Am Donnerstag, dem 29.04.2021 wurde erneut die Mountainbike-Strecke in Lößnig/Dölitz (Nähe Dölitzer Schacht) von der Stadt Leipzig eingeebnet. Bereits im Oktober vergangenen Jahres wurde die seit über 20 Jahren geduldete Strecke begradigt. Der Einschnitt in die Natur war dabei groß. 

Die groben Spuren lassen darauf schließen, dass mit einem Bagger aufwendig in das Gebiet eingedrungen wurde, um die „Trails“ (Bedeutung: Mountainbike-Wege) zu zerstören. Welchen Schaden richtet so ein massiver Einsatz in der Natur eigentlich an? Inwieweit steht der entstandene Schaden in einem angemessenen Verhältnis zur bisherigen Nutzung des Gebietes?

Das Umfeld scheint außerdem ein beliebter Ort für illegale Müllentsorgung zu sein. In Eigenverantwortung wird zwar regelmäßig versucht, die Fläche frei von Müll zu halten, die großen Mengen machen es allerdings nicht einfach.

Mountainbiker/-innen sind grundsätzlich naturverbundene Menschen, es ist ein sehr wichtiger Faktor, diesen Sport im Einklang mit der Natur zu genießen. Warum wurde im Zuge der Begradigung der vorhandene Müll nicht mitgenommen? Was hat hier eigentlich Priorität?

Zurück bleiben wieder enttäuschte und frustrierte Mountainbiker/-innen. Speziell an diesem Ort haben vor allem viele Kinder und Jugendliche ihre Freizeit verbracht. Das sind Großstadt-Kinder, die sich aktiv in der wenig vorhandenen Natur bewegen wollen, sich austauschen, gemeinsam an ihrer Strecke arbeiten, sich gegenseitig unterstützen sowie helfen, Freunde finden und Leidenschaft für das Biken entwickeln.

Das sind auch Kinder und Jugendliche, die sich ein Stück weit mehr den Verlockungen der übermäßigen Mediennutzung entziehen. Fast täglich werden Meldungen verkündet, dass Kinder und Jugendliche sehr unter der Corona-Pandemie leiden und stark von Spätfolgen ausgegangen wird.

Illegal entsorgter Müll. Foto: Nick Totfalusi
Illegal entsorgter Müll. Foto: Nick Totfalusi

Bei den „Silbertrails“ fanden auch Kids einen Ort, an dem sie sich von ihrem stressigen Elternhaus erholen konnten sowie Ausgleich und Erfüllung fanden. Dazu kommt außerdem, dass die Akzeptanz zur Nutzung dieses Ortes in der Bevölkerung sehr hoch ist, der Dialog zwischen den Generationen angeregt wurde und Konfliktsituationen bisher nicht bekannt sind.

Das Handeln der Stadt lässt sich nur schwer nachvollziehen. Durch einen stumpfen Gewaltakt werden keine konstruktiven Lösungen geschaffen – das geschieht durch Kommunikation. Der große Bedarf an offiziellen Mountainbike-Angeboten in Ballungsgebieten ist offensichtlich.

Mountainbiken ist keine Nischensportart mehr, sondern mittlerweile als Breitensport in der Mitte der Gesellschaft angekommen. 15 Millionen Deutsche zwischen 14 und 69 Jahren nutzen laut Mountainbike Tourismusforum Deutschland ein Mountainbike in ihrer Freizeit – in Sachsen sind es mehr als 700.000 Menschen. Mountainbiken wird mit mittlerweile 14 Prozent öfter ab und zu betrieben als Fußball mit 12 Prozent.

Solange es keine offiziellen Angebote gibt, wird das wilde Bauen weiter stattfinden. Die Probleme verlagern sich durch Eingriffe dieser Art lediglich unter der Gefahr, dass in neuen und sensibleren Gebieten gebaut wird. Die Mountainbiker/-innen bleiben und der Frust sowie Nutzerdruck steigt durch die gefühllose Beseitigung von Angeboten. Wäre es nicht sinnvoller, bestehende Orte unter bestimmten Voraussetzungen zu legalisieren, so wie es auch in vielen anderen Städten und Kommunen praktiziert wird?

Anfang des Jahres wurde in einer Stadtratssitzung beschlossen, sich dem Problem anzunehmen, nach Lösungen zu suchen und Gespräche mit der Mountainbike-Szene anzuregen. Es kam tatsächlich zu ersten Gesprächen, die durchaus vielversprechend waren. Weitere Gesprächsangebote aus der MTB-Szene wurden bisher nicht weiter verfolgt und das Weiterkommen damit ausgebremst.

