Auch in Sachsen verursacht der Konsum illegalisierter und legalisierter Substanzen in vielen Fällen schwere gesundheitliche Schäden bis hin zu Todesfällen. Und mit Drogen sind dabei nicht nur all die chemischen Spaßmacher gemeint, mit denen sich Leute das Gehirn vernebeln, sondern auch ganz klassische Drogen wie Alkohol. Der freilich sogar noch mehr Schaden anrichtet als die synthetischen Drogen, denn er ist überall verfügbar und gilt für viele Menschen als tägliche Stimulanz. Eine Stimulanz mit Langzeitwirkung freilich.

2024 gab es im Freistaat mindestens 28 Drogentote, wie eine aktuelle Anfrage der drogenpolitischen Sprecherin der Linksfraktion, Juliane Nagel zeigt (Drucksache 8/1503). In den Jahren 2019 bis 2023 wurden noch jährlich zwischen 20 und 24 Todesfälle registriert. Laut der Antwort verstarben zudem von Januar bis Oktober 2024 im Freistaat mindestens 840 Menschen an alkoholbedingten Krankheiten und mindestens 2.921 Menschen an mit Tabakkonsum assoziierten Erkrankungen.

„Die vielen Todesfälle unter Drogenkonsumierenden sowie die hohe Zahl alkohol- und tabakbezogener Sterbefälle sind besorgniserregend. Die Landesregierung muss sich stärker für Prävention und angemessene Behandlungsmöglichkeiten einsetzen. Dies muss sich auch in der Finanzierung von Beratungs- und Behandlungsangeboten im Doppelhaushalt 2025/26 niederschlagen“, kommentiert Juliane Nagel die frisch abgefragten Zahlen.

„Sachsen ist nach Mecklenburg-Vorpommern das Bundesland mit dem zweithöchsten Anteil an Menschen, die wegen einer Alkoholabhängigkeit behandelt werden. Die Dunkelziffer wird wesentlich höher liegen. Dennoch gehen tausende Todesfälle im Zusammenhang mit Alkohol und Tabak nicht in die Statistik der Drogentoten ein. Die Doppelmoral im Umgang mit legalen Substanzen und denen, die verboten sind, gerät angesichts dieser Zahlen ins Wanken. Sachsen sollte sich im Bundesrat für ein bundesweites Alkohol-Werbeverbot und ein Verkaufsverbot von Tabak – mit Ausnahme von Fachgeschäften – einsetzen.“

Immerhin sei im letzten Jahr eine Rechtsverordnung in Kraft getreten, die Drogenkonsumräume möglich macht, meint Juliane Nagel: „Das ist ein erster Schritt der Entkriminalisierung. In Leipzig wird bald der erste Drogenkonsumraum in Ostdeutschland – außer Berlin – an den Start gehen. Allerdings gibt es weiterhin keine Rechtsgrundlage für Drug-Checking-Angebote, die in anderen Bundesländern längst fester Bestandteil der Präventionsarbeit sind.“

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