Was passiert eigentlich mit einer Gesellschaft, in der die Ansprüche an Mobilität, Flexibilität und Verfügbarkeit der Beschäftigten immer weiter wachsen? In der auch die Freizeit immer weiter durchplant, optimiert und nutzbar gemacht wird? – Sie zeigt Überlastungserscheinungen. Die Menschen sind dafür nicht gemacht und erkranken psychisch. Die Barmer Ersatzkasse hat jetzt einmal Zahlen für 2016 vorgelegt.

Denn die psychischen Erkrankungen spiegeln sich natürlich auch in den Statistiken der Krankenkassen. Und hier wird auch sichtbar, wie diese Überlastung die Beschäftigten dazu bringt, dass diese dann erst recht ausfallen. Denn auch psychische Erkrankungen müssen therapiert werden.

Und so sorgen Depressionen für lange Fehlzeiten im Berufsleben, betont die Barmer. Nach den Rückenleiden führen sie in Sachsen die Statistik der Diagnosen an. Alters- und geschlechtsübergreifend erhielten laut Barmer Arztreport 2018 fast 12 Prozent der Versicherten mindestens einmal eine derartige Diagnose. Hochgerechnet auf die Gesamtbevölkerung im Freistaat sind das mehr als 490.000 Menschen.

Zugrunde liegen Daten der Barmer für das Jahr 2016 – die derzeit aktuellsten verfügbaren Daten. Berücksichtigt wurden Diagnosen zu stationären sowie ambulanten Krankenhausbehandlungen sowie Diagnosen aus der ambulanten ärztlichen und psychotherapeutischen Versorgung.

„In Sachsen verzeichnen wir, dem Bundestrend folgend, einen stetigen Anstieg der Ausfalltage verursacht durch psychische Störungen. Charakteristisch für diese Art der Arbeitsunfähigkeiten sind lange Ausfallzeiten. Ein Stoppen des Aufwärtstrends kann nur gelingen, wenn wir die Menschen frühzeitig erreichen. Niedrigschwellige, digitale Präventions- und Hilfsangebote wie Onlinetrainings, Onlineforen können helfen, die Hemmschwelle zu senken, damit sich Betroffene schneller Hilfe holen“, sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen.

Seine Kasse unterstütze deshalb das in Leipzig ansässige Diskussionsforum Depression (e.V.) im Rahmen der Selbsthilfeförderung mit 178.430 Euro.

„Für Menschen mit Depressionen kann es schwierig sein, sich an einen Arzt oder Psychotherapeuten zu wenden. Um die Menschen frühzeitig zu erreichen, brauchen wir niedrigschwellige Angebote“, so Magerl. Statistisch gesehen war jeder Beschäftigte in Sachsen durchschnittlich 3,2 Tage mit einer psychischen Diagnose krankgeschrieben. Dabei sorgen Depressionen im Einzelfall mit rund 45 Tagen für die längsten Fehlzeiten.

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