Das globalisierungskritische Leipziger Kino (globaLE) zeigt am Donnerstag, 1. Oktober 2015 den Film "Waterberg to Waterberg - In den Fußstapfen von Samuel Maharero" (Namibia 2014, OengU) von Andrew Botelle im Neuen Schauspiel Leipzig. Als Gast für die anschließende Diskussion ist Kathleen Rahn von der Arbeitsgemeinschaft Postkolonial zu Gast.

Am Donnerstag, 1.10.2015 zeigt die globaLE den Film “Waterberg to Waterberg – In the footsteps of Samuel Maharero” (Namibia 2014). Der Film thematisiert den Völkermord an den Herero und Nama durch die deutsche Armee in der damaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika während der Jahre 1904 bis 1908. Ein Thema das in der öffentlichen Debatte sowie der offiziellen Geschichtsschreibung hierzulande wenig Aufmerksamkeit erfährt. Ein Thema welches aber auch angesichts der zunehmend militärischen Sprache die in den vergangenen Jahren wieder verstärkt in die deutsche Politik eingekehrt istaktuell ist.

Wenn Bundespräsident Gauck und führende Mitglieder der Bundesregierung wiederholt nach größerer Bereitschaft zu deutschen Militäreinsätzen weltweit aufrufen, – wenn die Bundeswehr heute u.a. am Horn von Afrika, vor der Küste Somalias, im Libanon, in der Westsahara, in Uganda, im Senegal, im Kongo, im Sudan oder auch in Mali an Kriegen beteiligt ist, – wenn die deutsche Rüstungsindustrie nach wie vor Platz 3 weltweit bei den Rüstungsexporten belegt, – alles natürlich unter dem Deckmantel der Wahrung von Menschenrechten und Freiheit – , dann ist es an der Zeit einen Blick in die Geschichte zu werfen. Auch heute verlassen Menschen ihre Länder weil sie dort keine Perspektiven mehr sehen. Nicht nur weil viele Regionen mit Krieg überzogen werden, sondern auch weil Investitionsschutz- und Freihandelsverträge mit Ländern wie Deutschland, diese Länder zwingen ihre Märkte zu öffnen und sich in eine enorme wirtschaftliche Abhängigkeit zu begeben. Neokoloniale Vorstellungen von Entwicklung und Zusammenarbeit dominieren heute wieder das Bild und wenn es um die Darstellung Afrikas geht, greift man heute wieder auf koloniale, rassistische Klischees zurück.

Der Film setzt im Jahre 1904 an. Nach ihrer Niederlage im Jahre 1904 gegen die deutschen Kolonialtruppen und dem Vernichtungsbefehl gegen ihn und sein Volk, wird Samuel Maharero – eben noch einer der einflussreichsten Persönlichkeiten Namibias – zum Gejagten. Unbarmherzig verfolgt von der deutschen Kolonialarmee entkommt Maharero und eine kleine Gruppe treuer Anhänger über die Kalahari Wüste nach Botswana und von da nach Südafrika. “Waterberg to Waterberg” begibt sich auf die Spuren dieses antikolonialen Widerstandskämpfers und erzählt dabei die Geschichte der Migration der Hereros durch das südliche Afrika vor über 100 Jahren. Durch Interviews mit Experten und Herero Würdenträgern, wird diese wahre Geschichte mittels eines Oral History Ansatzes rekonstruiert. Maharero und die Seinen verloren zwar die meisten ihrer Besitztümer im Krieg, doch ihre Kultur verteidigten und lebten sie weiter. Der Film erzählt ihre Geschichte, und die Geschichte ihres Anführers.

Im Anschluss an die Filmvorführung finden eine Publikumsdiskussion mit Kathleen Rahn von der Arbeitsgemeinschaft Postkolonial statt, die im Gespräch auch den Bogen zur Leipziger Kolonialgeschichte spannen wird.

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Kampagnenbündnis “Völkermord verjährt nicht” statt.

Donnerstag, 01.10.2015, 20 Uhr: globaLE Kino “Waterberg to Waterberg – In the footsteps of Samuel Maharero “, Namibia 2014 / 61 min / Andrew Botelle, Ort: Neues Schauspiel, Lützner Str. 29. Eintritt ist frei.

Die globaLE Kinoreihe findet bereits seit 2004 in Leipzig statt. Dieses Jahr läuft sie von August bis Mitte Oktober. Das komplette Programm findet sich auf: http://www.globale-leipzig.de oder auch auf FB: http://www.fb.com/globaleipzig.

Webseite der AG Postkolonial Leipzig: http://www.leipzig-postkolonial.de/

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