Nichtsdestotrotz organisiert sich die Leipziger MTB-Szene momentan, um sich aktiv für Lösungen einzusetzen. Mit dem in Leipzig ansässigen Mountainbike Tourismusforum Deutschland findet die Stadt ohnehin einen qualifizierten Ansprechpartner vor Ort. Bleibt zu hoffen, dass dem Stadtratsbeschluss endlich Taten folgen und sich die Stadtverwaltung ebenfalls aktiv am Prozess beteiligt. Die Stadt Leipzig sollte ein offizielles und großangelegtes Mountainbike-Angebot schaffen und die Legalisierung der bisher inoffiziellen Strecken aktiv vorantreiben.

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Es gibt 9 Kommentare

Zitat:”Mountainbiker sind grundsätzlich naturverbundene Menschen, es ist ein sehr wichtiger Faktor, diesen Sport im Einklang mit der Natur zu genießen.”

Ähhhhm, nein – Mountainbiker erlebe ich als egoistische Hedonisten, die sich nichts draus machen, wenn immer mehr Schutzgebiete durch wilde Trails zerstört werden. Sozusagen die “SUV-Fahrer des Waldes”

Zitat:”Die Stadt Leipzig sollte ein offizielles und großangelegtes Mountainbike-Angebot schaffen ….”

Zustimmung, wahrscheinlich die beste Lösung. Aber nicht wilddrauflos, sondern sich die Plätze betreff des ökologischen Wertes genau anschauen.

Zitat:”… und die Legalisierung der bisher inoffiziellen Strecken aktiv vorantreiben.”

Was’n Quatsch. Da könnten wir ja auch gleich sagen, dass z.B. auf dem Ring ein Tempolimit aufgehoben wird, weil es eh so viele Idi… ähm, Menschen gibt, die tun was sie wollen und sich eh an keine Regeln halten.

Wer die Natur wirklich liebt, nimmt Rücksicht und reflektiert über sein Einwirken auf Fauna und Flora.

Alle sollten mal den Ball schön flach halten, der Landschaft hier auch eher angemessen.

Auf meine Mail ans Amt für Sport kam eine bissige Antwort des Stadtförsters, dass das alles illegal ist.
Ja ist es auch.
Aber mit Kanonen auf Spatzen schießen – ist das die neue Corona Hysterie?
Und die Kleinkinderanlage beim Wolfswinkel ist ok, weil da die Kids der Stadtteilverordneten fahren lernen.

Ich fahre seit über 50 Jahren Fahrrad im Gelände. Immer schon gab es Spots, wo man sich als Kind oder Erwachsener ein paar schöne Linien und Hüpfer gesucht hat, das war 1967 nicht anders als heute, und meist war es “illegal”. In Leipzig gibt es noch ein paar mehr Ecken, ob in Lindenthal oder Mölkau oder Kulki.

Niemand verlangt eine offizielle “MTB-Strecke”, das gibt das Gelände wie schon gesagt nicht her. Allerdings wurde schon vor Jahren ein Pumptrack versprochen, ein richtiger, nicht so eine Sparversion wie in Seehausen. Skateranlagen und BMX taugliches gibt es ja auch. Soll jetzt der Privatverein in Stahmeln als Alibi herhalten, dass allen Stadtteilen ihre local Spots abgebaggert werden?

Guten Morgen,

“Dass MT-Sport eine Gefahrensportart ist, ist bekannt, ebenso, dass das Betreiben einer Sportart innerhalb eines Vereins für den Fall des Falles eine gute Wahl ist.”

Ja, genau darauf will ich hinaus, siehe Kommentar 1 unter Kommentar 2. Schön, dass dies ihnen bewusst ist, aber den Betreibern solcher illegalen Anlagen offenbar nicht.

PS: wenn Erwachsene meinen, sich einem Risiko auszusetzen, ist das für mich in Ordnung, es gibt ja genug Menschen auf der Welt. Ich finde es aber eher irritierend, wenn man Kinder, die wahrscheinlich solche Risiken noch nicht einschätzen können, irgendwelche Anlagen zur Verfügung stellt, wo nicht gewährleistet werden kann, dass mit den Anlagen alles in Ordnung ist und auch keiner anwesend ist, wenn was passiert usw. usf. Prinzipiell könnten mir aber auch die Kinder egal sein, es sind ja nicht meine eigenen. Dennoch finde ich es falsch, wenn man einerseits die Stadt nun als böse hinstellt weil sie da diese Anlagen zurückbauen ließ, aber wenn doch was passiert wäre, hätte man dann eben kritisiert, dass man diese Strecke zuließ.

