Am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) findet künftig regelmäßig das Projekt P.A.R.T.Y. statt. Was nach Spaß klingt, hat einen ernsten Hintergrund: Das Programm will Jugendlichen deutlich machen, welche Konsequenzen ein Verkehrsunfall haben kann - nicht nur im Augenblick für die Gesundheit, sondern auch langfristig, für sie selbst, für die Familie, den Freundeskreis oder das Arbeitsleben.

Denn gerade bei jungen Erwachsenen sind die Gründe für einen solchen Unfall häufig die gleichen: Überschätzung und Nachlässigkeit ebenso wie Drogen und Alkohol im Straßenverkehr. Um Schülern mögliche Folgen vor Augen zu führen, durchlaufen sie am UKL einen Tag lang die gleichen Stationen wie ein Patient, der bei einem Unfall schwere Verletzungen erlitten hat. Die nächste Veranstaltung findet am 7. Mai statt.

Mehrere Einrichtungen des Uniklinikums vermitteln dabei den Schülern einen Einblick in ihre tägliche Arbeit und damit auch in die tägliche Behandlung von Unfallopfern: Neben Intensivstation und Notaufnahme sind auch eine so genannte Normalstation der Unfallchirurgie sowie die Physiotherapie und Rehabilitation beteiligt. Auch die Polizeidirektion Leipzig und das Deutsche Rote Kreuz arbeiten bei diesem Präventionsprogramm mit dem UKL zusammen. Am Ende des Projekttages steht ein Gespräch mit einem ehemaligen Patienten, der bei einem Unfall verletzt und anschließend im Universitätsklinikum behandelt wurde.

“Unser Ziel ist es, die Jugendlichen für die Folgen zu sensibilisieren, die ein Verkehrsunfall haben kann. Sie sollen sehen, dass ein Moment der Unachtsamkeit oder Alkohol am Steuer mit nachfolgendem Unfall dazu führen kann, dass sich das Leben möglicherweise total ändert, dass ein Patient monatelang im Krankenhaus behandelt wird und viele Dinge, wie das Bewegen des Arms nach einem Ellenbogenbruch, erst mühsam wieder trainieren muss”, sagt Professor Christoph Josten, Geschäftsführender Direktor der Klinik und Poliklinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und Plastische Chirurgie, unter deren Leitung die Veranstaltung am UKL organisiert wird.Die Idee für das Projekt P.A.R.T.Y. stammt aus Kanada. – P.A.R.T.Y. steht als Abkürzung für den englischen Namen des Projekts, der übersetzt “Prävention von Alkohol- und risikobedingten Traumen bei Jugendlichen” heißt. Eine Krankenschwester, die in den 1980er Jahren in der Notfallambulanz eines Krankenhauses arbeitete, wollte Schülern in Unfallkliniken zeigen, wie sich hier Menschen jeden Tag um viele Verkehrsopfer kümmern. Gerade die jungen Verkehrsteilnehmer sollten so sehen und miterleben, was es heißt, die Folgen eines schweren Unfalls zu verarbeiten. Derzeit gibt es mehr als 100 Programme in fünf Ländern.

In Deutschland hat die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie die Schirmherrschaft für das Projekt mit großem Erfolg übernommen. Erstmals fand es 2011 am Klinikum Köln-Merheim statt, aktuell an sechs anderen Kliniken in Deutschland und jetzt wird es erstmals in Sachsen auch am Universitätsklinikum Leipzig regelmäßig angeboten.

Die erste Veranstaltung im März war bei den Teilnehmern, Schülern einer 11. Klasse aus Bautzen, auf großes Interesse gestoßen. Ob der Besuch auf der Intensivstation oder das Gefühl, selbst einmal auf der Liege im Behandlungsraum oder im Krankenwagen zu liegen – der Tag am UKL hat sie sehr beeindruckt. “Gerade für die, die wie wir kurz davor stehen, den Führerschein zu machen, ist es auf jeden Fall lohnenswert, sich mit den Folgen von Alkohol am Steuer auseinanderzusetzen”, fand eine Schülerin.

www.uniklinik-leipzig.de

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