7 Prozent der über 65-Jährigen an der Gesamtbevölkerung aus. Über 1 Million Sachsen sind älter als 65. Es gibt auch noch den Altenquotient. Der wird berechnet durch den Vergleich der über 65-Jährigen mit der Bevölkerungsgruppe der 15- bis 65-Jährigen. Hier entsteht ein Verhältnis von 391 auf 1.000 Personen im erwerbsfähigen Alter.

Selbst wenn man die Senioren abzieht, bleibt natürlich ein Prozentsatz von Menschen, die mit Kreislaufproblemen zu kämpfen haben. Wahrscheinlich ähnlich viele wie in den anderen Bundesländern, denn die Rahmenbedingungen eines auf Leistungsdruck und Konsum orientierten Lebens sind ja überall recht ähnlich.

Gegensteuern kann man nur, indem man seine individuellen Gewohnheiten so gesund wie möglich gestaltet.

Der Abbau von Stressfaktoren, eine alkohol-, nikotin- und salzarme Ernährung helfen auf natürliche Weise den Blutdruck zu senken. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, muss der Blutdruck medikamentös behandelt werden, meint die BARMER GEK. Das kann jedoch nur ein Arzt entscheiden. “Regelmäßig durchgeführte ‘Check-up’-Untersuchungen helfen dabei, eine schleichende Blutdruckerkrankung rechtzeitig zu erkennen”, so Loose weiter.

Und da das Wort Bewegung schon gefallen ist: Auch die Freizeitgestaltung spielt eine Rolle. Zum hohen Blutdruck tragen auch alle “Beschäftigungen” bei, in denen der Körper passiv bleibt – allen voran der passive Genuss von Fernsehen und anderen Medien. Ein Thema, das auch in den Vorschuluntersuchungen in Sachsen schon eine Rolle spielt, denn in dieser passiven Lebensweise haben auch alle Probleme ihre Wurzeln, die Kinder schon bei Eintritt ins Schulalter belasten: Übergewicht, motorische Probleme, Sprach- und Verständnisprobleme. Bis hin zu Krankheitsbildern, die für gewöhnlich erst im hohen Alter üblich sind: Diabetes zum Beispiel.

Die falsche Lebensweise wird über Generationen weitergereicht. Junge Menschen leben schon wie alte Menschen und typische Alterserkrankungen treten in einigen Bevölkerungsgruppen früher auf.

Die Daten für Sachsen als PDF zum Download.

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