Fußball ist eine Wissenschaft. Das wissen nicht nur alle begeisterten Fußballfans, die mitdiskutieren, wenn sich Schweinsteiger und Co. ein heißes Match liefern, sondern auch die RoboCup-Community. Diese trifft sich im Sommer nächsten Jahres auf dem Leipziger Messegelände, um den 20. RoboCup auszutragen. Fünf Tage lang lassen die Teilnehmer ihre Roboter aber nicht nur Fußball spielen, sondern auch bei Arbeiten im Haushalt helfen oder in schwierigem Gelände als Rettungsroboter agieren. Zum RoboCup 2016 werden 3.500 internationale Teilnehmer aus 40 Ländern und 40.000 Besucher in Leipzig erwartet.

“Wir freuen uns außerordentlich, dieses weltweit einzigartige Technologie- und Bildungsevent auf dem Leipziger Messegelände begrüßen zu dürfen. Zum RoboCup werden wir den Gästen aus aller Welt ein unvergessliches Event bieten”, sagt Markus Geisenberger, Geschäftsführer der Leipziger Messe. Professor Gerhard Kraetzschmar, General Chair des RoboCup 2016 ergänzt: “Der RoboCup vereint technologische Höchstleistungen mit anwendungsnahen Themen und zeigt damit auf beeindruckende Art und Weise, wie Herausforderungen der Zukunft gemeistert werden können. Für Wissenschaftler bietet der RoboCup die beste Möglichkeit, aktuelle Forschungsergebnisse vorzustellen. Zugleich ist der Wettbewerb für Studierende, Schulkinder und Familien hoch spannend, da er auf anschauliche Weise zeigt, was intelligente Roboter heute schon können.”

Den Mittelpunkt des RoboCup bilden Fußball spielende Roboter. In acht verschiedenen Ligen treten die Kicker mit künstlicher Intelligenz gegeneinander an. Die Ligen unterscheiden sich dabei hinsichtlich des Baus der Roboter oder auch der zu programmierenden Software. Ihr Ziel ist aber gleich: Wie beim menschlichen Fußball sind die Roboter heiß darauf, den Ball ins gegnerische Tor zu bringen. Kicken und passen, alles ist möglich, sogar foulen können die Roboter – und werden vom Schiedsrichter dafür natürlich bestraft.

Neben dem Fußballspiel demonstriert der RoboCup als Vorreiter auch die unmittelbare Nutzung von intelligenten Robotern für Industrie und Wirtschaft sowie Wissenschaft und Alltag: In vier weiteren Ligen zeigen die Wettbewerbe, wie Roboter bei Rettungseinsätzen unterstützen, im Haushalt helfen oder Produktionsprozesse verbessern können.

Das Ziel: 2050 den aktuellen Fußballweltmeister schlagen

Der RoboCup wird von einer einzigartigen, weltweiten Community mit mehreren zehntausend Beteiligten aus über 50 Ländern getragen. Diese verfolgt mit ihrem inzwischen weltweit größten Technologie- und Bildungsevent das Ziel, Robotik und deren Forschung zu fördern und das Thema dabei in die Öffentlichkeit zu rücken. Die Community hat sich dafür ein aktuell noch scheinbar unerreichbares visionäres Ziel gesetzt: 2050 soll ein Team aus komplett autonomen humanoiden Robotern ein Fußballspiel, unter Einhaltung der offiziellen Regeln der FIFA, gegen den Sieger der letzten Weltmeisterschaft spielen – und gewinnen.

Nutzen für Wirtschaft und Gesellschaft

Zahlreiche Innovationen sind bereits aus dem RoboCup hervorgegangen: 1999 wurde als Reaktion auf das große Erdbeben in Kobe (Japan) die Liga der Rettungsroboter eingeführt, um die Forschung auf diesem Feld voranzutreiben. Der hier entwickelte Roboter Quince kam 2011 im havarierten Atomkraftwerk Fukushima als eines von nur wenigen Robotersystemen helfend zum Einsatz.

Das große wirtschaftliche Interesse der Entwicklungen zeigen folgende Beispiele: Die Basistechnologie der Roboter von Kiva Systems – einem mobilen Roboter-Fulfillment-System – entstand in der Small Size League; das Unternehmen wurde von Amazon für über 700 M$ aufgekauft. Der Erfolg der französischen Firma Aldebaran Robotics begann mit dem Einsatz des humanoiden Nao Roboters in der Standard Platform League.

RoboCup fördert Nachwuchswissenschafter

Neben den RoboCupMajor Ligen widmet sich der RoboCupJunior den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Zukunft. In dieser Nachwuchskategorie sind Kinder und Jugendliche bis 20 Jahre aufgerufen, sich intensiv mit Robotern auseinanderzusetzen. Im Schulunterricht oder AGs bauen und programmieren sie ihre Roboter und trainieren für eine Bühnenchoreografie (Kategorie Dance), ein Fußballspiel (Soccer) oder simulieren einen Rettungseinsatz (Rescue). Um sich für den RoboCupJunior in Leipzig zu qualifizieren, finden in Deutschland ab kommendem Frühjahr die Qualifikationsturniere statt. Informationen dazu stehen ab September unter http://www.robocup.de und http://www.robocup2016.org zur Verfügung.

Doch nicht nur die hoch engagierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des RoboCup erleben die Faszination der Robotik. In verschiedenen Workshops erhalten Besucherinnen und Besucher Einblick in Bau und Programmierung der Roboter oder können auf dem Leipziger Messegelände Roboter agieren lassen.

RoboCup: Neue Herausforderung für die Robotik

Der RoboCup feiert in Leipzig sein 20-jähriges Jubiläum. 1997 fand die erste Veranstaltung in Japan statt. Der Termin war nicht zufällig gewählt, denn das Jahr galt in vielerlei Hinsicht als Wendepunkt in puncto Künstlicher Intelligenz. In diesem Jahr besiegte der Computer IBM Deep Blue erstmals den menschlichen Weltmeister im Schach, Garry Kasparow. Im gleichen Jahr, am 4. Juli, gelang der NASA-Mission Pathfinder die erfolgreiche Landung mit dem ersten autonomen Robotersystem Sojourner auf der Oberfläche des Mars. Schon einige Jahre zuvor hatten Wissenschaftler überlegt, Roboter gegeneinander Fußball spielen zu lassen, da dabei verschiedenste Prozesse auf kleinem Raum geprobt werden konnten. In Japan und den USA fanden kleinere Wettbewerbe statt, die als Testlauf für den ersten RoboCup galten. 1997 kämpften in Japan schließlich schon über 40 Teams vor den Augen von 5.000 Besuchern um den Weltmeistertitel beim ersten RoboCup. Mittlerweile besteht die Community aus einem weltweiten Netz von vielen tausenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Jährlich bringt der RoboCup die besten zusammen, die sich im ebenfalls jährlich stattfindenden RoboCup Fachsymposium über Neuerungen der Robotik informieren und austauschen.

Breite Unterstützung aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft

Der RoboCup erhält breite Unterstützung aus der Politik und Wissenschaft. Die Schirmherrschaft haben Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung und Martin Dulig, Sächsischer Staatsminister für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr übernommen. Die Stadt Leipzig, der Freistaat Sachsen und zahlreiche Unternehmen und Verbände sowie Universitäten und Forschungseinrichtungen haben ihre umfangreiche Unterstützung zugesagt.

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