Beton holt sechs Mal Gold und ein Mal Bronze: am vergangenen Wochenende (27.-29.5.) war das neue Betonkanu der HTWK Leipzig, die „Lipsia“, beim diesjährigen Betonkanurennen in Arnhem (Niederlande) das erste Mal in See gestochen – und kehrte überaus erfolgreich zurück. Jeweils drei Läufe für Damen-, Herren- und Mixed-Teams waren zu absolvieren: über 50, 100 und 200 Meter. Die HTWK-Damen holten in allen Rennen Gold, die Herren über 50 und 100 Meter, das Mixed-Team siegte auf der 100-Meter-Strecke und heimste im 200-Meter-Lauf außerdem noch Bronze ein.

„Natürlich sind wie mit Erwartungen nach Arnhem gefahren, aber dass wir so erfolgreich sind hätte keiner gedacht!“ freut sich Teammitglied Josefin Spalteholz. Lars Hoffmann ergänzt: „Ein leichteres aber doch formstabiles Kanu war uns wichtig, um unsere Kräfte schneller in Beschleunigung umzusetzen. Unser Team hatte aber vor allem auch durch die Trainingsstunden beim SC DHFK Leipzig klare Vorteile gegenüber der Konkurrenz“. Kapitän Jan Teuchert resümiert: „Dieses Jahr hatten wir die perfekte Mischung aus hoch motivierten Paddlern und einem leichten, schnellen Boot. Die jahrelange Dominanz der Uni Twente Enschede (Niederlande) wurde durch die glanzvolle Leistung unseres Teams gebrochen.“ Selbst ein kleines – rasch repariertes – Leck nach einem leichten Zusammenstoß hatte den Siegeszug der „Lipsia“ nicht aufhalten können.

Die Konkurrenz aus Deutschland kam von der TU Dresden und von der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg. „Die Dresdner hatten zwar das leichtere Kanu – es wog nur 20 Kilogramm – doch offensichtlich haben sie im Vorfeld nicht genug Zeit fürs Training einkalkuliert. Deshalb belegten die Regensburger restlichen ersten Plätze“, schätzt Jan Teuchert ein.

Derzeit kann die „Lipsia“ im Südfoyer des Geutebrück-Baus der HTWK Leipzig besichtigt werden. (Karl-Liebknecht-Straße 132, 04277 Leipzig). Auch zur „Langen Nacht der Wissenschaften“ am 24. Juni wird das Kanu an der HTWK Leipzig präsentiert.

Hintergrund: 15 Studierende der HTWK Leipzig – größtenteils Bauingenieure in spe – hatten seit Februar dieses Jahres an dem Boot gearbeitet. Ziel war es vor allem, das Gewicht des Vorjahreskanus der HTWK Leipzig zu unterbieten: Während die beiden Vorjahresboote „Weiße Elster“ und „BUGAtti“ noch 125 bzw. 80 Kilogramm auf die Waage brachten, wiegt die „Lipsia“ schlanke 60 Kilogramm. Wie im vergangenen Jahr wurde ein so genannter Feinkornbeton benutzt, der sich durch hohe Druckfestigkeit auszeichnet  und durch Blähgaszuschläge („Mini-Weihnachtsbaumkugeln“) eine geringere Dichte als Normalbeton aufweist. Die geringe Wandstärke von fünf bis sieben Millimetern wurde durch den Einsatz von Carbonfasermatten ermöglicht. Der Vorteil dieser Textilmatten gegenüber gewöhnlichem Bewehrungsstahl ist, dass keine Betondeckung von zwei-drei Zentimetern Dicke benötigt wird, die normalerweise den Stahl vor Korrosion schützen soll. Außerdem sind die Carbonfasermatten leichter als Stahl. Somit kann das Boot – trotz seiner schlanken Abmessungen – bis zu einer Beladung von 550 Kilogramm schwimmen. „Das Betonkanuprojekt ist ein hervorragendes Beispiel für die Anwendung neuester Forschungsergebnisse auf dem Gebiet dünnschaliger Tragstrukturen aus Carbonbetonen“, so Prof. Lutz Nietner, Studiendekan der  Fakultät Bauwesen.

Ebenfalls neu ist die aufwändige und bisher einmalige farbliche Gestaltung des Betons. Das Kanu zeigt die Farben der olympischen Ringe – und wurde nicht etwa lackiert, sondern sechs Mischungen mit Pigmenten wurden angerührt und nacheinander direkt in die Schalung eingebracht – Beton muss nicht immer grau sein“, sagt Kapitän Jan Teuchert.

Das Betonkanurennen wird  jedes Jahr von einer anderen Hochschule an jeweils wechselndem Ort organisiert. Daran nehmen jedes Mal etwa 25 Mannschaften mit insgesamt bis zu 300 Teilnehmern teil. Im kommenden Jahr findet das Betonkanurennen in Köln statt.

Weitere Informationen:

http://www.betonkanorace2016.nl/en/

https://www.youtube.com/watch?v=MIuUckXZQW8 (Zeitraffer-Video vom Bau des Kanus)

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