Auch in der Straßenbahn begegnen sie einem: besorgte Apothekerinnen und Apotheker, die an die Fahrgäste appellieren, sich für den Erhalt ihrer Apotheken einzusetzen. Mancher spricht schon vom Apothekensterben in Sachsen. Und die Vorsitzende und gesundheitspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Sächsischen Landtag, Susanne Schaper, fragt die Staatsregierung immer wieder an, wie es um die Entwicklung der Apotheken im Freistaat steht. Denn in manchen Regionen droht es bald keine Apotheke mehr zu geben.
Da beruhigte auch die Antwort von Innenminister Armin Schuster nicht, der die Abgeordnete eigentlich nur auf die vorhandenen Datenbanken verwies.
„Wir weisen seit langer Zeit auf das Apothekensterben hin: In den letzten zehn Jahren hat Sachsen fast ein Zehntel der damals bestehenden Apotheken eingebüßt. Obwohl sich der Umsatz aller Apotheken im selben Zeitraum fast um die Hälfte erhöht hat, sinkt deren Zahl seit 2012 kontinuierlich. Etwa beim Landkreis Zwickau kann man den Rückgang klar aus den Zahlen herauslesen. Während in den letzten Jahren nur sehr wenige Apotheken entstanden, liegt die Zahl der Schließungen weiter auf einem hohen Niveau“, so Schaper.
Daran, dass sie Sächsinnen und Sachsen weniger Geld für Medikamente ausgeben, liegt es also nicht, dass die Zahl der Apotheken von 1.003 im Jahr 2011 auf 899 im Jahr 2023 gefallen ist.

Woran lag es also dann?
So wie Susanne Schaper es sieht, sind es u.a. die eingefrorenen Honorare für Apothekerinnen und Apotheker, die vielen die Arbeit verleiden und Apothekeninhaber dazu bewegen, ihr Geschäft dann lieber zu schließen.
„Der Zugang zu Medikamenten ist eine Frage der Gerechtigkeit! Apotheken sind unverzichtbar, weil sie anders als Online-Shops niedrigschwellige pharmazeutische Beratung bieten. Sie müssen Medikamentenengpässe ausgleichen und Rezepturen herstellen“, sagt Schaper.
„Damit wieder mehr Menschen Lust haben, eine Apotheke zu betreiben oder dort zu arbeiten, wollen wir die Bedingungen verbessern. Neben den seit langem eingefrorenen Honoraren, die künftig dynamisch erhöht werden sollten, geht es um Bürokratieabbau. Förderprogramme sollten bei der Digitalisierung helfen und die Übernahme oder Eröffnung von Apotheken in unterversorgten Regionen erleichtern.“

Die Staatsregierung solle zudem mit dem Sächsischen Apothekerverband, der Landesapothekerkammer, den Krankenkassen und weiteren Akteuren sektorenübergreifend ein Maßnahmenpaket „Versorgungssicherheit und ApothekenÂschutz“ erarbeiten. Denn hier schlägt die zunehmende Überalterung im Freistaat zu. Wer dann gar außerhalb der prosperierenden Metropolen lebt, steht dann möglicherweise ohne eine funktionierende Medikamentenversorgung da.
„Wer die Versorgung vernünftig planen will, muss etwa medizinische Gesundheitszentren und Apotheken zusammendenken. Die Staatsregierung darf nicht länger separat mit Akteuren der verschiedenen Sektoren verhandeln. Eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung ist möglich, wenn alle Gesundheitsberufe ihre Expertise einbringen können und pharmazeutische Kompetenz stärker genutzt wird“, erklärt Susanne Schaper, wie man vorgehen könnte.
„Sachsens Bevölkerung altert, also wachsen auch die Anforderungen an die Apotheken. Diese stehen aber schon heute unter enormem Druck: Kostendruck, Zusatzaufgaben und zusätzliche Leistungen, wachsende bürokratische Anforderungen und Lieferengpässe erschweren ihre Arbeit. Schon heute fehlt Nachwuchs für Apothekerinnen und Apotheker, Pharmazeutisch-technischen Assistentinnen und Assistenten sowie Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte.“
Das Konsultationsverfahren zum Antrag der Linksfraktion für Maßnahmen gegen das Apothekensterben (Drucksache 8/658), so teilt Susanne Schaper noch mit, soll nach der Sommerpause abgeschlossen werden.
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