Werter J., mit dieser Auflistung von Unfällen beim Mountainbiken nimmt Ihr Eifer gegen wilde MT-Anlagen einen irritierenden Zug an.

Man könnte genauso gut eine Liste von Verkehrsunfällen von Autofahrern oder auch von normalen City-Radfahrern dagegen(?!?) halten.

Dass MT-Sport eine Gefahrensportart ist, ist bekannt, ebenso, dass das Betreiben einer Sportart innerhalb eines Vereins für den Fall des Falles eine gute Wahl ist.

Mir ist nicht klar, worauf Sie jetzt hinauswollen. Aber das wird nur mein Problem sein.

Schön, dass die L-IZ sich zu einem Forum für neuartige Diskursstrategien entwickelt. Irgendwo auch sehr interessant zu lesen, wie argumentiert werden kann.

Eine kleine Auswahl aus den Nachrichten der letzten Zeit:

Herten 14.04.21 Schwerer Mountainbikeunfall auf Halde

Kredenbach 23.04.21 13jähriger auf Mountainbike-Strecke schwer verletzt

Dammbach 02.05.21 Mountainbikefahrer bei Abfahrt in Wald gestürzt und schwer verletzt

Oesede 08.05.21 37jähriger E-Mountainbiker am Rücken schwer verletzt in einem Waldstück außerhalb der befestigten Wanderwege

Baden-Baden 10.05.21 Mountainbike-Fahrer bei einem Sturz bei der Mülldeponie schwer am Kopf verletzt

Westhausen 18.04.21 Mountainbike-Fahrer in einem Waldgebiet auf einem abschüssigen Abhang schwer verletzt

Wiesbaden 21.04.21 Mountainbike-Fahrer stürzt mitten im Wald, Tochter musste ihn reanimieren

Potsdam 15.04.21 13jähriger auf hügeliger Cross-Strecke in Waldgebiet gestürzt, schwer verletzt

Seppenrade 17.04.21 18jähriger Crossfahrer tödlich verunglückt

Und so weiter!

Die Berichte über die Querschnittsgelähmten und Leute, die nach Schädel-Hirn-Trauma monatelang im Koma lagen, kann sich jeder selbst raussuchen.

Da ist es schon besser, wenn es ordentliche Anlagen gibt – und was mit der Haftung ist, wenn die Stadt nun öffentlich irgendwelche Parcours zur Verfügung stellt und es nicht gewährleistet ist, dass dort eine erwachsene Person für Notfälle anwesend ist, weiß ich nicht.

Natürlich soll jeder seinen Sport machen – aber sich auch der Gefahren bewusst sein sowie verantwortungsbewusst gegenüber Natur wie auch andere Menschen mit seinem Sportgerät etc. handeln! Und wenn Erwachsene irgendsolche Anlagen (mit)erbaut haben, ist das eigentlich sogar verantwortungslos – denn wer hat dort je aufgepasst, dass kein 10jähriger schwer stürzt?

Mountainbike-Fahren mag Spaß machen. Aber eigentlich sind das doch Partikularinteressen. Wieviele Leute (nicht gefühlt, sondern real) sind das konkret, die sich an genau diesem Ort vergnügten? 10 Menschen? 20 Menschen? Warum soll eigentlich die Allgemeinheit sich hier nun Gedanken machen und warum sollten irgendwo mit Steuergeldern Mountainbike-Anlagen errichtet werden? Wenn ich mit drei Freunden der Meinung bin, wir möchten auf dem Fockeberg eine öffentliche Achterbahn haben, die jeder frei nutzen kann, kriegen wir die dann auch, wenn wir traurig gucken und zwei meiner Freunde am besten noch Kinder sind, die besonders traurig gucken?

Ansonsten bin ich mir nicht sicher, aber wenn dort, wie auf den Youtube-Videos zu sehen ist, schon größere Bauwerke entstanden sind, ist das auch sicher für den Flächeneigentümer (dürfte die Stadt sein, oder?) eine Frage der Absicherung, diese Bauwerke zu entfernen. Warum? Mountainbiking ist nicht ungefährlich, klar, das ganze Leben ist irgendwo gefährlich, aber trotzdem ist Mountainbiking schon etwas gefährlicher als Schachspielen oder Wandern gehen. Nicht umsonst passieren eben beim Mountainbiking regelmäßig Unfälle, auch gerade gab es irgendwo wieder einen tödlichen. Einfach mal kurz ins Internet schauen zum Thema “Mountainbike” und “Unfall” – nicht schön – und übrigens passieren solche Unfälle oftmals auf irgendwelchen illegalen Trails irgendwo im Wald! Nun musste da nichts passieren bei speziell diesem Trail, aber wenn es doch passiert wäre, und jemand wäre hinterher querschnittsgelähmt oder schlimmeres, würde dann wieder gefragt: wer hat diese Baulichkeiten erlaubt? Und dann – wäre die Stadt wieder die Böse. Ich denke, die Stadt hat völlig berechtigt dort diese Bauwerke beräumt, natürlich ist es nicht schön für die Kinder, aber es ist auch nicht schön, wenn irgendwann jemand im Rollstuhl sitzt.

