Von Patrick Lohr: Ob es gelingt, die Bevölkerungszahl in Sachsen auf 4 Millionen zu stabilisieren, ist fraglich. Grund der Zweifel ist der nachhaltige Geburteneinbruch seit Ende der 1980er Jahre. Wer 1991 geboren wurde, bekommt (statistisch) im Jahr 2019 oder 2020 sein erstes Kind.

Im Jahr 1991 lagen die Geburtenzahlen in Sachsen jedoch bei deutlich weniger als der Hälfte der relativ geburtenstarken Jahrgänge bis Mitte der 1980er Jahre, d.h. es wird potentiell weniger Eltern geben, die Kinder bekommen können. Somit kann man davon ausgehen, dass das Geburtendefizit noch deutlich steigen wird, ich vermute ab ca. 2015. Und dies könnte selbst bei einem ausgeglichenen Wanderungssaldo noch zu Bevölkerungsrückgängen von mind. 15.000 Menschen pro Jahr führen.

Dies wird sich erst wieder einpegeln, wenn die Fertilitätsrate auf mind. 2 Kinder pro Frau über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten ansteigt und die geburtenstarken Jahrgänge weggestorben sind. Also in frühestens 50-70 Jahren. (Diese Betrachtungen beinhalten keine Veränderungen in der Geburtenstatistik, die durch Migration ausgelöst sind.)

Insgesamt wird wohl der Trend bestehen bleiben, dass die Kerne weiter wachsen und die ländlichen Regionen entvölkert werden. Und dann stellt sich die die Frage nach Differenzierung: Lohnt sich es noch eine gute Infrastruktur im entvölkerten ländlichen Raum beizubehalten, oder sollte man es auf die Zentren beschränken? Und wie weit verstärkt der Rückbau der Infrastrukturen in schrumpfenden Räumen den Schrumpfungsprozess? Kann dies gewünscht sein oder nicht?

Dazu gibt es verschiedene Theorien und Ansatzpunkte, radikale und weniger radikale Lösungen. Nur, am Ende muss es irgendwie finanzierbar bleiben.

Zum Artikel vom 10. April 2012 auf L-IZ.de
Kassensturz: Ein paar vorläufige Einwohnerzahlen für 2011 und die Chance zum Umdenken

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