Der saubere Weg für diese 10 Kinder (geschätzt anhand der Videos): Die Eltern tun sich zusammen, sammeln Geld zusammen, gründen einen Verein. Ein passendes Grundstück kann dann gepachtet oder erworben werden, einer macht eine Trainerlizenz, es gibt dann wie in jedem vernünftigen Sportverein auch eine Versicherung usw. Die Kinder können halbwegs abgesichert den ganzen Tag umher fahren wie sie wollen. Und niemanden würde es stören!

Nüchtern gesehen:
* auch wenn das Beseitigen der “illegalen” MTB-Wege einen größeren Eingriff erforderlich macht, werden die Wege deshalb nicht legaler.
* Müll ist ein anderes Thema. Wilder Müll sollte nirgendwo herumliegen. Das ändert aber nichts am Thema MTB-Wege.

Korrekt, es handelt sich um ein LSG.
Ich sehe dort aber (schön videodokumentiert), dass Betonrampen und ähnliche Wegebauten errichtet wurden. Das passt nicht so ganz zusammen.

Prinzipiell ist sportliche Betätigung gut! Und auch soziale Gemeinschaft. Da muss man gar nicht auf die Corona-Drüse drücken.
Aber auch wenn Skifahren genauso immer beliebter wird, kann man Leipzig nicht auffordern, eine Skihalle zur Verfügung zu stellen.
Und auch ein Angler wird in einem Wüstenstaat niemanden verklagen können, damit er seinem Hobby nachgehen kann.

Wenn ich im Artikel lese, dass bei Nichtzurverfügungstellung von MTB-Wegen evtl. “in neuen und sensibleren Gebieten gebaut wird”, kann man das auch als Drohung auffassen. Das ist der Sache nicht dienlich.

Ja, eine Fläche zu “legalisieren” wäre wohl der beste Weg. Und vielleicht dort gar nicht so ab”wegig”.
Also wird den Beteiligten wohl nichts anderes übrig bleiben, als diese Kommunikation weiterzuführen.
Dazu wünsche ich ehrlich viel Erfolg.

Es geht in diesem Leserkommentar nicht um das NSG Auenwald. Es geht um das LSG Erholungspark Lößnig-Dölitz. FFH-Gebiet ist das meins Wissens nicht.

“Gegenüber Naturschutzgebieten zielen Schutzgebiete des Landschaftsschutzes auf das allgemeine Erscheinungsbild der Landschaft […]”. Hier ist es nicht zu verstehen warum mit Baggern gegen die Trails vorgegangen wird die das “Erscheinungsbild der Landschaft” nicht beinträchtigen oder verändern, da nicht sichtbar in einem Waldstück gelegen. Schauen Sie sich den Zustand vor Ort selbst an und entscheiden Sie ob die jetzt massiven Baggerspuren die Landschaft weniger beinträchtigen als die vorher vorhanden MTB Wege. Oder die wilden Müllkippen gleich daneben …

Der Auwald ist ein geschütztes Gebiet, schlimm genug, dass unsere Stadt jahr(zehnt)elang zusieht und teilweise aktiv dran mitwirkt, wie der Schutzstatus beispielsweise dem schnöden Mammon geopfert wird (WTNK).

Wo soll denn ein legales und attraktives Angebot entstehen, wenn man das Thema Umweltschutz ernst nimmt? Im FFH-Gebiet kann und wird das mit Sicherheit nicht legal sein.

In einer sich immer mehr verdichtenden Stadt wird es zwangsläufig zu immer mehr entsprechenden Konflikten kommen. Der Schutz des FFH-Gebietes muss hier aber Vorrang haben.

Davon abgesehen: Für die legale und sinngemäße Mountain(!)bikenutzung ist unser Flachland in meinen Augen eh nicht der richtige Ort. Es gibt hier nunmal keine Berge und die meisten Hügel liegen in einem Schutzgebiet.

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